"Dass diese Konstruktion 135 Jahre lang gehalten hat, ist schon ein kleines Wunder", findet Thomas Diederichs, Pfarrer der Evangelischen Gemeinde von Nippes.

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Seit Mitte Juli ist der Turm der Lutherkirche an der Siebachstraße 85 eingerüstet. Kurze Zeit später kam die blaue Bauplane im Bereich der Turmspitze hinzu, die derzeit die Silhouette im Nippeser Westen prägt.

"Doch nicht nur der Turm, sondern die gesamte Kirche ist in die Jahre gekommen, zuletzt wurde sie in den 1980er-Jahren saniert. Derzeit läuft damit die vierte Restaurierung in der Geschichte der Lutherkirche", so der Pfarrer. Anders als viele Häuser in der Nachbarschaft und Nebengebäude wie das Pfarrheim oder die Sakristei, wurde die Lutherkirche im Zweiten Weltkrieg so gut wie nicht beschädigt. "Die Verhüllung ist zwar nicht von Christo, aber sie sieht dennoch interessant aus", ergänzt Diederichs Pfarrkollegin Miriam Haseleu schmunzelnd.

Stahlbeschichtung soll Turm vor Feuchtigkeit schützen

Hauptgrund für die Turmsanierung ist die ins Bauwerk eingezogene Feuchtigkeit. Die Kirche wurde 1889 nach Plänen des Architekten August Albes erbaut – mit begrenzten finanziellen Mitteln, jedoch großer handwerklich-technischer Expertise der Gemeindemitglieder, unter ihnen viele Bahnwerker. Beim Bau der sehr steilen Kirchturmspitze wandten sie damals eine eigenwillige Technik an: Um Material zu sparen, wurden die Ziegel bewusst schief, mit einer Neigung nach oben, vermauert.

Im Rahmen der Ausbesserung des Turms, die noch bis Mitte oder Ende 2025 andauert, soll der Turm eine spezielle Stahlbeschichtung bekommen, der das Bauwerk vor Feuchtigkeit schützt. Diese Schicht nimmt mit der Zeit annähernd die Farbe der Backsteine an. Schadhafte Stellen im Bauwerk werden bei der Restaurierung ausgebessert. Eine wesentliche Rolle bei den Arbeiten am Turm spielt das Wetter. Ein Teil der Arbeiten ist bei Regen nicht möglich. Nach dem Turm wird das Kirchenschiff saniert, bis ungefähr 2027.

Viele Förderer mit an Bord

Bereits vor rund zehn Jahren habe man sich erstmals mit dem Thema einer Sanierung beschäftigt, erinnert sich Diederichs. Seitdem wurden kleine Ausbesserungen ad hoc erledigt, es wurde untersucht und geplant sowie das Denkmalamt mit ins Boot geholt. Bei der Finanzierung des Großvorhabens helfen unter anderem der Evangelische Kirchenverband Köln und Region, die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler (Stiftung Kiba), der Bund und das Land NRW. Dennoch verbleibt ein großer Eigenanteil bei der Kirchengemeinde. "Deshalb freuen wir uns über Unterstützer, jeder Euro zählt", betont Diederichs.

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Beide unterstreichen, dass die Sanierung kein Selbstzweck sei, sondern der Turm für das rege Gemeindeleben stehe, was es hier gebe – von den Veranstaltungen im Rahmen des Programms "Kulturkirche" über Feste und Feiern im Veedel, in die sich die Kirchengemeinde einbringe, bis hin zum Gemeindeleben. "Die Leute kommen gerne her, verbringen ihre Abende hier. Auch für das Veedel hat die Kirche eine große Bedeutung", findet Haseleu. "Wir hoffen, dass die Leute, die die Kirche nutzen, sich an einer Finanzierung beteiligen."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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