Eröffnung der Buchmesse: Künstliche Intelligenz und eingesparte Kulturberichterstattung: Die Frankfurter Buchmesse beginnt mit Forderungen an die Politik und der Hoffnung auf ein Geschäftsjahr mit stabilem Umsatz.

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Zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse haben die Veranstalter am Dienstag die Bundesregierung dazu aufgefordert, die Urheberrechte von Künstlern im Zeitalter Künstlicher Intelligenz besser zu schützen. "Die Fähigkeiten dieser Systeme beruhen auf dem größten Datenklau der Geschichte", sagte Börsenvereinsvorsteherin Karin Schmidt-Friderichs. Urheberrechtlich geschützte Texte und Bilder seien ohne Einverständnis und Honorarzahlung genutzt worden und würden es weiter: "Wir brauchen klare Regeln."

Den Umsatz der Buchbranche nannte die Mainzer Verlegerin, die dem Branchenverband der deutschen Verleger und Buchhändler seit 2019 vorsteht, stabil. Er liege nach den ersten drei Quartalen des Jahres leicht über dem des Vorjahrs: "Das müssen andere Branchen erst einmal schaffen." Seit 1949 veranstaltet der Börsenverein die Frankfurter Buchmesse, die nach wie vor den größten Handelsplatz für Rechte und Lizenzen der internationalen Buchbranche darstellt.

Die Bücherschau wandele sich stetig, sagte ihr Direktor Juergen Boos: "Wir greifen neue Entwicklungen des Marktes auf und machen sie in Frankfurt sichtbar." Deswegen gibt es in Halle 1.2 erstmals ein eigenes Areal für das erfolgreiche Marktsegment New Adult, nach Boos’ Worten eher ein von Fans getriebener Event als eine Messe und mit zahlreichen Untergenres wie Romantasy, Dark Academia und Regency Romance perfekt geeignet für die "selbstbestimmte Realitätsflucht".

Verlegerin: An der Kultur darf nicht gespart werden

Um den Handel mit der Film- und der Games-Branche zu fördern, steht Fachbesuchern das neue Games Business Centre zur Verfügung, für das die Buchmesse mit der Kinderbuchmesse in Bologna zusammenarbeitet. Frankfurt profitiere von der Expertise der Italiener, diese vom größeren Frankfurter Marktplatz, sagte Boos: "Wir dürfen uns keine Konkurrenz machen, wir müssen uns gegenseitig verstärken."

Als Idee mit ähnlich verstärkender Wirkung lobte Schmidt-Friderichs den von der Bundesregierung finanzierten Kulturpass für Jugendliche. Er habe sich als niedrigschwelliger Einstieg oder Wiedereinstieg in die Welt der Bücher bewährt. Mehr als zwei Millionen Reservierungen, davon allein eine Million für Bücher, bewiesen es. "Diese erfolgreiche Initiative sollte unbedingt fortgeführt werden."

Auch in Zeiten knapper Haushalte dürfe nicht an der Kultur gespart werden. Sie wandte sich gegen Überlegungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, Reformforderungen durch Einsparungen in der Kulturberichterstattung entgegenzukommen: "Kultur- und gesellschaftspolitische Fragen sollten eher intensiver diskutiert werden, als dass man Sendeplätze streicht."

Allerdings lähme Deutschlands bürokratische Regelungswut auch die Buchbranche. Ausländische Verlage erlebten die Lizenzvergabe nach Deutschland inzwischen als steuerrechtlichen Albtraum. Die Formulare seien kompliziert, Geld fließe oft erst nach 20 Monaten Bearbeitungszeit. Viele Verlage verkauften ihre Lizenzen inzwischen lieber in andere Länder. Sie wandte sich an Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), der zum Bürokratieabbau aufrufe: "Nehmen Sie sich selbst beim Wort."

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Die Buchmesse erwartet in diesem Jahr nach Angaben eines Sprechers rund 4000 Aussteller. Das sind weniger als vor der Corona-Pandemie, als bis zu 7500 gezählt wurden, aber ebenso viele wie 2023. Vor einem Jahr kamen 105.000 Fachbesucher aus 130 Ländern und 110.000 Privatbesucher aus 93 Ländern. Mit ähnlichen Zahlen wird in diesem Jahr gerechnet.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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