Sekou Sidibe hält das entscheidende Papier in den Händen und lacht. Er steht am Montagmittag auf dem Platz vor dem Rathaus in Wiesdorf, hält seine Aufenthaltserlaubnis in die Kameras, lacht und wiederholt immer wieder: "Ich bin mega-glücklich heute!"

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Neben ihm stehen Bruno und Sabine Hentschel und auch ihnen steht das Glücksgefühl ins Gesicht geschrieben. Wie sehr haben sie sich in den vergangenen Jahren für den jungen Mann aus Guinea eingesetzt! Wie viele Ängste haben sie seit Ende August 2024 ausgestanden!

Damals sollte der Dachdecker-Azubi Sidibe mit einem Abschiebeflug in sein westafrikanisches Herkunftsland gebracht werden, was aber spektakulär scheiterte. Daran schloss sich ein monatelanges, auch juristisches Tauziehen mit dem Ausländeramt der Stadt um das Schicksal des 25-Jährigen an. Sabine und Bruno Hentschel informierten die Öffentlichkeit, nahmen Kontakt zu wichtigen Stellen wie den Kölner Flüchtlingsrat auf und setzten viele Hebel in Bewegung, um Sidibe zu unterstützen. Und nun – fast auf den Tag genau fünf Monate nach dem Schock des Abschiebeflugs, der die Hentschels während einer Urlaubsreise traf – strahlen die drei um die Wette.

Leverkusen: Ausländeramt wandelt Duldung um

Das Ausländeramt der Stadt hat die bloße Duldung des Azubi in eine Aufenthaltserlaubnis umgewandelt. Er muss sich nun nicht mehr in kurzen Zeitabständen im Ausländeramt melden, kann seinen Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen frei wählen und vor allem ohne die – freilich zuletzt nur noch theoretische – Möglichkeit im Hinterkopf, jederzeit erneut nach Guinea abgeschoben werden zu können, seine Ausbildung weiter verfolgen. In einem Jahr soll die Erlaubnis überprüft werden.

Auch sein Lehrherr Abbas Süren, Dachdeckermeister aus Langenfeld, ist an diesem Montag erneut nach Wiesdorf gekommen. Er freut sich mit Sidibe und umarmt ihn. Während Bruno Hentschel und Sidibe den fast einstündigen Termin im Amt wahrnehmen, berichtet Süren, dass sein Auszubildender auch am Förderunterricht teilnimmt, den die Berufsschule anbietet.

Der Dachdeckermeister drückt seinen Respekt dafür aus, wie Sidibe sich in der Lehre macht: "Er kommt ja mit ganz anderen Voraussetzungen in die Ausbildung als jemand, der hier einen Schulabschluss gemacht hat und dann die Lehre anfängt. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat er in Guinea ja nur wenige Jahre die Schule besuchen können." Sabine Hentschel pflichtet ihm bei und ergänzte, dass Sidibe, der seit April 2018 in Deutschland ist, hier nicht nur eine fremde Sprache gelernt, sondern auch einen Schulabschluss nachgeholt habe.

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Ab Ende Mai beginnt die Prüfungsphase für Sidibe, die Anfang Juli dann mit mündlichen Prüfungen zu Ende geht. Bis dahin "muss ich jetzt viel lernen", sagt der junge Mann. Aber erst mal will er am Montag allen seinen Freunden von der Aufenthaltserlaubnis erzählen und seine Freude mit ihnen teilen. Und mit Sabine und Bruno Hentschel: "Das müssen wir feiern", sagt Sabine Hentschel.   © Kölner Stadt-Anzeiger

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