Auch an diesem regnerischen Samstagmittag trotzten die Wahlkämpfer der meisten Parteien in der Gladbacher Fußgängerzone dem Wetter und beantworteten geduldig die Fragen der Passanten zu ihren Programmen. Der Andrang an den Ständen war angesichts des Wetters übersichtlich.
"Leider erleben wir oft Konfrontationen statt konstruktiver Diskussionen", bedauerte Gerald Karich von der FDP die angespannte Atmosphäre. Manchmal fühle er sich an die leidenschaftlichen Anhänger von Fußballmannschaften erinnert: Entweder man ist für Borussia Dortmund oder für Bayern München.
Wahlkämpfer in Bergisch Gladbach fühlen sich wie beim Fußball
Die tiefgehende inhaltliche Auseinandersetzung bleibe dabei oft auf der Strecke. Trotz des widrigen Wetters hielten die Wahlkämpfer der FDP ohne Pavillon die Stellung, nachdem eine Sturmböe das Gestell ihres schützenden Daches verbogen hatte.
Nebenan bestätigte Tomas Strobel vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) diesen Eindruck: Er vermisse oft die Bereitschaft der Menschen, sich zunächst einmal offen zu informieren. "Wir müssen häufig erklären, dass Sahra Wagenknecht eine sehr differenzierte Meinung zu Putin und dem Krieg in der Ukraine hat und sicher keine ‚Putinversteherin‘ ist."
Allgemeine und kommunalpolitische Fragen
Die Wahlkämpfer am SPD-Stand berichteten hingegen, dass viele Menschen mit allgemeinen Fragen, aber auch mit Anliegen zur Kommunalpolitik zu ihnen kämen. Zwei Beispiele: "Wird alles weiterhin teurer? " oder "Was könnt ihr tun, damit der öffentliche Personennahverkehr besser funktioniert? "
Neben der wiederholten Klage, dass die S-Bahn schon wieder ausgefallen sei, forderten die Bürger, dass die Mobilität bezahlbar bleibe. Auch um den Zustand der Schulen machten sich viele Sorgen, wie die Standmannschaft der SPD berichtete. Für viele Bergisch Gladbacher scheinen die drängenden lokalen Fragen genauso wichtig zu sein wie die großen und komplexen Themen der Bundespolitik.
Die Wahlkämpfer der AfD berichteten vor allem von Fragen zur Kriminalität. Besonders Frauen hätten Angst, nachts allein durch die Fußgängerzone zu gehen. Ihrer Einschätzung nach würden solche Sicherheitsfragen von anderen Parteien nicht ausreichend beantwortet, weshalb die Menschen zu ihnen kämen.
Am Pavillon der Grünen erzählte Michael Laufenberg: "Nachdem sich die Grünen für militärische Hilfe für die Ukraine eingesetzt haben, bezeichnen uns einige als Kriegstreiber. "
So habe ihm ein Standbesucher erklärt, dass er früher immer Grün gewählt habe, jetzt jedoch nicht mehr. Birgit Schulz-Bergermann freute sich hingegen über eine positive Rückmeldung. Eine Passantin habe gesagt: "Ihr seid ja mittlerweile die einzigen, die sich um das Klima kümmern! " Im Hintergrund kam ein junger Mann vorbei und fragte nach Informationsmaterial. Er freute sich, dass er neben dem Prospekt auch eine Stofftasche bekam.
Gegenüber hätte der Stand der CDU sein sollen, doch dieser war bereits kurz vor eins abgebaut. Zu viel Regen, zu viel Wind. © Kölner Stadt-Anzeiger
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