Ersatz für abgerissene Brücke: Die Stadt Frankfurt hat drei Varianten vorgestellt, wie die Omegabrücke in Griesheim ersetzt werden kann. Eine davon gefällt weder dem Verkehrsdezernenten noch den Anwohnern.
Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert beginnt seinen Vortrag positiv. Immerhin sei die Omegabrücke in Griesheim – anders als die Carolabrücke in Dresden – nicht eingestürzt. In beiden Bauwerken hätten sich Spannungsrisskorrosionen gebildet, Risse im Spannstahl, die oft über lange Zeit unentdeckt blieben, erklärt der Grünenpolitiker am Dienstagabend im Saalbau Griesheim. Im vergangenen Jahr wurde die Brücke abgerissen. "Wir haben es hier vorher gemerkt", sagt Siefert. Man könne sagen: Alles richtig gemacht.
Vor ihm sitzen rund 250 Zuschauer und warten auf die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie, zu deren Vorstellung die Stadt an diesem Abend eingeladen hat. Sechs verschiedene Möglichkeiten habe man untersucht, drei davon seien in die engere Auswahl gekommen, sagt Nicole Vogel, die im Amt für Straßenbau und Erschließung die Studie betreut hat.
Verkehrsdezernent plädiert für Tunnel
Die erste Variante: Eine neue Brücke entsteht dort, wo die alte abgerissen wurde. "Wie Sie sehen, sieht sie im Prinzip erst einmal aus wie die alte Omegabrücke", sagt Vogel und deutet auf eine Grafik hinter ihr. Zu sehen sind Rad- und Fußgängerwege neben der Autospur. Entsprechend wäre die neue Brücke ein Stück breiter, sagt Vogel. Insgesamt sei diese Variante die kostengünstigste. Zudem bedeute sie die geringsten Eingriffe in Natur und Umwelt.
Am gleichen Standort könnte stattdessen auch eine Unterführung entstehen, wie in Variante zwei vorgesehen. Eine Grafik zeigt einen Tunnel, der unter den Gleisen hindurchführt. "Natürlich ist die soziale Kontrolle nicht ganz so optimal wie auf einer Brücke", gibt Vogel zu. Doch dafür böte die Option andere Vorteile: Die Rampen seien weniger hoch, dadurch seien die Wege gut befahrbar für Radler – vor allem aber für Rollstuhlfahrer. Anders als die Brücke wäre diese Variante barrierefrei. Entsprechend angetan zeigt sich der Verkehrsdezernent: "Aus städtebaulicher Sicht ist sicher die Unterführung die klügste Lösung", sagt Siefert.
Bau der Brücke dauert rund sieben Jahre
Unmut im Saal ruft die dritte Variante hervor. Aufbau und Konstruktion ähneln der zweiten Variante, allein der Ort der Unterführung wäre ein anderer: am jetzigen Bahnübergang der Elektronstraße. Dafür müsste die Stadt jedoch zunächst anliegende Grundstücke erwerben, die Variante wäre allein deshalb die teuerste, sagt Vogel. Im Publikum stößt der Vorschlag jedoch ohnehin auf Ablehnung. Applaus brandet auf, als eine Zuschauerin ruft: "Bitte vergessen Sie die Variante drei, denn sonst ist unsere Alte Falterstraße tot." Auch der Verkehrsdezernent zeigt sich skeptisch. "Wenn Sie mich fragen, würde ich die dritte Variante weglassen", sagt er, was im Saal mit allgemeiner Zustimmung aufgenommen wird.
Weniger Wohlwollen schlägt den Stadtvertretern entgegen, als sie Auskunft über die angestrebten Bauzeiten der drei vorgestellten Optionen geben. Ob schon Zeitpläne aufgestellt worden seien? Die gibt es, jedoch nur mit dem mehrfachem Hinweis auf die Vorläufigkeit der Schätzungen. Am schnellsten könnte die erste Variante gebaut werden, wie ein Zeitstrahl verdeutlicht. Sieben bis acht Jahre würde es trotzdem dauern. Im Saal wird die Prognose mit ungläubigem Gelächter aufgenommen. "Die Zeiten nerven mich genauso wie Sie", entgegnet Siefert. Er müsse sich an Recht und Gesetz halten.
Mehrfach betonen Stadtvertreter an diesem Abend, dass die Entscheidung darüber, welche der drei Optionen die derzeitige Behelfsbrücke ablösen soll, bei den Bürgern liege, genauer: dem sie vertretenden Ortsbeirat. Das Gremium tagt nächste Woche Dienstag. Man warte seine Empfehlung ab, sagt Siefert. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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