ÖPNV in der Krise: Der Rhein-Main-Verkehrsverbund braucht auf längere Sicht mehr Geld. Bis dahin muss er aus einer misslichen Situation das Beste machen.
Schwierige Zeiten für die Verkehrsverbünde und Nahverkehrsbetriebe. Noch vor drei Jahren waren der Kampf gegen die Klimawende und der Ausbau des Bus- und Bahnsystems in Deutschland quasi unumstritten. Klar schien: Wer mehr Menschen zum Verzicht auf das Auto bewegen will, muss mehr Geld für den öffentlichen Nahverkehr bereitstellen. Inzwischen hat sich der Wind gedreht. Andere Themen – wie Zuwanderung, Inflation, Wirtschaftsflaute und innere Sicherheit – sind in den Vordergrund gerückt.
Diese Entwicklung ist besorgniserregend für den Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV), der in Südhessen für Planung, Organisation und Finanzierung des Regionalverkehrs zuständig ist. In den vergangenen Jahren blieben im Verbundgebiet größere Ausweitungen des Fahrtenangebots aus, und auch zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember wächst das Angebot wieder nur um rund ein Prozent. Für mehr ist derzeit schlicht und einfach kein Geld vorhanden.
Die aktuelle Bilanz des RMV ist geprägt von steigenden Fahrgastzahlen, höheren Kosten und im Vergleich dazu annähernd stagnierenden Finanzmitteln. Der drittgrößte Verkehrsverbund Deutschlands braucht deshalb schnell wieder eine zuversichtlich stimmende Perspektive.
Langsamer Fortschritt
Spätestens mit Blick auf das Ende des Jahrzehnts, wenn neue Strecken wie die Wallauer Spange oder die Regionaltangente West an der Peripherie Frankfurts fertiggestellt sind. Denn was nützen zusätzliche Bahntrassen, wenn es an Geld für die darauf fahrenden Züge mangelt?
Bis auf Weiteres bleibt dem RMV nichts anderes, als das Beste aus der tendenziell geringer werdenden Finanzausstattung zu machen. Ein Lichtblick ist die Fertigstellung der zwei eigenen Gleise für die S-Bahn-Linie S6 zwischen Bad Vilbel und Frankfurt. Züge können auf diesem Abschnitt nun endlich im einheitlichen 15-Minuten-Takt verkehren.
Auch wenn als Folge daraus künftig die Nutzer der S-Bahn-Linie S3 von Bad Soden nicht mehr bis nach Darmstadt durchfahren können, bleibt unter dem Strich eine Verbesserung für eine Mehrheit der RMV-Nutzer. Es geht voran mit dem öffentlichen Nahverkehr in Südhessen, wenn auch langsamer, als es zu wünschen wäre. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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