Neue Wege in den Unterricht: Die Landesregierung ermöglicht auch Uni-Absolventen mit nur einem Fach den Quereinstieg in den Schuldienst. Das Konzept stößt überwiegend auf Zustimmung. Es soll im nächsten Jahr Realität werden.

Mehr News aus Hessen finden Sie hier

"Das kommt sehr gut an." So beschreibt der Sprecher des hessischen Kultusministers die Resonanz auf das Vorhaben der schwarz-roten Regierungskoalition, auch Studienabsolventen mit nur einem Fach den Weg als Quereinsteiger in den Schuldienst zu öffnen. Seinen Ausdruck finde das Interesse in der Nutzung einer einschlägigen Hotline auf der Homepage des Ministeriums.

Sie wurde eingerichtet, nachdem Minister Armin Schwarz (CDU) in seiner Pressekonferenz zu Beginn des Schuljahrs einen entsprechenden Gesetzentwurf angekündigt hatte. Die Möglichkeit des Quereinstiegs bietet sich Akademikern in Hessen schon seit dem Jahr 2017. Nach den Angaben des Kultusministeriums wurden auf diese Weise rund 2000 der insgesamt 65.000 hessischen Lehrkräfte gewonnen.

Sie sind nach dem erfolgreichen Abschluss einer dreieinhalbjährigen Qualifizierung den Lehrkräften, die von Anfang an auf Lehramt studiert haben, gleichgestellt. Während die Quereinsteiger bei den bisherigen Programmen zwei Fächer unterrichten, sollen vom nächsten Jahr an auch Absolventen mit nur einer Disziplin ein Angebot bekommen.

<span style="tab-stops:51.35pt">Erleichterte Anerkennung von Abschlüssen aus dem Ausland</span>

Zielgruppe sind alle Absolventen mit den Universitätsabschlüssen Master, Diplom und Magister. Sie sollen ihrem Studiengang entsprechend nach einem erfolgreich absolvierten Referendariat durchgängig in nur einem Schulfach als vollwertige, verbeamtete Lehrkräfte unterrichten.

Das Programm gilt für Haupt- und Realschulen, Gymnasien und berufliche Schulen. Sowohl die Fächer als auch die Lehrämter für diesen Qualifizierungsweg würden durch das Ministerium bedarfsweise definiert, heißt es in dem Gesetzentwurf der Fraktionen von CDU und SPD. "Vorstellbar sind Fächer wie Physik, Musik oder Kunst", sagt der Sprecher des Kultusministeriums. Die Zulassung des sogenannten Ein-Fach-Lehrers soll auch die Anerkennung von Lehrkräftediplomen erleichtern, die im Ausland erworben wurden.

Die hessische Landesregierung verwirklicht mit dem Programm einen Beschluss, den die Kultusministerkonferenz Mitte Juni gefasst hatte. Sie will nach den Worten der Vorsitzenden Christine Streichert-Clivot (SPD) nicht nur die Versorgung mit Lehrkräften stärken, sondern auch die Anerkennung verschiedener Bildungswege fördern. Der Beschluss werde dazu beitragen, die Mobilität der über die zusätzlichen Wege gewonnenen Lehrkräfte über Ländergrenzen hinweg zu erleichtern.

<span style="tab-stops:51.35pt">Grüne und FDP reagieren wohlwollend</span>

Die hessische Variante des nationalen Vorhabens ist überwiegend auf Zustimmung gestoßen. "In der aktuellen, selbst verschuldeten Situation ist das definitiv eine geeignete Möglichkeit, dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken", meint etwa der GEW-Landesvorsitzende Thilo Hartmann.

Zustimmung bekundeten in der ersten parlamentarischen Lesung des Gesetzentwurfes auch die Sprecher der Fraktionen von Grünen und FDP. Sie schränkten allerdings ein, dass es sich lediglich um einen Schritt in die richtige Richtung handle. Beseitigt werde der Mangel an Lehrern so bei Weitem nicht. Der Redner der AfD sprach von einer "Entprofessionalisierung" des Lehrerberufs.

Interessieren Sie die Artikel der F.A.Z.?
Uneingeschränkter Zugriff auf diesen und alle weiteren zahlungspflichtigen F+ Inhalte auf FAZ.NET. Jetzt Abo abschließen.

Der Gesetzentwurf befindet sich gegenwärtig in der Ausschussberatung. Es wird eine schriftliche Anhörung von Verbänden und Experten geben, bevor der Landtag das Gesetz noch in diesem Jahr beschließt. Schwarz hat angekündigt, dass es vom 1. Mai 2025 an "seine segensreiche Kraft entfalten wird".  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.