Der Raum des Stadtarchivs in Frechen war am Donnerstagabend bis auf den letzten Platz gefüllt. Grund dafür war eine Bahn, die vor 111 Jahren das erste Mal gefahren ist und ihren Abdruck im Frechener Gedächtnis hinterlassen hat.
Autor und Historiker Volker H.W. Schüler hat sich diese Geschichte einmal ganz genau angeschaut. In seinem neuen Buch "Finchen pendelte zwischen Köln und Benzelrath" kann man das Ergebnis dieser Recherchen jetzt nachlesen.
Durch die vielen Anmeldungen und das große Interesse an der Veranstaltung wird die Buchvorstellung sogar eine Woche später im Lesesaal des Frechener Stadtarchivs noch einmal wiederholt. Dann ist der Eintritt ebenfalls wieder frei.
Begleitet wurde die Buchvorstellung passenderweise vom Nachfolger vom "Finchen", der KVB-Linie 7, die vor dem Fenster des Raums die Frechener Hauptstraße entlangfährt.
1914 war die erste Fahrt der Bahn "Finchen"
Nach der ersten Fahrt am 14. Februar 1914 fuhr die Linie F zunächst bis 1969 von Benzelrath nach Köln und zurück. Nach Linie 2 und 20 heißt sie seit 1997 Linie 7 und fährt bis heute. Der Ausbau der Bahn im Rhein-Erft-Kreis lag damals zuerst vor allem im Interesse der Industrie. Später wurde er dann zusätzlich wichtig für das Militär. Soldaten und Material konnten so schnell und zuverlässig Richtung französische Grenze gebracht werden, was den Deutschen einen Vorteil im Krieg mit den Franzosen verschaffte.
Die Anbindung an das Bahnnetz verhalf auch Frechen zu mehr Wohlstand. Am Anfang sorgte sie jedoch auch für Gefahren, weil ihre Geschwindigkeit von Fußgängern, vor allem Kindern, unterschätzt wurde.
Frechen: Autor plant viele weitere Projekte
Autor Volker H.W. Schüler ist nie selbst mit dem "Finchen" gefahren. Dass er auf das Thema gestoßen ist, war bloß ein Zufall. "Ich habe mich einfach viel mit der Bahn im Rhein-Erft-Kreis beschäftigt", sagt er.
In seiner Tätigkeit als Historiker beschäftigt er sich hauptsächlich mit der Geschichte des Erftlandes, neben der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit auch mit der Industriegeschichte des Rheinischen Braunkohlereviers und den Bahn- und Kanalstrecken um Köln. "Während der Corona-Pandemie hatte ich jede Menge Zeit zum Recherchieren", erzählt Schüler.
Neue Projekte hat er auch schon in Arbeit. 80 Jahre nach Kriegsende will er sich mit den Denkmälern in Elsdorf befassen. "Da bin ich fast schon kunsthistorisch tätig", sagt er. Außerdem will er eine Dokumentation über die Christus-König-Kirche in Horrem schreiben. Dazu hat er vom Pfarrer auch schon ein altes Tagebuch erhalten. Zu viele Projekte will Schüler in seinem Alter allerdings nicht mehr starten, sagt er.
Für sein ehrenamtliches Engagement und seine Verdienste als Heimatforscher wurde Schüler 2003 mit dem Rheinlandtaler des LVR ausgezeichnet. 2014 erhielt er zusätzlich die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. © Kölner Stadt-Anzeiger
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