31 Millionen Euro nötig: Das kommunale Krankenhaus, das zum Varisano Klinikverbund gehört, benötigt weitere 31 Millionen Finanzhilfe von der Stadt. Frühestens 2029 sollen schwarze Zahlen geschrieben werden.
Das Klinikum Höchst hängt weiter am Tropf der Stadt Frankfurt: Ohne eine großzügige finanzielle Unterstützung ist das neu gebaute Krankenhaus nicht aus eigener Kraft überlebensfähig. "Die Lage ist ernst", heißt es aus der Stadtkämmerei, die für das Klinikum Höchst zuständig ist.
In einer Magistratsvorlage wird nun ausgeführt, mit wie vielen Millionen aus der Stadtkasse das Krankenhaus in den kommenden Jahren am Leben gehalten werden soll: 31,4 Millionen werden demnach zusätzlich bis Ende 2028 benötigt. Erst danach könne das Klinikum Höchst absehbar schwarze Zahlen schreiben. Die Summe setzt sich aus gestaffelten Zuschüssen zusammen. Für das Jahr 2025 werden 11,9 Millionen, für 2026 9,2, für 2027 6,6 und für 2028 3,7 Millionen Euro Überbrückungsbedarf angemeldet.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Stadt dem Klinikum Höchst, das erst vor anderthalb Jahren in seinen modernen Neubau gezogen war, finanziell aushelfen muss. Das böse Erwachen hatte Frankfurt bereits Anfang 2023 getroffen, als sich scheinbar unerwartet hohe Verluste wie aus dem Nichts vor den Stadtverordneten auftaten.
Ein Verlust von 20,2 Millionen Euro
Varisano beklagte eine Finanzierungslücke von 90 Millionen Euro, die in Windeseile von den Gesellschaftern, der Stadt Frankfurt und dem Main-Taunus-Kreis, geschlossen werden musste, um den Fortbestand der Krankenhäuser im Frankfurter Westen, in Hofheim und Bad Soden zu sichern. In der Folge wurden Geschäftsführer ausgetauscht, die Verantwortlichkeit wanderte innerhalb des Magistrats vom Gesundheitsdezernat zur Kämmerei.
In diesem Jahr wird Höchst voraussichtlich einen Verlust von 20,2 Millionen Euro vermelden müssen, teilt der Magistrat nun den Stadtverordneten mit, die abermals über eine Finanzspritze an den Konzern entscheiden sollen. Wie Varisano die hohen Verluste in Zukunft vermeiden will, ist unklar.
Ein Gutachten der Wirtschaftsprüfer von KPMG, die Umstrukturierungsvorschläge gemacht hatten, bleibt ebenso Verschlusssache wie das genaue Restrukturierungsprogramm "varisano 2030" , das daraus entstanden war. In der Vorlage für die Stadtverordneten ist von "erheblichen Restrukturierungsmaßnahmen, Kostensenkungen und aufgedeckten Wirtschaftlichkeitspotentialen" die Rede. Eine Stationen sind bereits zwischen den Varisano-Kliniken verlegt und zusammengeführt worden. Dieser Prozess ist aber vermutlich noch nicht beendet.
Agaplesion-Vorstand beklagt Wettbewerbsverzerrung durch Kommunen
Steigende Energie-, Lohn- und Materialkosten und die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie treffen alle Krankenhäuser in Frankfurt. Dass jedoch nur eine der fast 20 Kliniken in der Mainmetropole derart großzügig unterstützt wird, stößt Mitbewerbern übel auf.Der Agaplesion Konzern, zu dem in Frankfurt das Bethanien- und das Markus-Krankenhaus gehören, führt deshalb seit März eine Klage gegen die Stadt: "Subventionierungen, die ausschließlich kommunalen Häusern zugutekommen, verzerren den Wettbewerb und verstoßen gegen geltendes Recht", beschreibt der Agaplesion-Vorstandsvorsitzende Markus Horneber die Sicht des Konzern. Er stellt auch in Frage, ob die Finanzhilfen kurzfristige Engpässe überbrücken oder vielmehr strukturelle Fehlplanungen ausgleichen sollen. Eine Rechtsprechung in diesem Verfahren ist erst im nächsten Jahr zu erwarten.
Die Finanzprobleme des Varisano Klinikverbundes betreffen alle drei Krankenhäuser, auch jene in Hofheim und Bad Soden. Der zweite Varisano-Gesellschafter, der Main-Taunus-Kreis, geht damit jedoch anders um als die Stadt Frankfurt: Statt die fehlenden Millionen auf dem Haushalt zuzuschießen, sollen die Kliniken für die kommenden Jahre einen Kredit bei der hessischen Förderbank aufnehmen, für den der Kreis bürgt. Er soll sich auf etwa 30 Millionen belaufen.
Falls die Häuser in Bad Soden und Hofheim den Kredit nicht bedienen können, müsste dann letztlich doch der Kreis zahlen. Ob der finanzielle Zuschuss oder die Gewährung eines Kredits letztlich zu mehr Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit führen, wird sich wohl erst in einigen Jahren zeigen. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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