Wer vor etwa drei Jahren noch eine Drehleiter für unter 800.000 Euro gekauft hat, kann sich glücklich schätzen.

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Die Troisdorfer und die Eitorfer Feuerwehr gehören dazu, sie haben mit 740.000 respektive knapp 770.000 Euro noch gut abgeschnitten. Die Sankt Augustiner haben 2023 schon 810.000 bezahlt, die Siegburger im vergangenen Jahr 840.000 Euro. Wer heute bestellt, muss für das baugleiche Modell schon rund 1,2 Millionen Euro hinlegen – und bekommt es vermutlich in zwei Jahren.

Denn zu den hohen Preisen kommen die langen Lieferzeiten. Dirk Zehe, in Troisdorf zuständig für die Beschaffung, rechnet bei Hilfeleistungs- und Löschgruppenfahrzeugen (HLF), zunehmend das Standard-Feuerwehrfahrzeug, mit einer Frist ab 30 Monaten. Dennis Schwellenbach, der denselben Job in Sankt Augustin macht, spricht sogar von bis zu drei Jahren.

Im Schnitt kalkulieren Feuerwehren ab zwei Jahren Lieferzeit

Der Leiter der Feuerwehr Eitorf, Jürgen Bensberg, arbeitet gerade an der Ausschreibung für einen Einsatzleitwagen, einer mobilen Wache zur Dokumentation und Koordination vor Ort. Ein Fahrzeug, in dem auch schon mal Besprechungen stattfinden können. "Da gehe ich von zweieinhalb Jahren aus." Im Schnitt kalkuliert er für Neukäufe mit zwei Jahren: "Wir müssen früh in die Ausschreibung."

Das weiß auch Dennis Schwellenbach. Im Herbst 2025 erwartet er in Sankt Augustin die Auslieferung eines Löschgruppenfahrzeugs, eine Nummer kleiner als das HLF. Begonnen hat der Anschaffungsprozess im Oktober 2023, mit Beladung wird es 580.000 Euro kosten, montiert auf einem Straßenfahrgestell, also ohne Allrad-Antrieb. Noch ein anderes Problem skizziert er: die Koordination von Ladung und Fahrzeug. Da muss er bei Bestellungen jonglieren. "Das passt nicht mehr unbedingt überein. Wir sind dem marktbedingt ausgesetzt."

Wir sind dem marktbedingt ausgesetzt.

Dennis Schwellenbach, zuständig für die Beschaffung bei der Feuerwehr Sankt Augustin

Zwei große Hersteller sind die Hauptlieferanten, Rosenbauer und Schlingmann. Empl aus Österreich gibt es nur vereinzelt im Kreis. "Die Preiserhöhungen sind auf die steigenden Lohnkosten der letzten Jahre sowie die erhöhten Materialkosten zurückzuführen, die durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg verursacht wurden", erklärt Monika Hunjadi, Sprecherin von Rosenbauer.

"Zusätzlich sind die Finanzierungskosten gestiegen, da viele Kommunen keine Anzahlungen akzeptieren", berichtet sie. Das bedeute, dass Projekte teilweise bis zu zwei Jahre vom Auftragnehmer (in dem Fall von Rosenbauer) finanziert werden müssten. "Ähnliche Kostensteigerungen betreffen auch das Fahrgestell und die feuerwehrtechnische Beladung."

Dirk Zehe setzt für die Troisdorfer Feuerwehr auf Schlingmann, mit guten Erfahrungen in der Vergangenheit. Von seinen Kontaktleuten dort hat er noch einen anderen Grund für die langen Lieferzeiten und die damit verbundenen Preiserhöhungen erfahren: Für den Behördenbedarf wurden die Kabelbäume für die Fahrgestelle bis auf eine Ausnahme – Unimog – in der Ukraine gefertigt. Nach dem russischen Angriff war es damit vorbei, bis es eine Alternative gab, vergingen Jahre.

Er kalkuliert inzwischen für ein HLF 10, die etwas kleinere Variante, rund 600.000 Euro. In der mittelfristigen Finanzplanung waren es einmal 300.000 Euro. Bei seinem Dezernenten Horst Wende hat er volle Unterstützung: "Wenn sie teurer werden, dann werden sie eben teurer." Er weiß darum, dass es nur wenige Firmen gibt, die die benötigten Umbauten produzieren. "Energie-, Material- und Lohnkosten, das ist völlig normal."

Die Großfahrzeuge sind keine Spielzeuge für technikaffine, erwachsene Kinder. Ihre Notwendigkeit wird durch die Brandschutzbedarfspläne der Städte und Gemeinden festgelegt, genauso wie die Anzahl der Feuerwehrleute und deren Ausrüstung. Für die zu erwartenden Einsatzlagen werden zudem die Fahrzeuge definiert, mit denen die anfallenden Aufgaben erledigt werden können. Und die Zahl dieser Aufgaben nimmt rasant zu.

Der Troisdorfer Beigeordnete Horst Wende berichtete jüngst noch in einem Ausschuss vom Versuch eines anderen Beschaffungswegs. "Das Institut der Feuerwehr in Münster hatte ein Feuerwehrfahrzeug ausgemustert. Ein Gutachter hatte es mit 80.000 Euro bewertet", erzählte er. "Es sollte im Bieterverfahren verkauft werden. Die Stadt Troisdorf hat blind 200.000 Euro geboten." Für mehr als 300.000 Euro hat es schließlich den Besitzer gewechselt.

Die Hoffnung auf ein Vorführfahrzeug ist gering, selbst Mannschaftstransportfahrzeuge in Sprintergröße liegen derzeit bei 100.000 Euro. Bei der Haushaltsplanung müssten die Summen gut zwei Jahre vorher beantragt werden, beschreibt Zehe das Verfahren. Wie die Preise bei Kauf dann aussehen, erleben viele Feuerwehren als Fischen im Trüben.

Für die Drehleiter in Windeck sind 1,2 Millionen Euro veranschlagt

"Bis zu anderthalb Jahren, so war das früher, das ist alles in Ordnung", erklärt Daniel Walter, Leiter der Feuerwehr Windeck und stellvertretender Kreisbrandmeister. Er bekommt eine Drehleiter, Richtwert sind 1,2 Millionen Euro. "Das Feuerwehrhaus dafür müssen wir noch bauen. Wann fange ich womit an?" Die Ausschreibung will er jetzt nach dem Spatenstich auf den Weg bringen.

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Gerade läuft die Anschaffung eines HLF 20. Er rechnet mit einem Preis von 670.000 Euro. 2017 hat er ein nahezu baugleiches Modell für seinen Standort in Dattenfeld beschafft. Das hatte 400.000 Euro gekostet, mit einer großen Winde, die allein mit gut 30.000 Euro zu Buche schlägt. "Für mich sind diese Preissteigerungen nicht nachvollziehbar."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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