Sekt für die Festtage: An den Feiertagen und zum Jahreswechsel haben Schaumweine Hochkonjunktur. Und weil sich die deutschen Produzenten schon lange nicht mehr hinter den großen Namen der Champagne verstecken müssen, haben wir sechs Empfehlungen für besonderen Sektgenuss zusammengetragen.
Animierende Eleganz
Mathieu Kauffmann ist eine Institution. Der gebürtige Elsässer ist einer der bekanntesten Sektmacher im Land. Beim Champagnerhaus Bollinger hat er sich als Chef de Cave einen Namen gemacht, dann als Kellermeister beim Weingut Reichsrat von Buhl mit seinen Sekten für Aufsehen gesorgt und schließlich 2019 mit Winzer Steffen Christmann sein eigenes Sektgut Christmann & Kauffmann in der Pfalz gegründet. Nebenher hat der umtriebige Schaumweinexperte aber noch andere Projekte, zum Beispiel mit dem traditionsreichen Weingut Karthäuserhof an der Ruwer. Dort hat er den Karthäuserhof Brut kreiert, eine Cuvée aus Riesling und Weißburgunder, die nach 36 Monaten Flaschenreife in diesem Herbst in ihrer ersten Edition herausgekommen ist. Schon in der Nase zeigt dieser elegante und finessenreiche Sekt, dass der Meister seine Finger im Spiel hatte: Florale und fruchtige Noten werden von feinen Hefearomen ergänzt, im Mund kommt dann mit stabiler Säure die ganze fruchtige Frische und würzige Mineralik des perlenden Tropfens zum Ausdruck.
34 Euro bei karthaeuserhof.com
Reife Komplexität
60 Monate Hefelager – das ist schon ein Wort. Und dem Geldermann Grande Réserve ist diese lange Flaschenreife schon auf den ersten Blick anzusehen: Golden schimmert dieser neue Spitzensekt der Sektkellerei Geldermann im Glas. Und auch die feine Perlage, die üppigen, reifen Würz- und Fruchtaromen und die harmonische Komplexität, die sich später auf der Zunge zeigen, sind der Zeit geschuldet, die der Kellermeister diesem Tropfen zur Entwicklung gelassen hat. Ihre Wurzeln hat die Sektkellerei Geldermann in der Champagne, ihren Sitz seit 100 Jahren in Breisach am Rhein, und seit 2003 gehört das Haus zur Rotkäppchen-Mumm-Gruppe und steht dort für Premiumsekt, die alle in traditioneller Flaschengärung hergestellt werden. Der Grande Réserve ist eine Cuvée aus 45 Prozent Chardonnay, 45 Prozent Chenin blanc und zehn Prozent Pinot noir. Die Trauben der Grundweine stammen von der Loire, aber der Charakter dieses kräftig eleganten Tropfens deutet zweifelsfrei auf die Wurzeln des Hauses: die Champagne.
24,95 Euro bei ludwig-von-kapff.de
Dezente Leichtigkeit
Die in Eltville im Rheingau beheimatete Sektmanufaktur Schloss Vaux strebt in die internationale Spitze – und ihre beiden neuen Sekte, der l’Artiste brut und der l’Artiste Rosé, sollen der Anfang sein. Die Trauben für beide Kreationen stammen aus dem eigenen Weingut im Rheingau, die Vinifizierung und der Ausbau der Tropfen sind eher französisch geprägt. Wie gemacht für die Festtage ist der animierende l’Artiste Rosé. Gekeltert aus Spätburgunder-Trauben, spontanvergoren und 48 Monate auf der Hefe belassen, verströmt er in der Nase erstaunliche, dezent beerige Fruchtigkeit, und auch am Gaumen ist er eher ein Tropfen des Understatement als der großen Show: Feine Gebäcknoten verbinden sich dort auf das Eleganteste mit frischer Frucht und schöner, belebender Leichtigkeit.
35 Euro bei koelner-weinkeller.de
Frische Fruchtigkeit
Wer eine Flasche Motzenbäcker Sauvignon Blanc Brut öffnet, bekommt genau das, was darauf steht: Sauvignon Blanc. In die Nase ziehen unverkennbar Aromen von Stachelbeere oder Johannisbeere, vielleicht etwas Paprika und tropischen Früchten. Obwohl er mit sechs Gramm Zucker fast Extra Brut ist, dürfte dieser Tropfen auch Sektfreunden gefallen, die es nicht ganz so trocken mögen, dennoch hat er eine mundfüllende Frische. Auf dem Sektgut Motzenbäcker in Deidesheim produziert Marie Menger-Krug eine beachtliche Bandbreite an Schaumweinen. Wer sie am Probierstand im Garten der "Villa im Paradies" verkostet, hat eine große Auswahl an Varianten, darunter einige Riesling-Sekte, aber auch Cuvées aus Muskateller, Traminer, Sauvignon blanc und Chardonnay.
17 Euro bei villa-im-paradies.de
Gereifte Erhabenheit
Seine Zeit war gekommen: Die Trauben für diesen 2014 Dominikanerberg Riesling Sekt Prestige brut nature vom Weingut C. von Nell-Breuning haben vor zehn Jahren ihre Reise von der Monopollage des Weingutes in dessen Keller im Ruwertal angetreten, wo sie fast drei Jahre im Fuderfass lagen, um noch einmal sieben Jahre auf der Flasche zu liegen und zu reifen. Die Zeit im Keller hat sich mehr als gelohnt. Was für eine Farbe! Was für eine Reife! Was für ein Aroma! Im Glas sprudelt die helle Perlage im leuchtend bernsteinfarbenen Wein, der Aromen von Honig, Karamell, Vanille, Nüssen und Würzigkeit in die Nase entsendet, die man von sehr, sehr reifem Riesling kennt. Sie haben im Laufe der Zeit das Zepter von den Fruchtaromen übernommen. Man ahnt noch den typischen Riesling von der Ruwer, der auf Schiefer wächst, spürt die Tiefe und Komplexität der Traube, will aber in diesem Moment nur teilhaben an diesem Jahrzehnt der Aromenentfaltung. Dieser wunderbar reife Riesling-Sekt von C. von Nell-Breuning wird in bester Erinnerung bleiben.
55 Euro bei weingut-von-nell.de
Präzise Tiefgründigkeit
Es gibt Sekte, die schlürft man einfach so weg. Und es gibt den 2019 Schützenhaus Riesling Sekt brut nature von Mark Barth. Schon der erste Schluck lädt ein zum Nachdenken, weil unmittelbar deutlich wird, dass sich da ein besonderer Winzersekt am Gaumen breitmacht. Einerseits cremig und vollmundig, andererseits präzise und elegant. Verantwortlich dafür sind vermutlich die 60 Monate Hefelager, circa zwei Gramm Restsüße und der Ausbau im großen Holzfass. Mit jedem Schluck taucht man tiefer ein. Dass die Rieslingtrauben im Rheingau gelesen wurden, wo das Sekt- und Weingut in Hattenheim seinen Sitz hat, werden Kenner erraten. Die Säure bildet ein perfekt vermessenes Fundament, auf dem Aromen von Grapefruit, Apfel, Hefe und Brioche aufeinander aufbauen. Vergleicht man den Schützenhaus mit anderen Lagensekten von Barth, lässt sich während der Verkostung wunderbar über die Eigenschaften des Terroirs plaudern. Und wer sich Gedanken machen will, zu welchem Essen dieser Sekt passt, wird beim Pairing viel Spaß haben.
42 Euro bei weingut-barth.de © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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