Streit um Vergütung: Verdi will den Onlinehändler Amazon dazu bringen, einen Tarifvertrag abzuschließen. Anlässlich der Rabattaktionen am Freitag ruft die Gewerkschaft zum Streik auf.

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Mit einer Demonstration in Bad Hersfeld will die Gewerkschaft Verdi am Freitag ihren Forderungen nach einem Tarifvertrag beim Onlinehändler Amazon Nachdruck verleihen. Erwartet würden außer 1200 Amazon-Beschäftigten aus ganz Deutschland auch Mitarbeiter des Konzerns aus den Vereinigten Staaten, Schweden, Großbritannien und Italien, teilte die Gewerkschaft mit. Parallel zu der Kundgebung werde an weiteren Amazon-Standorten in Deutschland und weiteren Ländern gestreikt.

Amazon betreibt in Bad Hersfeld sein ältestes Logistikzentrum in Deutschland mit rund 2450 Festangestellten. Für Freitag plant das Unternehmen – wie viele Einzelhändler – Rabattaktionen zum sogenannten Black Friday. So wird der vierte Freitag im November in den USA genannt, seit einigen Jahren werben auch hierzulande zahlreiche Geschäfte an diesem Tag mit Sonderangeboten.

Amazon teilte mit Blick auf den Streikaufruf mit: "Kundinnen und Kunden können sich auf schnelle und zuverlässige Lieferungen ihrer Weihnachtsbestellungen verlassen. Dafür sorgen wie immer unsere eingespielten Teams in der Logistik."

Verdi fordert seit zehn Jahren erfolglos Tarifvertrag

Verdi will das traditionell hohe Bestell-Aufkommen am Black Friday laut einer Pressemitteilung zum Anlass nehmen, um "auf die unfairen Arbeitsbedingungen und die Tariflosigkeit beim Amazon-Konzern aufmerksam zu machen". Neben Silke Zimmer aus dem Verdi-Bundesvorstand werde als Rednerin auch die Generalsekretärin der internationalen Dienstleistungsgewerkschaft Uni Global Union, Christy Hoffmann, erwartet.

Verdi fordert von Amazon seit mehr als zehn Jahren erfolglos den Abschluss eines Tarifvertrages und eine Anerkennung der Flächentarifverträge für den Einzel- und Versandhandel. Amazon entgegnete auf Anfrage, der Einstiegslohn für die Beschäftigten in Deutschland liege bei gut 15 Euro brutto in der Stunde. Nach zwölf und 24 Monaten seien Gehaltssteigerungen vorgesehen, Vollzeitbeschäftigte in Bad Hersfeld verdienten damit nach zwei Jahren Betriebszugehörigkeit 36.200 Euro brutto im Jahr. Laut Verdi Hessen sind Berufseinsteiger bei Amazon zu vergleichen mit der Lohngruppe IIa des Tarifvertrags, für die ein Stundensatz von 16,93 Euro gelte.

Ein Amazon-Sprecher wies auf diverse Zusatzleistungen wie betriebliche Altersvorsorge, die Förderung von Weiterbildungen und die Übernahme der Kosten für das 49-Euro-Ticket hin. Die Hälfte der bundesweit rund 40.000 Mitarbeiter sei "seit über fünf Jahren bei uns. Das bedeutet uns als Unternehmen viel."

Weltweit Protestaktionen

In der Vergangenheit gab es für die deutschen Amazon-Beschäftigten auch ein Mitarbeiter-Aktienprogramm. Künftig soll dies allerdings nur noch "ab den unteren Management-Positionen" angeboten werden. Die Beschäftigten in den 23 Logistikzentren sollen von 2025 an anstelle von Mitarbeiteraktien zwei Sonderzahlungen im Jahr erhalten. Im Schnitt betrügen diese nach zwei Jahren Betriebszugehörigkeit zweimal 1200 Euro, teilte das Unternehmen mit.

Eine Verdi-Sprecherin sagte dazu, die Sonderzahlungen seien geringer als der Wert der Mitarbeiteraktien, der allerdings vom jeweiligen Börsenkurs abhängt. Der liegt aktuell bei rund 200 Euro je Aktie, etwa doppelt so hoch wie vor zwei Jahren.

Die Angaben zur Vergütung gelten nicht für die Zusteller, die Pakete für Amazon ausliefern – denn diese sind bei anderen Unternehmen beschäftigt. Alle Lieferpartner seien vertraglich verpflichtet, die gesetzlichen Bestimmungen zu Löhnen, Sozialabgaben und Arbeitszeiten einzuhalten, teilte Amazon mit.

Die Demonstration am Freitag findet nicht direkt vor einer der Lagerhallen des Unternehmens statt, sondern in der Bad Hersfelder Innenstadt. Die Kundgebung beginnt um 10 Uhr am DGB-Haus, danach wollen die Teilnehmer zur Benno-Schilde-Halle ziehen.

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Uni Global Union koordiniert als Weltdachverband der Dienstleistungsgewerkschaften gleich mehrere Protesttage vom Freitag bis zum Montag. Außer in Deutschland seien Demonstrationen in den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich, Japan, Brasilien, Indien und Bangladesch geplant, heißt es auf der Internetseite des Verbandes. Die Aktionen stünden unter dem Motto "Make Amazon Pay" und fänden zum fünften Mal statt. Das Unternehmen hindere Beschäftigte weltweit daran, sich gewerkschaftlich zu organisieren.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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