Als Karl Schnorrenberg bei der Deutschen Verkehrswacht die Urkunde für 50 Jahre unfallfreies Fahren beantragte, ahnte er nicht, dass er der letzte Autofahrer im Rhein-Erft-Kreis sein würde, der hierfür die "Auszeichnung Goldenes Lorbeerblatt" verliehen bekommt.

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Denn die Deutsche Verkehrswacht, die sich auf vielen Ebenen für Sicherheit im Straßenverkehr einsetzt, wird diesen Service nach 50 Jahren Ende 2024 einstellen. Die Anfragen seien zuletzt deutschlandweit zu gering gewesen, berichtet Jörg Rausch, Vorsitzender der Verkehrswacht Rhein-Erft-Kreis.

In seinem Einzugsgebiet seien allerdings im Schnitt jährlich 15 Auszeichnungen vergeben worden. Genau genommen fährt Karl Schnorrenberg schon 59 Jahre unfallfrei – sein ganzes Fahrerleben lang, seit er 1965 die Führerscheinprüfung bestanden hat. Und das nicht nur mit seinen Privatfahrzeugen, zunächst einem VW 1200 (Käfer), dann einem Opel Kadett und aktuell einem Nissan.

Kerpen: Schnorrenberg fuhr lange auch beruflich

Von 1975 bis 1985 belieferte der heute 79-Jährige für die Firma Sügro aus Bergisch-Gladbach mit einem Sattelzug Süß- und Tabakwaren sowie Getränke in die Geschäfte im Rheinland. Bis ihm der Druck, die Ware pünktlich auszuliefern, wegen des zunehmenden Verkehrs und ständiger Staus zu groß wurde und er zu Rheinbraun in die Brikettherstellung wechselte.

Dazu kommen durch sein langjähriges Engagement für die Freiwillige Feuerwehr Balkhausen etliche Fahrten mit den Einsatzfahrzeugen. Eine solche Fahrt hat ihm in den 1980er Jahren auch seinen einzigen Punkt in Flensburg eingebracht: Mit etwas über 40 km/h wurde er in einer 30er-Zone geblitzt.

Hände ans Lenkrad und immer die Regeln beachten

Was ist nun das Geheimnis dafür, so lange so verkehrssicher unterwegs zu sein? "Immer konzentriert sein und aufpassen, das ist das A und O", sagt Schnorrenberg. Außerdem: die Verkehrsregeln beachten, insbesondere die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Auch wichtig: immer das Steuer mit beiden Händen festhalten. Natürlich spiele auch die Erfahrung eine große Rolle, um den Verkehr vorausschauend erkennen zu können, erklärt er. Und als letzter Punkt: Niemals fahren, wenn man Alkohol getrunken hat, nur mit 0,0 Promille ans Steuer setzen.

Ganz unfallfrei im Wortsinne ist aber auch Karl Schnorrenberg bei den geschätzt über eine Millionen Kilometern, die in seinem Autofahrerleben zusammengekommen sind, nicht geblieben. Einmal ist ihm "einer reingefahren" und einmal ein Wildschwein vors Auto gelaufen, das er "seitlich erwischt hat".

Aber auch da verhielt er sich vorbildlich. Er versuchte nicht unwillkürlich auszuweichen, um die Kollision zu vermeiden, und informierte anschließend die Polizei, obwohl das angefahrene Wildschwein weiterlief.

Wie hat sich der Straßenverkehr nach Einschätzung Schnorrenbergs in den vergangenen 50 Jahren verändert? "Es ist immer mehr Verkehr geworden", fällt ihm als erstes ein. "Man findet oft keinen Parkplatz mehr." Und viele, meistens jüngere Fahrer, führen viel zu schnell, überholten sogar in geschlossenen Ortschaften, habe er beobachtet. Die Vermutung, dass insgesamt aggressiver gefahren werde, mag er aus seiner Erfahrung aber nicht bestätigen.

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Seinen Führerschein wegen seines fortgeschrittenen Alters abzugeben, daran denkt Karl Schnorrenberg noch nicht: "Ich bin noch fit und fahre gerne Auto." Es können also noch einige Jahre umsichtiges und unfallfreies Autofahren dazukommen.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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