Aufstehen, Frühstück, schminken, Ornat an – ab dem frühen Mittag pendelt das Dreigestirn jeden Tag von Sitzungssaal zu Sitzungssaal, oft bis in die Nacht.

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Trotz langer Session ist der Kalender des Dreigestirns vollgepackt mit Auftritten. Der Tagesrekord von Prinz René I. (Klöver), Bauer Michael (Samm) und Jungfrau Marlis (Hendrik Ermen) liegt bei 18 Terminen an einem Tag. Kein Wunder also, dass die Tollitäten zur Hälfte der Session schon jegliche Orientierung verloren haben: "Man lebt in einer ganz anderen Zeit", sagt Prinz René.

Mindestens ein Drittel der Termine, die das Dreigestirn absolviert, sind sogenannte soziale Termine. Das Trifolium besucht etwa Krankenhäuser und Seniorenheime, vergangene Woche war die Bahnhofsmission dran. "Das war wirklich ergreifend", erinnert sich Prinz René. Gerade diese sozialen Termine seien es, die dem Dreigestirn am Herzen liegen und in Erinnerung bleiben werden.

Soziale Termine und Gespräche mit Jecken sind Highlights

Prinz Renés Bilanz der bisherigen Session fällt durchweg positiv aus, auch wenn er sich trotzdem freue, an Aschermittwoch wieder in seine Alltagsklamotten zu schlüpfen und nach Hause zurückzukehren.

Bauer Michael könne gar nicht sagen, welche Termine ihm bisher am besten gefielen. "Es war noch gar keine Zeit, das zu verarbeiten." Was ihm aber immer große Freude bereite, seien die Momente fernab der Bühne. Durch die lange Session bleiben dem Dreigestirn auch immer mal wieder kleine Zeitfenster, um im Foyer mit den Jecken ins Gespräch zu kommen. Manchmal sind die Pausen sogar groß genug, um zwischendurch ohne Vorankündigung in eine Kneipe einzukehren. "Das ist jedes Mal ein Erlebnis", sagt Bauer Michael. Da würden auch mal Gabel und Messer vor Staunen klirrend auf die Teller fallen.

"Mir gefallen diese persönlichen Kontakte zu den Jecken sehr", sagt er. Nur ein kleines Aber klingt da mit: "Es gibt ganz wenige Menschen im Karneval, die etwas distanzlos sind." Ihm selbst würde das gar nichts ausmachen – er habe nur Angst um sein Ornat. "Ich hatte schon einmal Schminke ganz oben am Hut. Keine Ahnung, wie die da hingekommen ist."

Jungfrau Marlis hat bei den vielen Jecken, auf die sie trifft, ein ganz anderes Problem: Sie leidet unter einem schlechten Namensgedächtnis. Ihre Lösung: "Bei mir sind alle Hasen." Egal ob der 90-jährige Funk vor ihm steht oder wie vergangene Woche in Brüssel EU-Parlamentsvizepräsidentin Katarina Barley. Ein Elferrat war kürzlich beim Auftritt des Dreigestirns deshalb mit Hasenohren bestückt, eine der Frauen überraschte Jungfrau Marlis bei einer späteren Sitzung und schenkte ihr den Kopfschmuck.

Immer wieder bekomme das Dreigestirn solch kleinen Geschenke, als bekennender Dackelfan hat Marlis auch schon eine Plüsch-Alma (so heißt der Dackel der Jungfrau) bekommen. Nur ein Geschenk kann das Trifolium nicht mehr sehen: "Wir haben so unfassbar viel Eierlikör geschenkt bekommen, dass wir einen Fachhandel aufmachen könnten. Bitte jetzt erstmal keinen mehr!"

Das Trifolium ist nicht nur in Köln unterwegs, auch außerhalb der Stadtgrenzen besucht es verschiedene Veranstaltungen. Und einer der Lieblingsmomente außerhalb Kölns war dabei ausgerechnet in Düsseldorf. Auf einer Sitzungsparty der KG Regenbogen, die diese Session den Düsseldorfer Prinzen stellt, wurden der Kölner Prinz, Bauer und die Jungfrau als Überraschungsgäste gefeiert und zu Ehrenmitgliedern ernannt. Besonders Bauer Michael, der von 2002 bis 2006 Vorsitzender der KG Regenbogen war, wurde mit viel Jubel in der Landeshauptstadt empfangen.

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Bis zum Sessionshighlight, dem Rosenmontagszug, stehen noch viele weitere Termine innerhalb und außerhalb Kölns an – auch am 23. Februar tourt das Dreigestirn. Es wird also keinen jecken Überraschungsbesuch in der Wahlkabine geben, die drei haben die Briefwahl beantragt. Bis es so weit ist und die Kölnerinnen und Kölner ihr Kreuzchen setzen, wird sich das Dreigestirn auch weiter immer wieder positionieren, verspricht Jungfrau Marlis. Denn die politischen Entwicklungen würden sie als queere Personen besonders betreffen. "Aber in erster Linie sind wir dafür da, Frohsinn zu verbreiten. Da müssen wir die Balance finden."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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