Eschborn spart bei der Kultur: Die Stadt Eschborn streicht eine moderate Summe – und trifft damit gleich doppelt.

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Das benachteiligt Kulturinstitutionen und junge Menschen. Warum gerade Vermittlung und Jugendbildung ein Kerngeschäft sein sollte.

Die Viertelmillion Euro, die Eschborn bisher freiwillig an Frankfurter Kulturinstitutionen überwiesen hat, ist nicht viel, jedenfalls nicht angesichts von 595,1 Millionen Euro an Rücklagen. Und auch nicht angesichts der ungeheuer großen Summen, die derzeit anderswo in der Kultur gespart werden.

Allerdings können 250.000 Euro, aufgeteilt in Portionen zu 50.000 Euro, umgekehrt durchaus ein hoher Betrag sein. Und für Projekte in der Kultur genau die Summe, die sie überhaupt erst ermöglichen. Kulturfinanzierung ist eine komplexe Sache, oft ist es der eine überschaubare Betrag, mit dem das Kartenhaus einer Finanzierung stehen bleibt.

Kultur ist kein Zusatzprogramm

Es ist fatal, dass gerade die Vermittlungs- und Bildungsprogramme in vielen Institutionen das sind, was als Zusatzprogramm angeboten und auch so kalkuliert wird. Vieles, was neudeutsch mit "outreach" bezeichnet wird, gehört angeblich nicht zum Kerngeschäft – und sollte es doch unbedingt. Denn was könnte wesentlicher sein, als ein noch nicht so geübtes, junges und neu ankommendes Publikum für das zu öffnen, was Kunst an Bereicherung, sogar Hilfe in ihr Leben tragen kann?

Während in Berlin die Lichter zahlreicher Bühnen ausgehen, während in Frankfurt kein Monat ohne Hilferuf vergeht, hat die Stadt Eschborn beschlossen, aus ihrem Doppelhaushalt im Jahr 2026 jene Viertelmillion zu streichen, die bisher vor allem Vermittlungsformaten für Kinder und Jugendliche zugutekommt. Eschborn wird 2026 auf seine Rücklagen zurückgreifen müssen. Allerdings in einem sehr moderaten Stil: Nicht einmal sieben Millionen Euro müssen zugeschossen werden, weil so stark gespart werden soll.

Mit dem Einsparen von 250.000 Euro trifft die Stadt aber nicht nur Institutionen wie das Kinderfilmfestival Lucas, das "Jetzt!"-Programm der Oper und andere. Sondern auch die Eschborner Kinder und Jugendlichen. Denn die von dort bedachten Häuser sind nie ohne Gegengabe geblieben: Workshops, Filmreihen, Musikunterricht fließen von Frankfurt nach Eschborn.

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Der Schaden, der durch die Einsparung entsteht, wiegt doppelt – und trifft gerade die Jüngsten, für die das Angebot ohnehin noch nie ausreichend gewesen ist. Ein Fazit daraus sollte sein: Vermittlung ist ein Kerngeschäft der Kultur. Und darum, Kunst und Kultur nicht als "freiwillige Leistung" zu bezeichnen, die das Streichen so einfach macht, sollte ein weiteres Mal gerungen werden. Die letzte große Debatte darüber ist lange her. Es wird Zeit, sie wieder zu führen.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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