Frankfurter Schulen: Viele Eltern und Kinder sind mit den Speisen, die in den Schulmensen angeboten werden, nicht zufrieden.

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Die Stadt Frankfurt verweist auf ihr Regelwerk., Viele Eltern und Kinder sind mit den Speisen, die in den Schulmensen angeboten werden, nicht zufrieden. Die Stadt Frankfurt verweist auf ihr Regelwerk.

Das Schulessen steht in Frankfurt in der Kritik. Für besondere Empörung sorgt ein Fall aus der Mensa eines Gymnasiums im Stadtteil Nordend, der in den sozialen Netzwerken im Internet öffentlich geworden ist. Ein Kind war dort mit einer kleinen, angeschnittenen Ofenkartoffel, etwas Kräuterquark und wässrigem Gurkensalat abgespeist worden. Auch der Stadtelternbeirat hat sich schon vor Monaten des Themas angenommen und die Produkte der Schulmensen mehrfach getestet. "Das Essen ist teilweise schlecht, die Portionen sind winzig", sagt die Vorsitzende Katja Rininsland.

Das Catering-Unternehmen, das die Schulmensa im Nordend beliefert, will zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen. "Wir können uns dazu nicht äußern", sagt eine Sprecherin am Montag. Der Fall werde aktuell geprüft.

Die Stadt Frankfurt verweist auf die im Jahr 2020 verabschiedeten Anforderungen, die für die Essensversorgung an den Schulen gelten. Demnach soll die Schulverpflegung in Frankfurt den Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung entsprechen. Im Hinblick auf die Entwicklung hin zur Ganztagsschule sei eine qualitativ hochwertige Schulverpflegung ein wesentlicher Bestandteil des Schullebens.

Vorwurf der mangelnden Qualität an Caterer

"Die Ausgabe eines warmen Mittagessens ist für die Stadt Frankfurt verpflichtend und soll die Gesunderhaltung, die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler fördern. Darüber hinaus soll es attraktiv und schmackhaft sein", heißt es weiter. "Kinder und Jugendliche finden in ihrer Mensa oder ihrem Essraum ein attraktives, vielfältiges und gesundes Angebot an Speisen und Getränken vor."

Diese Worte stehen in starkem Kontrast zu den aktuellen Beispielen aus Frankfurter Schulen. Das Foto einer Ofenkartoffel, die neben einem Klecks Zaziki ziemlich verloren auf einem flachen, weißen Teller liegt, schlägt im Internet hohe Wellen. Sandra Scheuring, deren Tochter das Gymnasium Musterschule im Frankfurter Nordend besucht, hat dieses Stillleben vor einer Woche auf dem Business-Netzwerk Linkedin veröffentlicht, begleitet von den Worten: "Das ist das #Schulessen meiner Tochter (13). Kredenzt gestern an einer Frankfurter Schule."

Mehr als 870 Kommentare hat das Bild seitdem erhalten. Die meisten Leser solidarisieren sich mit Scheuring, die als Pressesprecherin einer Krankenkasse tätig ist, und berichten, das Schulessen ihrer Kinder sei kaum besser. Als "Ofenkartoffel mit Tsatsiki und Gurkensalat" stand das Gericht für drei Euro auf dem Speiseplan in der Schulmensa. Was man auf dem Foto nicht sehe: "Die Kartoffel ist unten angeschnitten, es ist also noch nicht einmal eine ganze Kartoffel."

"Ich weiß, dass es gutes Schulessen gibt. Aber leider auch viel schlechtes", sagt die Mutter. Der Schule macht sie keinen Vorwurf, wohl aber dem Caterer. Immer wieder sei die Qualität des Schulessens auch Thema beim Elternabend. Und ihre eigene Tochter komme regelmäßig mit dem Satz nach Hause: "Ich habe so einen Hunger."

"So etwas kann man nur mit Kindern machen"

Scheuring fragt sich: "Wie sollen Eltern berufstätig sein, wenn sie noch nicht mal darauf vertrauen können, dass die Kinder halbwegs gesundes und sättigendes Essen bekommen?" Das "Schulessen-Drama" in Frankfurt dauere schon seit Monaten an. Hintergrund sei offenbar die Ausschreibungspraxis für Schul-Caterer, bei der es um Centbeträge pro Essen gehe. "Den Bäcker neben der Schule freut es", sagt die Mutter.

Kleine Portionen, mangelnde Qualität – das Thema scheint auch an anderen Schulen wiederzukehren. "Das ist kein Einzelfall", sagt die Vorsitzende des Stadtelternbeirats Rininsland. Sie kennt Beispiele aus anderen Schulen. "Wir haben massive Probleme mit dem Schulessen in Frankfurt." Dabei lassen sich die Caterer nach ihren Informationen eine Portion sogar mit zehn Euro brutto vergüten. Die Stadt Frankfurt unterstützt die Verpflegung für Kinder an den öffentlichen Schulen finanziell. Familien zahlen maximal drei Euro pro Kind für ein warmes Mittagessen am Tag, den Rest trägt die Stadt.

Um sich selbst ein Bild zu machen, ist Rininsland dreimal unangekündigt zum Probeessen in die Schulmensa am Gymnasium Römerhof gegangen. Das Ergebnis: "Teilweise schlechte Qualität, winzige Portionen." Sie hat das Essen fotografiert und die Bilder dem Stadtschulamt vorgelegt. Auch dort sei man entsetzt gewesen über die Fotos. "So etwas kann man nur mit Kindern machen", glaubt Rininsland, denn kein Erwachsener würde sich so etwas bieten lassen. Dabei sei gesunde Ernährung gerade bei Kindern im Wachstum wichtig. Rininsland empfiehlt allen Politikern: "In die Schulmensa gehen und das Essen probieren."

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Um die Vergabe der Catering-Dienstleistungen zu begleiten, hatte die Stadt vor vier Jahren eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Sie sollte sich auch nach dem Abschluss des Vergabeverfahrens zwei- bis dreimal im Jahr treffen. Außerdem wollte die Stadt die Qualität von Essen und Service eigentlich durch unangekündigte Stichproben kontrollieren.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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