Die Gemeinde Weilerswist hat einen neuen Brandschutzbedarfsplan. So weit die gute Nachricht aus der Ratssitzung von Donnerstagabend.

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Von "Feuer aus" kann aber nicht die Rede sein. Dafür gibt es einfach zu viele Baustellen, zu viele Schwelbrände – auch das wird im neuen Brandschutzbedarfsplan, den ein externer Dienstleister erstellt hat, deutlich. Gegen das knapp 130 Seiten umfassende Werk stimmten die UWV, die FDP und die Grünen.

Die UWV bemängelt beispielsweise, dass das Wohngebiet Weilerswist-Süd im Grunde nicht berücksichtigt worden sei. Der Grund: Die Gemeinde hat mit dem externen Gutachter auf Zensus-Zahlen von 2011 zurückgegriffen. Da gab es Weilerswist-Süd laut der UWV noch gar nicht. Entsprechend seien Einsatzziele in der Theorie erstellt worden, ohne zu wissen, ob diese realistisch seien.

Weilerswist: Alle Feuerwehrgeräte haben Mängel

Im vergangenen Jahr rückte die Weilerswister Feuerwehr zu 272 Einsätzen aus. Das tat sie mit 165 Einsatzkräften aus den Löschgruppen Weilerswist, Vernich, Metternich/Müggenhausen, Derkum-Hausweiler und Lommersum. Laut Brandschutzbedarfsplan ist die Zahl der Einsatzkräfte in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich gestiegen. Der externe Gutachter hat festgestellt, dass die Feuerwehr in Weilerswist durch das durchschnittliche Alter der aktiven Feuerwehrleute einen "jungen Personalstand" hat.

Aber: Die personellen Mindestanforderungen aus dem Brandschutzbedarfsplan 2019-2024 werden durch die Einheiten Derkum-Hausweiler, Lommersum und Metternich nicht erfüllt. Der Gutachter empfiehlt deshalb: "Bei Stellenausschreibungen der Gemeinde Weilerswist ist anzustreben, dass diese bei gleicher Qualifikation und Eignung der Bewerber bevorzugt durch Bewerber besetzt werden, welche bereits über eine feuerwehrtechnische Qualifikation verfügen und/oder die Absicht haben, Mitglieder der Einsatzabteilung der Feuerwehr der Gemeinde Weilerswist zu werden."

Nach Angaben des Gutachters, der im Auftrag der Gemeinde den Brandschutzbedarfsplan erstellt hat, bestehen an allen Standorten der Feuerwehr im Gemeindegebiet Defizite. Vor allem die Feuerwehrgerätehäuser in Lommersum und Hausweiler weisen zahlreiche Mängel auf. Aber auch Vernich und Weilerswist kommen nicht gut weg.

Aufgrund des Investitionsstaus bestehe umfassender Handlungsbedarf an allen Standorten. Es sei eine strategische Gesamtplanung notwendig, die über den Brandschutzbedarfsplan hinausgehe, so der Gutachter. In Lommersum muss der Experten zufolge ein neues Gebäude errichtet werden.

Keine detaillierten Einsatzpläne für Senioreneinrichtungen

Es gibt in der Gemeinde Weilerswist keine detaillierten Einsatzpläne für Einrichtungen mit besonderen Anforderungen an die Feuerwehr. Die Objekte sind für die Feuerwehr vor allem bei der Menschenrettung der Brandbekämpfung herausfordernder als ein Mülltonnenbrand – beispielsweise Senioreneinrichtungen.

Die Gemeinde verweist nach der Ratssitzung darauf, dass "für Objekte mit besonderen Risiken die höchsten Schutzzielanforderungen gelten." Spezifische Einsatzpläne deren Ziel es ist, den Einsatz der Feuerwehr durch eine einsatztaktische Vorplanung effizienter zu gestalten und die Einsatzkräfte zu entlasten, gibt es aber nicht.

Die Ausschreibung zur Erstellung der Pläne wird nach dem Beschluss von Donnerstag nun erarbeitet, um die Umsetzung schnellstmöglich zu gewährleisten.

Clarissa Timme, Pressesprecherin der Gemeinde Weilerswist

Da sich weder Verwaltung noch die ehrenamtliche Feuerwehr personell dazu in der Lage sehen, diese Pläne zu erstellen, soll das nun ein externer Dienstleister machen. Allerdings: Das muss erst ausgeschrieben werden. "Die Ausschreibung zur Erstellung der Pläne wird nach dem Beschluss von Donnerstag nun erarbeitet, um die Umsetzung schnellstmöglich zu gewährleisten", sagt Clarissa Timme, Pressesprecherin der Gemeinde Weilerswist.

Aus Reihen der Feuerwehr heißt es: "Mit solchen konkreten Plänen, die beispielsweise regeln, welches Fahrzeug wo hinfährt, wenn es im dritten Obergeschoss brennt, kann im Ernstfall lebensrettende Zeit gespart werden. Sie sind also wichtiger als irgendwelche definierten Schutzzielanforderungen."

Feuerwehr: Schutzzielanforderungen sind aufgeweicht worden

Zumal diese Schutzzielanforderungen im neuen Brandschutzbedarfsplan aufgeweicht worden sind. Bisher war das Ziel der Weilerswister Wehr, innerhalb von acht Minuten mit zehn Feuerwehrkräften am Einsatzort zu sein. Künftig wird das intern definierte Schutzziel schon erreicht, wenn innerhalb von zehn Minuten sechs Einsatzkräfte vor Ort sind.

