Wenn es in Odenthal immer so stürmisch zugehen würde, wie am Donnerstagsabend im Planungsausschuss, dann müsste nicht lange darüber diskutiert werden, ob sich Windkraftanlagen in Odenthal energetisch und finanziell rentieren oder nicht.
Allerdings handelte es sich bei den Turbulenzen im Saal nicht um thermische Wirbel, sondern um Bürgerinnen und Bürger, die lautstark ihren Unmut über die Politik und die geplanten Windkrafträder auf Klauberg und Bülsberg kundtaten.
Dabei heraus kam am Ende per Abstimmung die totale Flaute: Odenthal wird die Bezirksregierung nicht um Überprüfung geeigneter Flächen bitten. "Wenn keine Vorrangflächen ausgewiesen werden, dann ist das Thema Windkraft für Odenthal erst einmal tot", fasste Bürgermeister Robert Lennerts (parteilos), das Ergebnis der Sitzung zusammen, an der er selbst allerdings nicht teilgenommen hatte.
Keine Mehrheit für die Prüfung geeigneter Flächen
Dabei war der entsprechende Tagesordnungspunkt auf den ersten Blick eher unspektakulär. Die Bezirksregierung Köln hatte die Gemeinde Odenthal aufgefordert, ihre Stellungnahme zum Entwurf des neuen Regionalplans, genauer zum "Teilplan Erneuerbare Energien", abzugeben. In der Vergangenheit hatte sich eine politische Mehrheit in Odenthal für Windenergie ausgesprochen, zuletzt, - wenn auch knapp – in der Dezembersitzung des Gemeinderates.
Nun hat sich der Wind gedreht: Die von der Verwaltung vorbereitete Stellungnahme, die Bezirksregierung möge prüfen, "ob die geplanten Windenergieanlagen als Windvorrangzone im Gemeindegebiet festgelegt werden kann", scheiterte in der Abstimmung.
Der Antrag wurde bei Stimmengleichheit abgelehnt
Zwar votierten die sechs Ausschussmitglieder der Grünen geschlossen für die Stellungnahme, doch stimmten SPD (drei Stimmen) und FDP (eine Stimme) geschlossen dagegen und erhielten Unterstützung von zwei CDU-Mitgliedern. Der Rest der CDU-Fraktion enthielt sich der Stimme. Sechs gegen sechs Stimmen – ein Patt also. Bei Stimmengleichheit gilt ein Antrag als abgelehnt. Etliche der aufgebrachten Bürger realisierten die für sie positive Wendung aber offensichtlich gar nicht: Mit Beschimpfungen auf die Politik, insbesondere das nicht geschlossene Abstimmungsverhalten der CDU, verließen sie den Saal.
Wie berichtet, will ein privater Investor auf dem Höhenrücken von Klauberg und Bülsberg insgesamt vier Windenergieanlagen errichten. Doch die Pläne sind umstritten. Befürworter sehen in den Anlagen finanzielle Chancen auch für die Kommune, einen Beitrag zur CO₂-Reduzierung und damit zur Klimawende.
Keine privilegierten Flächen für Windkraft im Regionalplan
Die Gegner halten den Standort nahe an der Wohnbebauung für ungeeignet, die Energieausbeute für zu gering und die Eingriffe in Natur und Landschaft für zu groß. Derzeit läuft auch eine Online-Petition gegen die geplanten vier Windräder in Odenthal. Gestern Mittag hatten 399 Menschen unterzeichnet, 262 werden für das Quorum gezählt.
Im Regionalplan sind für Odenthal wie für das gesamte Bergische Land bisher keine privilegierten Bereiche für Windkraft vorgesehen. Das liege unter anderem an der Topografie, an Naturschutzgebieten und auch am Funkfeuer für den Flughafen Köln/Bonn, so die Verwaltung. Die Analyse des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz hatte für Odenthal nur auf dem Klauberg und nahe dem Bülsberg geeignete Windverhältnisse identifiziert.
Bürger ließen ihrem Ärger in der Sitzung freien Lauf
Genau hier sollten die Windräder errichtet werden. Standorte, die Stefanie Rudolf-Tieke (SPD) trotzdem für verfehlt hält. Die Rahmenbedingungen förderten "Begehrlichkeiten bei Investoren" und den "Wildwuchs von Anlagen auf ungeeigneten Flächen".
"Dieser Ausschuss hat vor zwei Jahren mit großer Mehrheit einen Beschluss gefasst, dass wir uns auf den Weg machen wollen", warb Sonja Tewinkel (fraktionslos) für die Beibehaltung der Linie für erneuerbare Energien, obwohl sich im Raum inzwischen tumultartige Szenen abspielten, weil einige Zuschauer die im Ausschuss geltenden Regeln nicht zur Kenntnis nehmen wollten. Mehrfach unterbrachen sie mit eigenen Redebeiträgen und der Vorsitzende Peter Sittart (Grüne) hatte sichtlich Mühe, die Sitzung ordnungsgemäß fortzusetzen.
Trotz Ablehnung Infoveranstaltung zum Thema Windkraft
Man mache den zweiten Schritt vor dem ersten, riet Laura Lundberg (CDU) vom Beschluss ab und warnte mit Blick auf die Zuschauerreihen: "Wir schaffen es in Odenthal, die Gesellschaft zu spalten." FDP und SPD blieben bei ihrer Ablehnung. "Wir möchten keine Windräder in Odenthal haben", sagte Oliver Deiters, Fraktionschef der SPD. "Nicht zwischen Dom und Schloss oder irgendwo."
Theoretisch könnten Windanlagen auf dem Klauberg noch durch eine Flächennutzungsplanänderung ermöglicht werden. "Dafür sehe ich aber keine politische Mehrheit", so der Bürgermeister. Obwohl der Ausschuss sich mit seinem Beschluss gerade von den Windrädern in Odenthal verabschiedet hatte, votierte er direkt anschließend einstimmig für eine Öffentlichkeitsveranstaltung zum Thema Windenergieanlagen. Bürgermeister Robert Lennerts: "Das ist Schwachsinn." © Kölner Stadt-Anzeiger
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