Antikes Mainz: Das römische Erbe in Mainz müssten besser präsentiert werden. Etwa der Drususstein in der Zitadelle und die Reste des früheren Aquädukts im Zaybachtal.

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In diesem Fall ist die Deutsche Bahn ausnahmsweise einmal überpünktlich gewesen. Den früheren Haltepunkt "Südbahnhof" gibt es in Mainz schon lange nicht mehr. Stattdessen steht seit 2006 "Römisches Theater" auf der Stationstafel am Bahnsteig von Gleis 4, der im 19. Jahrhundert – damals ohne Rücksicht auf Verluste – mitten durch eine antike Grabungsstätte geführt worden war.

Dabei handelte es sich, auch wenn der aus dem Fenster schauende Zugreisende davon heute nicht mehr allzu viel erkennen kann, um das einst größte römische Bühnentheater nördlich der Alpen. Mit einem Durchmesser von 116 Metern bot die im ersten Jahrhundert nach Christus und zu Ehren des früh verstorbenen Feldherrn Drusus erbaute Spielstätte seinerzeit wohl Platz für bis zu 10.000 Besucher.

Geld und Personal ist schwer zu finden

Doch der Sensationsfund aus den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts wird von der Stadt, die sich selbst gern Römerstadt nennt, immer noch schlecht präsentiert. Und das ist kein Einzelfall, wie der Blick auf den gut 300 Meter entfernt stehenden, teilsanierten Drususstein in der Zitadelle verrät. Gemeinsam mit der Initiative Römisches Mainz haben sich deshalb jetzt drei Experten zu Wort gemeldet, die von Berufs wegen lange mit dem römischen Erbe zu tun hatten, mittlerweile aber alle im Ruhestand sind. Von der Stadt fordern sie ein Gesamtkonzept.

Der frühere Kulturdezernent, der ehemalige Landesarchäologe und der einstige Leiter des Denkmal- und Sanierungsamts dürften aus eigener Erfahrung wissen, wie mühsam und schwierig es ist, im Stadtrat und in der Verwaltung genügend Geld und Personal für eine angemessene Präsentation von Grabungsstätten und historisch bedeutsamen Funden bewilligt zu bekommen. Auch das Land hat sich beim Neubau des Leibniz-Zentrums für Archäologie keine zusätzlichen Sesterzen aus der Tasche ziehen lassen, um – was naheliegend gewesen wäre – aus den Theaterresten etwas Vorzeigbares zu machen.

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Die von den "Römer-Freunden" für dieses Jahr angekündigte Broschüre, mit der bei den Bürgern für die vorhandenen antiken Stätten und Relikte in Mainz geworben werden soll, kann bei allem Respekt da nur ein erster Schritt sein, um Mogontiacum aus der Versenkung zu holen.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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