Gesetzentwurf vorgelegt: Auch Jurastudenten, die am Staatsexamen scheitern, sollen in Hessen künftig einen Abschluss erwerben können. Hierfür gibt es jetzt einen Gesetzentwurf.Im Landtag stößt er überwiegend auf Zustimmung.

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Die hessische Landesregierung treibt die Einführung des integrierten Jura-Bachelors voran. Wie das Justizministerium am Mittwoch mitteilte, wurde ein entsprechender Gesetzentwurf nun in den Landtag eingebracht. Er sieht vor, dass Jurastudenten in Hessen künftig den Bachelorabschluss beantragen können, wenn sie zum Staatsexamen zugelassen wurden oder das Justizprüfungsamt festgestellt hat, dass die Voraussetzungen hierfür vorliegen. Den Bachelor erhalten sie, wenn sie eine Bachelorarbeit geschrieben oder eine gleichwertige wissenschaftliche Leistung erbracht haben.

Dem Entwurf zufolge können die Universitäten, zusätzliche Voraussetzungen beschließen. Sie können etwa das Erlangen des Bachelors mit einer universitären Schwerpunktbereichsprüfung verbinden, die ohnehin im Jurastudium integriert ist.

Justizminister Christian Heinz (CDU) sagte, es sei das Ziel der Landesregierung, etwas Druck aus dem Jurastudium zu nehmen und eine neue Perspektive für Absolventen zu schaffen. Gleichzeitig würden Struktur und Leistungsstandards des deutschen Jurastudiums beibehalten, das in der ganzen Welt hohes Ansehen genieße.

"International anschlussfähiger Hochschulgrad"

Im Jahr 2023 hätten 49 Kandidaten in Hessen das erste Staatsexamen endgültig nicht bestanden, so Heinz. Dieser Personengruppe biete der integrierte Bachelor künftig neue Chancen auf Tätigkeiten jenseits der klassischen juristischen Berufe. Es handele sich um einen "international bekannten und anschlussfähigen Hochschulgrad", mit dem die im Studium erbrachten und geprüften Leistungen Anerkennung fänden, ergänzte der hessische Wissenschaftsminister Timon Gremmels (SPD).

Im Landtag stieß der Gesetzentwurf überwiegend auf Zustimmung. Es komme immer wieder vor, dass Studenten ihr Studium aus unterschiedlichen Gründen nicht fortsetzen wollten oder könnten, sagte der CDU-Abgeordnete Frederik Bouffier laut dpa. Manche wollten direkt in den Beruf einsteigen, ein Masterstudium in einer anderen Disziplin beginnen oder seien endgültig durch die staatliche Pflichtprüfung gefallen. Nach viereinhalb Jahren Studium trotz umfangreicher universitärer Leistungen keinen akademischen Abschluss vorweisen zu können, gehe oft mit erheblichen psychischen Belastungen einher.

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"Wenn diese Juristinnen und Juristen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, setzt das auch dem Fachkräftemangel etwas entgegen", sagte die FDP-Abgeordnete Marion Schardt-Sauer. Lara Klaes von den Grünen nannte die Initiative einen "überfälligen Schritt". Kritik kam dagegen von der AfD-Fraktion. "Der sogenannte integrierte Bachelor wird weder den Jurastudenten helfen, noch den Fachkräftemangel beheben. Denn gesucht werden nach wie vor in erster Linie Volljuristen", sagte der wissenschaftspolitische Sprecher Frank Grobe.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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