Kreisbrandmeister Peter Jonas sagt im Gespräch mit dieser Zeitung: "Pauschal zu sagen, es gibt keinen Einsatzplan, ist falsch. Wenn es beispielsweise ein für die Gemeinde im Erreichungsgrad günstigeres Schutzziel gibt, muss es aber die konkrete Einsatzplanung geben. Häufig resultiert aus einer solchen Einsatzplanung, dass weniger Personal als beim höchsten Schutzziel benötigt wird."

Müggenhausen: Löschwasserversorgung ist teils problematisch

Durch die Feuerwehr der Gemeinde Weilerswist wurde im Zuge einer Übung festgestellt, dass die Löschwasserversorgung im Bereich Schwarzmaar und Müggenhausen hinsichtlich der Leistungsfähigkeit Defizite aufweist und es bei der Entnahme von Löschwasser zu Einschränkungen der Trinkwasserversorgung im Bereich Müggenhausen kommt. "Wenn wir da an die Wasserleitung rangehen und versuchen, etwas zu löschen, dann haben Müggenhausen und Schwarzmaar kein Wasser mehr", sagte ein Feuerwehrmann im Gespräch mit dieser Zeitung.

Ein entsprechendes Löschwasserkonzept gibt es in Weilerswist aber nicht. Deshalb wird im Brandschutzbedarfsplan nun gefordert, dass ein solches Konzept erstellt wird, in dem die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Hydranten erfasst wird. Für nicht ausreichend versorgte Objekte sei zu prüfen, ob entsprechend der Baugenehmigungen die Sicherstellung einer angemessenen Löschwasserversorgung durch die Betreiber/Eigentümer oder die Gemeinde zu erfolgen habe.

Brandverhütungsschauen fanden zuletzt nur sporadisch statt

Laut Gutachter hat es in den vergangenen Jahren in Weilerswist nur "sporadisch" Brandverhütungsschauen gegeben, weil der zuständige Brandschutztechniker zu wenig Zeit hatte. Das soll – das muss – sich laut neuem Brandschutzbedarfsplan ändern. Zumal es im Gemeindegebiete 64 brandschaupflichtige Gebäude gebe. Künftig soll es elf pro Jahr geben, weil Brandverhütungsschauen gesetzlich alle sechs Jahre stattfinden müssen.

"Wir sind in manchen Bereichen nicht so leistungsfähig, wie wir das gerne sein würden. Da ist zu Recht der Finger in die Wunde gelegt worden. Wir brauchen beispielsweise ein Löschwasserkonzept. Es war ein sehr intensiver Austausch", sagte Jürgen Schmitz, Feuerwehrchef der Gemeinde Weilerswist: "Wir haben einen Investitionsstau, der abgearbeitet werden muss, um die Feuerwehr leistungsfähig zu halten. Wir sind in der Sache aber in die richtige Richtung unterwegs. Wichtig ist aber auch, dass den vielen schönen Worten nun auch Taten folgen."

Nach der Verabschiedung des Brandschutzbedarfsplans schlagen zwei Herzen in der Brust der Feuerwehr. "Einerseits ist es gut, dass wir ein neues Konstrukt haben. Anderseits fehlen konkrete Vorgaben. Wir haben auch aus dem vergangenen Brandschutzbedarfsplan nicht alles umgesetzt, obwohl auch Dinge ganz oben auf der Prioritätenliste standen. Da wäre ein konkretes Datum schon zielführender als ein ,Zeitnah'", sagt ein Feuerwehrmann.

Alexander Eskes erneut zum Ersten Beigeordneten und Kämmerer gewählt

Alexander Eskes bleibt die kommenden acht Jahre Erster Beigeordneter der Gemeinde Weilerswist. Er wurde in der jüngsten Ratssitzung einstimmig in seinem Amt bestätigt. Der Rat wählte ihn auch zum Allgemeinen Vertreter von Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst und erneut zum Kämmerer der Gemeinde.

Viele Worte verlor Eskes nach der Wiederwahl nicht. Aber er war vor allem über die einstimmige Wiederwahl sicht- und hörbar angefasst. Die Arbeit für den alten und neuen Kämmerer wird nicht weniger. Die chronisch klamme Gemeinde hat in der Ratssitzung auch ihren Haushalt für dieses Jahr verabschiedet – bei sechs Gegenstimmen von der FDP, UWV und Grüne. Zudem gab es drei Enthaltungen. Wie auch in anderen Kommunen ist man in Weilerswist unglücklich über die um 31 Millionen Euro gestiegene Kreisumlage. Das zwingt wahrscheinlich auch die Gemeinde zum weiteren Sparen.

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Die UWV hätte deshalb gerne die Abstimmung über den Haushalt verschoben, bis der Kreistag über den Haushalt – und damit auch über die Höhe der Kreisumlage – entschieden hat. Durch die Stimmen von CDU und SPD ging dieser Plan nicht auf, auch wenn die beiden Parteien ebenfalls die Machtlosigkeit der Gemeinde bei der hohen Kreisumlage kritisierten – so habe man nun aber selbst Nägel mit Köpfen gemacht.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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