Geplante Liebig-Therme: Der Investor setzt für die geplante Liebig-Therme in Bad Salzhausen auf einen Energiemix. Erdgas kommt darin anders als früher nicht mehr vor.

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Wie viel kostet Erdgas in gut zwei Jahren? Diese Frage kann Rupert Atzberger und seiner Mannschaft egal sein. Zumindest bei der Planung der neuen Justus-von-Liebig-Therme in Bad Salzhausen. Nach dem Zeitplan des Investors der Stuttgarter Interspa-Gruppe soll die Anlage einschließlich Hotel mit 100 bis 110 Betten zum Jahreswechsel 2026/27 fertig sein. Rechtzeitig zum Beginn der Landesgartenschau Oberhessen im April 2027 könnten sich die Teams aneinander gewöhnen und sich Abläufe einspielen. Noch steht der Zuschlag für Interspa zwar aus, auch wenn die Stadtverordneten den Magistrat beauftragt haben, einen Vertrag mit dem Unternehmen auszuarbeiten. Doch klar ist schon: Erdgas wird in der Therme keine Rolle spielen.

In der alten Liebig-Therme in Hessens kleinstem Kurort war Erdgas dagegen noch der Energieträger der Wahl gewesen. Sie wurde in einer Zeit verlässlich günstigen Gases errichtet. An Wärmedämmung dachte seinerzeit offensichtlich niemand. Andernfalls wäre das Gebäude niemals so gebaut worden, wie es noch in direkter Nachbarschaft zum großen Kurpark in Sichtweite zum Kurhotel steht. Weil aber Erdgas zwischenzeitlich infolge des Angriffs von Russland auf die Ukraine deutlich teurer wurde, die Therme sich als Energiefresser erwies und letztlich für fast eine Million Euro Verluste im Jahr zulasten der Stadt Nidda sorgte, musste sie Ende September 2022 schließen. Seitdem denkt die Stadt über eine Nachfolgelösung nach. Vor einem Jahr sah es nach einem bescheidenen Gesundheitszentrum aus – nun aber hat sich der Markt für Thermen wieder belebt und Nidda die Interspa-Gruppe an der Hand.

Förderung von Holzhackschnitzel-Heizungen

Atzberger und seine Mannschaft denken ungleich größer, als das zuletzt in Nidda der Fall war. Sie planen eine Anlage für etwas mehr als 42 Millionen Euro und wollen gut die Hälfte davon selbst investieren. Die Therme soll nach ihren Plänen dereinst vollständig CO2-neutral laufen. Zu diesem Zweck setzt Atzberger auf einen Energiemix mit einer Holzhackschnitzel-Heizung, Wärmepumpen, Solarstrom und einem Power-to-heat-Verfahren mit der am Ort sprudelnden Sole als Wärmespeicher.

"Wir brauchen mehrere Energieträger, um für die Zukunft breit aufgestellt zu sein", sagt der Investor. "Wenn eine Anlage sehr viel Energie verbraucht, sind wir dazu quasi verpflichtet", fügt er hinzu. Mit einem solchen Mix könne ein Unternehmen auch den Ideen von Politikern zur Energieversorgung der Zukunft gelassener begegnen. Unternehmen seien angesichts "der sprunghaften Änderungen und Beschlüsse" aufgerufen, sich zu wappnen.

Holzhackschnitzel als Energieträger und Wärmepumpen bieten sich aus seiner Sicht an. Beim Verbrennen von Holz wird nur so viel Kohlendioxid frei, wie die Pflanze zuvor aus der Natur aufgenommen hat. Der Staat fördert Holzhackschnitzel-Heizungen mit bis zu 70 Prozent und sponsert auch den Erwerb von Wärmepumpen. Ähnliches gilt für Solarstromanlagen.

Solaranlage auf dem Dach des Hotels geplant

Der vierte Teil des ausgewählten Energiemixes gleicht einer Elektroheizung, wie Atzberger sagt. Beim Power-to-heat-Verfahren nimmt die Anlage einem Netzbetreiber überschüssigen Strom ab und hilft damit, das Netz zu stabilisieren, wie er erläutert. Atzberger denkt dabei an 30 Stunden im Monat. Der Clou aus Sicht des Kunden: Er muss für den Strom nichts zahlen. Fehlt Strom im Netz, kann er ihn umgekehrt aus der eigenen Anlage einspeisen und bekommt noch Geld dafür, so die Idee.

Etwa mit dem Überschussstrom will der Betreiber die Sole in den Becken der Therme heizen. Atzberger sieht darin nach seinen Worten zwei Vorteile: Erstens sei Wasser eine träge Materie und gebe die frisch aufgenommene Energie nicht umgehend wieder ab. So diene es als Puffer, wenn zum Beispiel die Sonne nicht scheine. Zweitens freuten sich Badegäste in der Regel, wenn die salzhaltige Sole eine Zeit lang 32 statt 30 Grad warm sei.

Der Investor behält sich vor, außer dem Wasser auch einen Batteriespeicher zu nutzen. Dies sei aber eher unwahrscheinlich, auch angesichts der bisherigen Berechnungen auf Grundlage der durchschnittlichen Sonnenstunden in Bad Salzhausen. Atzberger plant eine Solaranlage mit einer Leistung von bis zu 500 Kilowatt auf dem Dach des Hotels über der Therme. Aus einer Einheit Sonnenstrom mache die Wärmepumpe drei bis vier Einheiten thermische Energie – "besser geht es nicht", meint der Investor.

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Unklar ist nach seinen Worten, wie sich der Mix auf die einzelnen Energieträger aufteilen wird. Die Planer müssten noch genau berechnen, wann und inwieweit Strom und Wärme an welchem Ort der Anlage benötigt werde. Dies werde sich aus der genauen Planung des Gebäudekomplexes und der Wasserfläche und -menge in der Therme ergeben. Bisher rechnet Atzberger grob mit Becken in der Größe von 550 Quadratmetern.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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