Das seit Jahren brachliegende Gelände zwischen Hochschule und Huma wird erst einmal nicht bebaut. Der Beigeordnete Rainer Gleß teilte das auf der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Stadtentwicklung mit.
Damit findet der ambitionierte Investorenwettbewerb ein unerwartetes Ende. Sowohl der Erstplatzierte KRE Holding als auch die zweitplatzierte Ten Brinke Wohn- und Gewerbebau zogen ihr Interesse zurück. Sie wollten das rund 14.500 Quadratmeter große Grundstück kaufen und nicht pachten. Das fand jedoch keine Zustimmung bei der Stadt.
"Die Erbpacht ist beschlossen", betonte Gleß. Ziel dieser Entscheidung sei es gewesen, dass dieses "Filetgrundstück in der Innenstadt" in der Hand der Allgemeinheit bleibe, damit spätere Generationen auf die Gestaltung Einfluss behielten.
"Als Städteplaner kann ich das nachvollziehen", betonte Gleß. Das bestätigten alle Parteien noch einmal einstimmig im Ausschuss. "Beim Tacke-Gelände haben wir auch einen Schnellschuss verhindert, und das Ergebnis kann sich sehen lassen", erinnerte Reńe Puffe (CDU). Das Grundstück an der Bonner Straße stand jahrelang zur Disposition. Heute befinden sich dort ein Altersheim und der Lidl-Markt.
Grundstück zwischen Huma und Hochschule soll im Besitz der Bürger von Sankt Augustin bleiben
Marc Knülle (SPD) betonte, es sei gewünscht, dass dieses Grundstück zwischen Hochschule und Huma "langfristig im Besitz der Stadt und ihrer Bürger" bleibe. Eine zusätzliche Verdichtung des Wohnraumes war eine weitere Forderung der Investoren. Hinzu kam, dass Stellplätze in einer kostenintensiven Tiefgarage unerwünscht waren.
Die stark gestiegenen Baukosten machten das ganze Projekt weiter unrentabel. Für die Stadt wäre die Erbpacht ein gutes Geschäft gewesen, wie die Unterlagen zur Ausschusssitzung darlegen.
Der Mindestkaufpreis für den Quadratmeter wurde mit 350 Euro angesetzt, sechs Prozent Erbbauzins verlangt die Stadt. Bei der Grundstücksgröße werden rund 2000 Quadratmeter öffentliche Fläche abgezogen. Ergibt 12.500 Quadratmeter mit dem fiktiven Wert von 4.375.000 Millionen Euro. Sechs Prozent davon sind 262.500 Euro. Das wären die jährlichen Einnahmen der Stadt.
Mögliche Erbbauzinsen sind mit einer Klausel wertgesichert
Der Erbbauzins werde zudem durch eine Klausel wertgesichert und frühestens nach drei Jahren überprüft, ist in den Unterlagen zu lesen. Er wird nur oben angepasst, wenn sich der Verbraucherpreisindex ändert. Eine Reduzierung ist nicht vorgesehen. Insbesondere das erschwert den Weiterverkauf der Anlage an Anleger. Banken sehen so etwas nicht gern. Das führt zu Aufschlägen bei der Finanzierung, was die Rentabilität senkt. Nun sollen neue Investoren gesucht werden, die sich auf das von der Politik geforderte Konzept einlassen.
Für Bürgermeister Max Leitterstorf ist die Entwicklung der Fläche in der "Wissensstadt Plus" besonders wichtig. Immerhin ist am 14. September Kommunalwahl. Ein Baubeginn wäre da nicht schlecht gewesen, zumal sich die Ansiedlung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) auf dem Butterberg aufgrund von Klagen des BUND verzögert.
Auch IT-Dienstleister Bechtle hat noch nicht angefangen zu bauen. Leitterstorf möchte auf dem Areal insbesondere IT-Unternehmen die Möglichkeit geben, sich niederzulassen. Die direkte Nähe zur Hochschule sei ein wichtiger Standortvorteil für einen Wissenstransfer. Studentinnen und Studenten hätten den direkten Weg zu Firmen, die ihnen auch nach dem Abschluss Arbeitsplätze bieten könnten.
Hotelier Christoph Silber-Bonz zeigte Interesse am geplanten Hotel
Die KRE Holding hatte als Gewinner des Investorenwettbewerbes einen Mix aus Wohnen und Forschung geplant. 4400 Quadratmeter Bürofläche und 14.522 Quadratmeter Wohnfläche sollten sich ergänzen. Ein Vier-Sterne-Inklusionshotel mit 5185 Quadratmetern Fläche war ebenfalls vorgesehen. An dem hatte schon Christoph Silber-Bonz Interesse gezeigt, der erfolgreich drei Hotels in der Region betreibt.
Die Hochschule hätte 4180 Quadratmeter in den Neubauten nutzen können. Für Gastronomie waren 802 Quadratmeter reserviert. Klassischer Geschosswohnungsbau sollte ergänzt werden durch Seniorenwohnungen und Mikroappartements für Studenten. Regenwasser sollte dort versickern, wo es niedergeht. Eine Zisterne mit einem Fassungsvolumen bis zu 50.000 Liter hätten zur Wasserversorgung des Gebietes genutzt werden können. Begrünte Fassaden sollten für ein angenehmes Mikroklima sorgen.
Die Stadt will die Flächen jetzt auf Immobilienmessen bewerben. Auf keinen Fall ist gewünscht, dass einzelne Teile verkauft werden. "Wir streben eine Gesamtlösung an und keinen Flickenteppich an Investoren", sagte Gleß auf Nachfrage der Redaktion. © Kölner Stadt-Anzeiger
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