Thermen im Rhein-Main: Für alle, die an Weihnachten nicht zur Ruhe kommen: Die Redaktion der Rhein-Main-Zeitung stellt einige ihrer Lieblings-Thermalbäder und Wellnessoasen vor – die meisten sind auch über die Feiertage geöffnet.
Bad Orb: Unter Spiegeln in der Toskana Therme
Es gibt sicherlich spektakulärere und – von Frankfurt aus gesehen – näher gelegene Wellnessorte. Doch die Fahrt nach Bad Orb in die Toskana Therme lohnt sich allein schon deshalb, weil man sich hier, in dem beschaulichen Kurstädtchen im Naturpark Spessart, wie im Urlaub fühlt. 2010 wurde das Bad mit seinem markant gewellten Dach am westlichen Ende des Kurparks eröffnet, genau dort, wo das ehemalige Gradierwerk zur Salzgewinnung steht. Von der Panorama-Sauna aus hat man einen wunderbaren Blick auf das imposante, 155 Meter lange und 18 Meter hohe Technikdenkmal. Zwei finnische Saunen, ein Dampfbad und eine mild geheiztes Lektarium, das so heißt, weil man hier Bücher lesen kann, gehören zum Angebot – eine Sauna ist im Moment geschlossen. Die Saunalandschaft ist hell und großzügig eingerichtet. Vom Ruheraum aus kann man den Grünspecht vorbeifliegen sehen. Gebadet werden kann in verschiedenen Becken und Whirlpools, auch draußen, die mit Wasser aus den Heilquellen des Ortes gespeist werden. Ein besonderes Highlight ist ein Bad im sogenannten Liquid-Sound-Tempel mit Musik, in dem das Wasser so salzhaltig ist, dass es den rücklings im Wasser liegenden Badenden tatsächlich trägt – und die Welt auf einmal ganz leicht wird. hoff.
Horststraße 1, Bad Orb, zwei Stunden 20 Euro, Tageskarte 34 Euro.
Darmstadt: Viel Pracht im Jugendstilbad
Ein Jüngling aus weißem Stein, die langen Balkone, die rot gestrichenen Umkleidekabinen, das Licht, das durch die Fenster fällt: Mehr verspielte Pracht als im ehemaligen Herrenbad, entworfen vom Architekten August Buxbaum, zwischen 1907 und 1909 erbaut, geht kaum. Wer im mit viel Detailliebe sanierten Darmstädter Jugendstilbad seine Bahnen zieht, fühlt sich wie in der Kulisse eines Historienfilms. Und fragt sich: Warum werden heute keine so bezaubernden Bäder mehr gebaut? Das Bad in der Darmstädter Innenstadt hat auch einen zeitgenössischen Wellness- und Saunenbereich, dort wo früher einmal das Damenbad war, es wurde während des Zweiten Weltkriegs zerstört, die stattdessen gebaute Halle im Zuge der Sanierung abgerissen. Heute findet man dort eine Dachterrassensauna, Solebecken, ein Dampfbad. Und zum Entspannen geht es ins 32 Grad heiße Außenbecken. Herrlich! ajue.
Mercksplatz 1, Darmstadt, zwei Stunden unter der Woche 17,80 Euro, Sa./So. 19,80 Euro, Tageskarte 25,80 u. 27,80 Euro.
Frankfurt: Ein Spa im Einkaufszentrum
Es ist zwar teurer, dafür ist man unter sich – besonders an Werktagen. Gelegentlich stattfindende Wassergymnastik mit Musikbegleitung im erstaunlich großen Schwimmbecken lässt sich prima ignorieren, wenn man in eine der zahlreichen Saunen flieht, und oben auf der Empore unter der Kuppel kann man Stunde um Stunde auf weich gepolsterten Liegen verdümpeln. Hartgesottene schrecken sich draußen auf der Terrasse ab. Die Menschen in den Bürotürmen drumherum, die Blick auf die Nackerten haben, sind vermutlich weniger entspannt. Das Spa im Frankfurter Einkaufszentrum Skyline Plaza, das inzwischen zur David-Lloyd-Fitnesskette gehört, ist eine unerwartete Oase gleich neben der Messe, die einen jedes Mal zuverlässig entspannt, wenn die Dinge über den Kopf wachsen und der Winter am trübsten Punkt angekommen ist. Pluspunkte gibt es für das Bistro. Wer möchte, bucht eine Lomi-Lomi-Massage oder eine Gesichtsbehandlung mit dazu. Ausweis nicht vergessen! dien.
