Alexander Heil: Alexander Heil stellt auf der Burg Kronberg aus. Seine Skulpturen passen zu seinem Wohnort: dem Monte Verità im Tessin.

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Schon ein paar Tage vor der Vernissage ist Alexander Heil vom Monte Verità zur Burg Kronberg gefahren, den VW-Bus voller Raumträumer und Tagträumer. Die Holzskulpturen stehen jetzt im Innenhof, viele sind noch verpackt. Den Ausstellungssaal oben in der Mittelburg kennt der Künstler gut, er hat seine Werke schon ein paar Mal dort gezeigt. Welche genau es bei dieser Schau des Hochtaunuskreises sein sollen, wird er erst kurz vor der Eröffnung entscheiden.

Leider sei die Wolke aus Glaskristallen nicht mehr fertig geworden, berichtet Heil. Er habe die aufwendige Installation aus 200 Kristallen an Fäden nicht rechtzeitig so hinbekommen, dass er damit zufrieden gewesen wäre. Der Künstler zeigt ein Video auf dem Handy. Das Werk funkelt. Die Farbblitze entstehen durch das Tageslicht des Tessins, das sich in den Prismen bricht. Die Idee sei ihm durch einen einzelnen Kristall gekommen, der im Küchenfenster seines Hauses hänge.

Regionales Holz genutzt

Das Haus steht in der Nähe des Monte Verità, jenes Berges in der italienischen Schweiz, der um 1900 Lebensreformer, Utopisten, Nudisten und Künstler anzog. Der 53 Jahre alte gebürtige Frankfurter ist in Sulzbach im Main-Taunus-Kreis aufgewachsen, hat lange in Berlin gearbeitet und lebt inzwischen seit acht Jahren im Tessin, in einer Wohngemeinschaft, zu der auch eine Jurte und ein Baumhaus gehören. Heil nennt die Gegend einen Kraftplatz. Ein Freund veranstaltet dort Vollmond- und Neumondzeremonien.

Das Holz für die Skulpturen, Esche und Esskastanie, kommt aus dem nahen Wald. Genauso wie das Brennholz zum Heizen, das Volunteers für Kost und Logis hacken. Bisher hat Heil immer mit Schwarz und Naturtönen gearbeitet, Reliefs und Skulpturen mit einem speziellen Verfahren in gedeckten Farben patiniert. Die jetzige Ausstellung dagegen heißt "Auf der Suche nach Blau". Er möge die Farbe unheimlich gerne, sagt Heil, sei aber noch im Experimentierstadium.

Raum- und Tagträumer zu sehen

An der Wand im Saal lehnt eine Holzschnitt-Druckplatte, die er mit einer Motorsäge bearbeitet hat. Durch das Blau ziehen sich die Striemen der Hiebe. Manchmal nimmt Heil dafür auch eine Axt. Hinter der Platte steht der Druck selbst. "Ich finde die Platte fast spannender", sagt der Künstler. Vielleicht werde er beides ausstellen.

Auf jeden Fall wird er auch Raum- und Tagträumer zeigen. In Naturfarben und in einem Blau, das auch Türkis heißen könnte. Der Unterschied zwischen den figürlich-abstrakten Träumer-Skulpturen liegt in der Form: Beide sind aufstrebend und schlank, die Raumträumer dabei aber in sich gedreht, die Tagträumer in deutlichere Abschnitte zerteilt.

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Wie genau alles stehen und hängen wird, können Besucher vom Wochenende an und dann noch bis Ende Oktober auf der Burg sehen. Heil sagt: "Mein Thema ist Bewegung in jeder Form."

Die Ausstellung "Auf der Suche nach Blau" von Alexander Heil ist vom 14. September an zu den Öffnungszeiten der Burg zu sehen.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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