Gekonnt sind diese Porträts, teils in Öl, teils mit Pastellstiften wiedergegeben, die die Künstlerin Brigitte Heister bis zum 31. Januar im Palastweiher in Königswinter ausstellt.

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Während sie im März ihre abstrakten Bilder, die sich aus bunten Schnipseln zusammenfügten, im Kunstraum Bad Honnef gezeigt hatte, liegt hier nun der Akzent auf figurativer Darstellung.

"Ich habe mir erlaubt, meine Malstile zu wechseln, wie ich will", fügt die Künstlerin vor der langen Reihe ihrer Porträts und im Blick auf die grafischen Arbeiten augenzwinkernd hinzu. Einerseits sind es retrospektive Bilder, die die 1955 im Westerwald geborene Brigitte Heister, die seit 1983 in Bad Honnef lebt, mitten aus der Berliner Punkerszene der 80er Jahre in Berlin herausgreift.

Kopf von Albert Camus mit strengem Blick und einer Zigarette im Mundwinkel

Kesse Irokesenschnitte und Gesichtsbemalungen hat sie in der Wiedergabe gern noch einmal verstärkt. Sie selbst lebte eine Zeitlang zwischen Kreuzberg und Neukölln in Berlin. Nun hat sie aber etwas Neues entdeckt, und zwar in Form eines alten Tapetenbuches der 60er Jahre. Die verschiedenen fast reliefhaften Strukturen schienen genau zu den weichen oder harten Charakteren ihrer Musiker, Literaten oder Politiker zu passen.

Und die Strukturen schienen bisweilen die Musikrhythmen ihrer Musiker aufzunehmen. Eindrucksvoll ist der Kopf von Albert Camus, der mit strengem Blick und einer Zigarettenkippe im Mundwinkel, mit schwarzem Stift in solch eine Tapete hineingemalt wurde, die sich in fein nuancierten Horizontalen und Vertikalen verliert. Freundlich und friedlich erscheinen die Punker der 1980er Jahre, doch nun erfolgt am Beispiel Sylt eine Gegenüberstellung zu heutigen Punks und hier geht es ganz im Gegenteil überhaupt nicht mehr freundlich zu. Die Drogenprobleme sind quasi ablesbar.

Woran liegt's? An der Erinnerungsverklärung der Künstlerin oder an den Veränderungen der Zeit? Zu sehen sind auch historisierende Landschaftsbilder vom Rhein, im Blick direkt vor der Haustür. Vom Fluss leuchtet eine Überfülle von weißen Segeln: Segelregatten, gab es die denn auf dem Rhein?

Heisters Ölbilder wurden nach über hundert Jahre alten Fotografien angefertigt. Manchmal aber gibt es ganz bewusst kleine Knicke in der Zeit: Was hat ein Scater darin verloren? Im Mittelpunkt steht aber ein großes Format, mit Störchen umgeben von einer bunten Welt von Fetzen und Flecken.

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In den Kunstwerken von Brigitte Heister ist Hintergründiges zu entdecken

Doch bei näherer Betrachtung entpuppt sich alles als ein undurchdringlicher Plastikabfallhaufen. Das Bild ist eine Reminiszenz, nachdem Brigitte Heister in Oberhausen die Ausstellung "Das zerbrechliche Paradies" gesehen hatte. Wie man weiß, verenden die Störche sehr oft durch Plastik, das sie herunterschlingen, das sie nicht identifizieren und nicht mehr ausscheiden können. So gibt es in dieser Ausstellung mit der delikaten Malerei von Brigitte Heister manches Hintergründige zu entdecken.

Die Ausstellung im Palastweiher, Winzerstraße 7, ist bis zum 31. Januar täglich von 15 -18 Uhr geöffnet.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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