Verkehrspolitik in Hessen: Ob bei der Taunusbahn, bei den Stellwerken der Deutschen Bahn oder im Frankfurter Mobilitätsdezernat: In der Verkehrspolitik fehlt es an Politikern und Managern mit Tatkraft und Umsicht.

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Es liegt vieles im Argen in der Verkehrspolitik, aber am ärgerlichsten ist die blasierte Verantwortungslosigkeit derer, die das Sagen haben. Wieso ist die Taunusbahn zur Versuchsstrecke für eine neue Technologie geworden, ohne dass es einen Plan B gab, wie bei Pannen zu verfahren wäre? Warum ist nicht wenigstens jetzt für neue Ausfälle Vorsorge getroffen? Es reicht nicht, wenn RMV-Geschäftsführer Knut Ringat die Zustände als nicht akzeptabel bezeichnet. Er hätte sie verhindern müssen.

Bei der Deutschen Bahn hat man die Hoffnung aufgegeben, Verantwortliche zu finden. Die Engpässe in den Stellwerken der Region sind offenbar größer als bisher bekannt; die Hessische Landesbahn berichtete am Dienstag das an sich Ungeheuerliche, dass sie derzeit jede zehnte Fahrt nicht antreten kann, weil sich der Verkehr mangels Personal auf den Stellwerken nicht regeln lässt.

Eine Verantwortungslosigkeit eigener Art wiederum findet sich in Frankfurt, wo vom Mobilitätsdezernat der Entwurf eines Masterplans Mobilität vorgelegt wird, in dem mit großen Worten von einer Verkehrswende die Rede ist. In dem aber vor allem alle Bürger, die sich mit dem Auto fortbewegen, zu Feinden erklärt werden, die zu piesacken sind, indem die Planer etwa Staus hinnehmen oder gar erzeugen, Rotphasen an Ampelanlagen verlängern, ihnen Kosten aufbürden und Stellplätze weiter reduzieren – neuerdings gleich in Tausenderschritten.

Weit übers Ziel hinaus

Das schießt bei aller Sorge um die Umwelt und Begeisterung über neue Radwege, gegen die ja nichts einzuwenden ist, weit über das Ziel hinaus, allemal in einer Pendlerstadt. Es setzt alle geradezu ins Unrecht, die sich mit guten Gründen für eine Autofahrt entschieden haben – zum Beispiel weil es auf vielen Routen an Alternativen fehlt.

Denn die Ungleichzeitigkeit der Schritte hin zu einer umweltfreundlicheren Verkehrsabwicklung ist ein zweites großes Problem. Der Autoverkehr wird es auch ohne spezielle Frankfurter Zumutungen in Zukunft schwerer haben, Alternativen sind also zu schaffen, doch gerade der Ausbau der Schienenwege dauert. Man wird sehen, wann der erste Zug der U4 in Frankfurt an der Goethe-Universität hält. Immerhin haben sich die Gutachter für die in der Tat sinnvollste Trassierung ausgesprochen, die nun aber sicher noch lange und heftig diskutiert wird. Selbst solch ein kurzer Streckenabschnitt wird zum Generationenprojekt.

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Notwendig ist eine Verkehrspolitik von Maß und Mitte, die von Politikern und Managern betrieben wird, die mit Tatkraft und Umsicht vorgehen. Daran fehlt es. Die Bürger müssen es ausbaden – als Bahnfahrer im Taunus, als Autofahrer in Frankfurt.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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