Barrierefreiheit und die Sicherheit der Fußgänger haben Vorrang vor einer Verbeugung vor der Geschichte: Als in der Ehrenfelder Bezirksvertretung (BV) die Entscheidung über Leitplanken für den Neubau des Hauses Rochusstraße 79 auf der Tagesordnung stand, sprach sich eine Mehrheit aus Grünen, der Fraktion Die Linke/Die Partei, der Vertreter von FDP und Klima Freunden gegen die Beibehaltung der jetzigen Fluchtlinie aus.

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Die nämlich sorgt dafür, dass der Gehweg vor dem Häuschen die notwendige Breite von 1,80 Metern klar unterschreitet.

Seit die Verwaltung vor einigen Monaten mitteilte, dass das jetzige Gebäude – das mit dem ursprünglichen Bau von 1839, dem ersten Pfarrhaus des damaligen Dorfs, nichts mehr gemein hat – abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll, wird in Bickendorf lebhaft diskutiert. Die Mitglieder des Bickendorfer Kulturpfads etwa würden die jetzige Fluchtlinie gern beibehalten, weil sie den geschwungenen historischen Verlauf der Rochusstraße nachzeichne. Die SPD-Fraktion in der BV hatte sich diesem Wunsch in einem Punkt ihres Antrags zum Bauprojekt angeschlossen. Diesem Fluchtlinien-Punkt stimmte außer den Sozialdemokraten allerdings nur Martin Berg, Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten, zu.

Experte des Bickendorfer Kulturpfads wollte alte Fluchtlinie erhalten

Berg war es auch, der den Abriss alter Bauten mit historischer Bedeutung für die Stadtteile als "Kulturbarbarei" bezeichnete. Grundsätzlich stimmten die übrigen Bezirksvertreter diesem Urteil zu und beschlossen daher die meisten anderen Punkte des SPD-Antrags. So soll beim Neubau, wie schon beim Herzhäuschen vor einigen Jahren, die straßenseitige Fassade mit Ziegelsteinen gefertigt werden, die der "um 1900 üblichen handwerklichen Ausführung" entsprechen. Außerdem seien die Experten des Bickendorfer Kulturpfades bei der Planung "beratend hinzuzuziehen", die muss zudem der BV vorgestellt werden.

Wie schon beim Thema Fluchtlinie fand sich allerdings keine Mehrheit für die von den Sozialdemokraten - wiederum auf Anregung des Bickendorfer Kulturpfads - gewünschte künftige Ausrichtung des Giebels zur Rochusstraße hin. Das entspräche zwar wiederum den Gegebenheiten des vorletzten Jahrhunderts, doch sei das Gebäude längst traufständig. Die Entscheidung gegen die Tradition in Form der historischen Fluchtlinie und für einen breiten Gehweg passt zum Bestreben der BV, die Rochusstraße insgesamt sicherer zu machen.

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Auf Antrag von Bündnis 90/Die Grünen soll auf der gesamten Rochusstraße zwischen Venloer Straße und Butzweiler Straße Tempo 30 angeordnet werden. Schließlich befänden sich entlang der Straße nicht nur KVB-Haltestellen, sondern auch das Montessori-Gymnasium und ein Kindergarten. Dennoch fehle bislang ein durchgängiger Schutzstreifen für den Radverkehr, "obwohl dieser durch das Radverkehrskonzept Ehrenfeld vorgesehen ist", daher komme es "häufig zu gefährlichen Überholmanövern ohne ausreichenden Seitenabstand, insbesondere bei Gegenverkehr". Ein Schutzstreifen müsse deshalb "zeitnah" eingerichtet werden.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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