Europa-Allee 4, Frankfurt, Tageskarte 54 Euro, werktags vor 16 Uhr: 39 Euro, aktuell 50 Prozent Rabatt, da das Schwimmbecken wegen technischer Probleme gesperrt ist.
Kurbad Königstein: Schwimmen unter Spiegeln
Das denkmalgeschützte Kurbad in Blau und Orange ist ein Traum für Fans der Siebziger. Dort treffen sieben Jahre junge Schwimmkurskinder auf 70 Jahre alte Saunagänger, und niemand kann sich der Architektur Otto Herbert Hajeks entziehen. Beim Rückenschwimmen geht der Blick gen Deckenspiegel, fällt also nicht nur auf den raffinierten Stil des Brutalismus, sondern offenbart auch den eigenen Schwimmstil. In der Halle ist das Wasser angenehm warm und im Außenbecken erst recht. Dort sprudeln Düsen, Bodenblubber und ein Springbrunnen. Im Whirlpool inmitten des Strömungskanals lässt sich herrlich wegdämmern oder den Gesprächen von Taunus-Anrainern lauschen. Der Taunus ist auch die Kulisse des Bads, der Blick geht auf Burg Königstein, die Luft hat Heilklima-Qualität. In der Sauna treffen sich Stammgäste seit Jahren. Falls das Bad saniert wird, soll eine moderne Außensauna entstehen. Das Flair von 1977 wird bleiben. flf.
Le-Cannet-Rocheville-Straße 1, Königstein, zwei Stunden Schwimmen 9 Euro, Tageskarte mit Sauna 18 Euro.
Idstein: Baden im Teich in der Tournesol-Freizeitanlage
Nach und nach kehren die Besucher wieder in die Tournesol-Freizeitanlage in Idstein zurück. Vor einem Jahr hatte ein Brand Teile des Schwimmbads und der riesigen Kuppel schwer beschädigt, auch Teile der Sauna waren betroffen. Seit dem Sommer sind die Außenanlage und die Sauna-Fläche wieder in Betrieb. Die Besucher erwartet dort auf 2500 Quadratmetern eine ruhige, angenehme Atmosphäre mit sieben Saunen, wobei die Außensauna in dem großzügigen Garten mit Naturbadeteich das Highlight ist. Dort wie in der großen Finn-Sauna im Inneren findet stündlich ein Aufguss statt (abends sind es sogar zwei pro Stunde), der von den Aufgussmeistern liebevoll, professionell und mitunter mit exotischen Aromen zelebriert wird. Nach dem Schwitzen bietet sich eine Jahreszeiten-Reise im Duschtunnel an, der den fließenden Übergang von warm zu kalt verspricht und im Tauchbecken endet. Oder man kühlt sich in der Schneedusche ab. Empfehlenswert ist das kleine Bistro, wo es Fitnesssalate, Wraps, Pizza, Smoothies oder auch Longdrinks gibt. Wie gut, dass das Tournesol wieder geöffnet ist. ddt.
Weldertstraße 7, Idstein, zwei Stunden 24 Euro, Tageskarte 30 Euro.
Bad Nauheim: Mit neuer Sole in der Sprudelhof Therme
Wer sich in eines der Becken der vor gut einem Jahr eröffneten Sprudelhof Therme in Bad Nauheim begibt, könnte bald "O sole mio" summen. Nicht wegen der in das Gebäude hineinscheinenden Sonne, schafft sie dies doch nur nicht verlässlich und zudem nur stellenweise. Vielmehr umgibt die Badegäste die aus dem Boden der Kurstadt mit angenehmen 30 Grad sprudelnde Sole. In einem Becken ist der Salzgehalt höher als gewöhnlich. So richtig auf dem Wasser schweben ist allerdings nicht drin. Auch das Freiluftareal überzeugt. Vor dem Übergang bleiben Badehose, Bikini oder Badeanzug im Regal. Dahinter gilt Freiluftgenuss in Reinkultur, besonders nach dem Besuch einer der Saunen. Wer Glück hat, findet ein heißes Plätzchen im Turm. Aber wer dort hinwill, muss auf zack sein. Ein Tipp ist die Gastronomie: originell, gut und recht günstig. thwi.
Ludwigstraße 40, Bad Nauheim, zwei Stunden Kombitarif 20 Euro (plus ein Euro am Wochenende), Tageskarte 32 Euro. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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