Für eine Feier zum 25. Jubiläum der "Neue Bahnstadt Opladen" ist es streng genommen noch zu früh. Dennoch gibt die "Neue Bahnstadt GmbH" eine 130-seitige Jubiläumsbroschüre heraus.
Der Grund ist nachvollziehbar. Geschäftsführer Andreas Schönfeld sagt: Die Herstellung des Buchs werde noch vom Land gefördert. Es ist mit dem Buch also wie mit der Bahnstadt insgesamt: Ohne Förderung hätte es sie sicher nicht gegeben.
Vor einem Vierteljahrhundert, im Jahr 2000, begann es in Bezug auf die 1000 Arbeitsplätze im Ausbesserungswerk Opladen erst mal zu bröckeln. Das Jahr war geprägt von einem Hin und Her. Mal hieß es, die Bahn ziehe sich nur von einem Teil der Fläche zurück, ganz schnell gab es daraufhin im Mai 2000 eine erste Perspektivenwerkstatt, die man als Grund für das Jubiläum heranzieht. Im Herbst gab es dann wieder Hoffnung, dass das Werk doch fortbestehen könnte.
Der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn und der Landesverkehrsminister Ernst Schwanhold (SPD) machten im darauf folgenden November den Opladenern und Leverkusenern Mut, dass es weitergehen könne. In einem waren sich alle einig: Das Werk funktionierte sehr gut und effizient, die Lage im Eisenbahnnetz war perfekt und man wusste schon damals, dass die Bahn für nachhaltigen Verkehr immer wichtiger werden würde.
Den endgültigen Beschluss der SPD-Regierung über die Schließung erfuhren die meisten Leverkusener am 26. Juni 2001 um 20.15 Uhr aus der Tagesschau; zu den Mitarbeitern im Bahnwerk war die schlechte Nachricht um die Mittagszeit durchgedrungen. Klar war von Anfang an: Die Entscheidung hatte die rot-grüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder aus rein politischen Gründen zugunsten des Standorts in Dessau in Sachsen-Anhalt und gegen Opladen im Westen gefällt.
Leverkusen: Kommunalpolitik war komplett machtlos
Aus der damaligen Misere sei etwas Großartiges entstanden, sagte der damalige Oberbürgermeister Paul Hebbel. "Jetzt ist alles am Ende", habe er damals gedacht, brutal sei für ihn die Erkenntnis gewesen, dass die Kommunalpolitik dabei vollkommen machtlos gewesen sei. "Vieles ist dann doch ganz gut geworden, ich bin heute hochzufrieden", sagt das ehemalige Stadtoberhaupt, wenn er etwas anderes sagen würde, wär’s auch seltsam, denn seit der Gründung der Bahnstadt GmbH sitzt er mit im Aufsichtsrat. Allerdings: Bei den Immobilien sei nicht alles gut gelaufen, spielt er auf die Lage an der West-Seite mit der Harfid-Pleite und die Hängepartie mit den Investoren oben am Bahnhofs-Quartier an.
Der heutige Geschäftsführer Alfonso López de Quintana sagt, die Zeit für das Projekt sei günstig gewesen, die Lage auf dem Immobiliensektor jetzt aber nicht mehr. Das Förderprojekt "Bahnstadt" sei abgeschlossen. In die 72 Hektar sind 60 Millionen Euro öffentliches geld geflossen. Der städtische Anteil sind 20 Millionen, darin eingeschlossen sind die Kosten für die Verlegung des Gütergleises, mit der eine große Fläche Bauland erschlossen wurde. Den städtischen Eigenanteil der Gleisverlegung zahlte man aus dem Kulturetat: Das waren sieben Millionen Euro.
Die neue Broschüre ist keine unabhängige Publikation, das will sie auch nicht sein. Die Probleme in der Bahnstadt werden darin nicht thematisiert, etwa, dass das Fahrradparkhaus nicht genutzt wird.
Pressesprecherin Anika Furtkamp sagt, man habe 2000 Stück von der Broschüre drucken lassen, die an folgenden Plätzen kostenlos erhältlich seien:
- Buchhandlung Noworzyn, Opladen
- Buchhandlung Gottschalk, Schlebusch
- Rathaus, Friedrich-Ebert-Platz
- Stadtverwaltung Leverkusen, Goetheplatz
- Elberfelder Haus, Hauptstraße
- Wiesdorfer Eck, Hauptstraße
- Forum
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