Zwei Koffer, zwei Großeinsätze: Die Polizei Köln musste am Wochenende gleich zweimal Weihnachtsmärkte in der Kölner Innenstadt räumen. Das lag an zwei besitzerlosen Gepäckstücken, die dort gefunden wurden.
Zunächst wurde am späten Samstagabend ein Koffer im "Nikolausdorf" auf dem Rudolfplatz vom Sicherheitsdienst entdeckt – direkt neben einer gut besuchten Glühweinbude. Am Tag danach stieß ein Besucher von "Heinzels Wintermärchen" auf dem Heumarkt auf ein verwaistes Reisegepäck, das auf der Brücke über der Eisbahn des Weihnachtsmarktes abgestellt wurde.
In beiden Fällen alarmierte man die Polizei, die wiederum die Plätze evakuierte und großflächig sperrte. Als die Weihnachtsmärkte geräumt waren, kümmerte sich der herbeigerufene Kampfmittelräumdienst des Landeskriminalamtes um das Gepäck. Sowohl am Rudolfplatz als auch auf dem Heumarkt enthielten die Koffer keine gefährlichen Sprengstoffe, sondern lediglich mehrere Kilogramm Sand. Entwarnung.
Sicherheitskonzept auf Weihnachtsmärkten funktioniert
Die Betreiber der beiden Weihnachtsmärkte sind froh, dass es nur Sand war. Aber vor allem bestätigen die beiden Vorfälle, dass die Sicherheitskonzepte im Ernstfall funktionieren. "Innerhalb von zehn Minuten hatten die Leute komplett ruhig und ohne Panik den Rudolfplatz verlassen", sagt Franz Hansel, Sprecher vom "Nikolausdorf". Anika Schön von "Heinzels Wintermärchen" spricht sogar von einer "positiven Erfahrung", da alles so reibungslos verlief.
Zu Beschwerden sowie weniger Besucherinnen oder Besucher hätten die Evakuierungen nicht geführt. "Trotzdem hoffen wir natürlich, dass das nicht wieder vorkommt", sagt Schön. Man werde jetzt noch aufmerksamer sein. Zu Spekulationen möchten sich beide Weihnachtsmarkt-Sprecher nicht äußern. Für Hansel ist das nicht zielführend, er sagt nur: "Sollte es ein schlechter Scherz gewesen sein, sehe ich den Scherz darin nicht, sondern nur eine gezielte Bösartigkeit."
Ermittlungen wegen "Störung des öffentlichen Friedens"
Ähnliche Worte findet der Kölner Polizeisprecher Christoph Gilles. Er appelliert für den Fall eines "Dumme-Jungen-Streichs" an den oder die Verursacher, das zu lassen. Der schade nur den Hüttenbetreiberinnen und -betreibern, da sie Umsatzverluste machen. Ob es aber nur ein Streich war, ein Zufall, ein Versehen oder gar ein geplantes Verbrechen – welche Motivation hinter den "Sandkoffern" auf den Weihnachtsmärkten stecken könnte, wird die Polizei erst einmal nicht sagen.
Denn der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Zwar ist es nicht verboten, einen Koffer an beliebiger Stelle abzustellen, aber vor dem Hintergrund gut besuchter Weihnachtsmärkte mit vielen potenziell Geschädigten, liegt der "Verdacht der Störung des öffentlichen Friedens durch das Androhen von Straftaten" nahe, wie Polizeisprecher Gilles dem "Kölner Stadt-Anzeiger" am Montag erklärt. Der könnte mit hohen Geldstrafen geahndet werden, oder Gefängnisaufenthalten von bis zu drei Jahren.
Polizei untersucht Koffer und Sand – Videoaufnahmen werden ausgewertet
Die Koffer wurden sichergestellt und werden genauso wie der Sand kriminaltechnisch untersucht. Außerdem werden Aufnahmen von Überwachungskameras ausgewertet. Der Rudolfplatz steht unter polizeilicher Videobeobachtung, für den Heumarkt werden laut Gilles Aufzeichnungen privater Kameras gesichtet. Nachfragen zu weiteren Details, etwa zu möglichen Tatverdächtigen oder Zusammenhängen zwischen den beiden Kofferfunden vom Wochenende, wollte die Polizei Köln mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht kommentieren. Zeugen, die verdächtige Personen mit Koffern auf den Weihnachtsmärkten gesehen haben, sollen sich an die Polizei wenden.
Gilles weist darauf hin, dass die Polizei seit dem Anschlag vom Berliner Breitscheidplatz im Jahr 2016, bei dem 13 Menschen starben und 67 weitere teilweise schwer verletzt wurden, verstärkt auf Weihnachtsmärkten unterwegs ist. Sowohl uniformiert als auch in Zivil. Wer etwas Verdächtiges beobachtet, sollte direkt der Polizei vor Ort Bescheid geben – und das kann auch eine Person sein, die ihr Gepäck abstellt und sich dann entfernt. © Kölner Stadt-Anzeiger
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