Etwa ein halbes Jahr dauert es noch, bis Gudrun Schmitz ihre Ausbildung zur Clownfrau absolviert haben wird.
Die 55-Jährige arbeitet hauptberuflich als Gemeindereferentin in der Lindlarer Kirchengemeinde St. Severin.
Sie ist eine lebenslustige und positiv gestimmte Frau. Im Frühling hat sie ihre Ausbildung zur Clownin begonnen, nachdem eine Freundin in der Clownschule für Frauen in Bergisch Gladbach einen Schnuppertag gemacht hatte und vom Konzept begeistert war. "Dabei kannte ich die Schule schon vom Sehen, weil meine Mutter in Bergisch Gladbach wohnt und ich bei meinen Besuchen immer wieder dort vorbeigekommen bin."
Clownszeit bei Denise May
Von der Begeisterung der Freundin angesteckt, erlebte die Gemeindereferentin einen Schnuppertag bei Denise May, der Leiterin der Schule. Das habe sie dann vollends überzeugt. "Zuerst habe ich mir die Webseite der Schule angesehen, das hat mir schon sehr gut gefallen. Und nach meinem Schnuppertag war mir klar: Das will ich machen!"
Wenn man heute an Clowns denkt, dann kommt man natürlich an Pennywise, den bösen Clown aus
Es geht auch nicht um Karneval oder Zirkus. Als fertig ausgebildete Clownfrau kann ich vielmehr die Bühnen in Seniorenheimen oder Krankenhäusern und Hospizen bespielen", erklärt Gudrun Schmitz.
Die Philosophie hinter der Clowns-Maske
Ein wichtiger Teil der Ausbildung ist es, sich mit der Philosophie des Clowns zu beschäftigten. Und die ist eine Geschichte des Scheiterns, wie die Lindlarerin sagt. "Der Clown scheitert doch ständig – wenn er stolpert oder hinfällt, dann ist das nichts anderes als ein Scheitern. Und wir als Publikum lachen dann darüber."
Das Scheitern als existenzielle Lebenserfahrung? "Ja, denn Scheitern ist ein Tabu in unserer Gesellschaft", bestätigt Schmitz. Scheitern ist also möglich und nicht so schlimm, es gehört zum Leben dazu. Gudrun Schmitz zieht Vergleiche zu ihrem eigentlichen Berufsfeld in der katholischen Kirche.
"Wir haben ja hier auch die Wandlung vom Unheilen ins Heile – am sichtbarsten sicherlich im Kreuzestod und der Auferstehung Jesu Christi. Auf einer anderen Ebene ist auch das Scheitern des Clowns und das Lachen seines Publikums nichts anderes", sagt die 55-Jährige.
13 Frauen lassen sich bei Köln zum Clown ausbilden
Insgesamt 13 Frauen aus der ganzen Region nehmen am Kurs in Bergisch Gladbach teil, die Ausbildung dauert 16 Wochenenden und einen Wochenkurs. "Dabei geht es nicht nur um das Handwerk, das natürlich auch dazu gehört. Aber es geht auch darum, den eigenen Clown in sich zu entdecken", führt Schmitz aus. "Wo sind meine Stärken, wo sind meine Schwächen, welche Charakterzüge habe ich?"
Selbstreflexion also, eine Parallele zur pastoralen Arbeit. Doch gibt es auch Unterschiede. "Nehmen wir den Blickkontakt. Den suche ich in meiner pastoralen Tätigkeit immer. Gehe ich aber als Clownfrau etwa in ein Kinderhospiz, dann darf ich den nicht suchen, da er bei den Kindern Angst auslösen könnte", sagt Gudrun Schmitz.
Es gehe dabei nicht um sie selbst, sondern um die, die sie besuche. Noch bis zum Mai kommenden Jahres dauert die Ausbildung in der Clownschule Bergisch Gladbach. Zum Abschluss wird es eine gemeinsame Aufführung geben. Bis dahin werde sie hoffentlich herausgefunden haben, welche Clownfrau in ihr schlummere, sagt sie. "Da sind meine Kolleginnen schon etwas weiter. Ich habe das noch nicht entdeckt."
Sie ergänzt, und da lacht sie wieder: "Aber ich bleibe auf jeden Fall dran." Und was kommt danach? "Ich träume mit einem Lächeln von einem Gottesdienst mit roter Clownnase. Nicht als Klamaukgottesdienst. Aber Denise May hat gesagt: Die Nase ist das Herz des Clowns. In diesem Zusammenhang kann man den Wandlungsgedanken durchaus auch transportieren", findet Gudrun Schmitz. © Kölner Stadt-Anzeiger
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