"Es sind alles meine Ziehsöhne", lässt Trainer und Veranstalter Bekim Hoxhaj die über 2000 Fans des Boxsports wissen.
Er weiß, wovon er spricht, schließlich wurden von den elf Profikämpfen am Samstag auch zwei von seinen Söhnen Lunes und Luan bestritten.
Lädt Hoxhaj in die Ostermann-Arena, folgen der Einladung nicht nur Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath, sondern auch Szene-Größen wie Felix Sturm oder Tom Schwarz. Am 16. November flogen bei der No Limit Fight Night wieder die Fäuste – darunter auch die eines Influencers.
Leverkusen: Boxer verliert kurz die Orientierung, gewinnt aber den Kampf
Bis auf ein paar Plätze in den oberen Reihen war die Ostermann-Arena gut gefüllt – so richtig Stimmung aufkommen wollte aber zunächst nicht. Die Nummerngirls, welche dem Publikum ein Schild mit der Nummer der folgenden Runde hochhalten, lagen im Dezibel-Ranking lange vorn. Dann aber bat Ringsprecher Ingo Rohrbach Mert Caliskan zu sich in den Ring.
Unter lauten Jubelschreien verlor Caliskan zwar kurz den richtigen Laufweg in Richtung Boxviereck, nicht so aber seinen Kampf gegen Hernandez. Den Sieg widmete Caliskan seinem Opa, der auch im Publikum mitfeierte.
Das 20-jährige Leverkusener Eigengewächs Arman Khudoyan "hätte gerne mehr Runden geboxt", wie er sich im Ring-Interview nach seinem kurzweiligen Kampf äußerte. Er machte mit dem Georgier Ramazi Gogichashvili kurzen Prozess.
Duisburger Influencer kämpft bei Box-Event in Leverkusen
Ein Athlet aber provozierte besonders viele Smartphone-Aufnahmen beim Einlauf in den Boxring: Der Schwergewichtskampf des Duisburger Manuellsen, mit mehr als einer halben Million Instagram-Follower einer der bekanntesten Rapper Deutschlands, war eines der Highlights des Abends. Er trat gegen den Serben Nikola Knezevic an. Und schickte ihn schon in der zweiten Runde mit einer krachenden Rechten auf die Bretter.
"Glück gehabt", äußerte sich Manuellsen anschließend im Ring zu seinem schnellen Sieg. Sein Trainer Hoxhaj habe ihm nach ersten Runde in der Ringecke ernste Worte mitgegeben: "Hör auf mit den Kinderspielchen und mach Ernst", soll er gesagt haben. Hoxhaj zog im Ring-Interview einen gewagten Vergleich zutage.
Manuellsen sei zwar kein Profiboxer, das sei Rocky Balboa aber auch nicht gewesen. Und trotzdem seien "alle wegen Rocky ins Gym gerannt". Dies sei bei dem Influencer Manuellsen ähnlich. Dieser wiederum zeigte sich dankbar, in Hoxhajs Boxstudio in Opladen von Szene-Größen wie Tom Schwarz lernen zu können.
Tom Schwarz wird von Leverkusener trainiert – einzige Niederlage gegen Tyson Fury
Tom Schwarz ist in der Welt des Boxens kein Unbekannter. Im Gegenteil, der deutsche Profiboxer gehört zu den ganz Großen im Schwergewicht. Von seinen 30 Profikämpfen entschied er 29 für sich, 20 davon beendete er vorzeitig. Seine einzige Niederlage fuhr er gegen niemand Geringeren als Tyson Fury ein.
Schwarz nahm an diesem Samstag zwar nur in der ersten Sitzreihe der Arena Platz, doch auch er wird von Bekim Hoxhaj trainiert und gemanagt, bereitet sich aktuell für seinen Rückkampf gegen Senad Gashi am 7. Dezember vor.
Überraschung des Abends noch vor den Hauptkämpfen
Es war nicht wirklich vorauszuahnen, dass einer der aufregendsten Kämpfe noch vor den beiden Main Fights stattfinden sollte. Farid Yousif stellte sich in seinem Profidebüt Jozef Rrasi. Ein wilder, selbst für den Boxsport brutaler Kampf, bei dem sich Yousif zum Ende der dritten Runde nur noch wankend in seine Ringecke retten konnte. Er marschierte den ganzen Fight über fast schon roboterartig und aggressiv auf Rrasi zu, dieser fand aber immer die richtigen Antworten auf Yousifs wilde Attacken.
"Verdient gewonnen" urteilte Yousif über den Überraschungskampf des Abends. Er selbst hatte laut den Ringrichtern zwar das Nachsehen, schien mit seiner Niederlage aber umgehen zu können. "Es ist schade, aber aufgeben? Auf keinen Fall", kündigte er für seine zukünftige Karriere an.
Leverkusener Jungtalent Nduka: "Die schwersten zehn Runden seines Lebens"
Erst um 23 Uhr starteten die Hauptkämpfe des Abends. Der erste war nach nur zweieinhalb Minuten schon vorbei. Konstantin Jangavadze schien sich bei einem Schlagversuch gegen Armel Mbumba Yassa die Hand verletzt zu haben. Er musste sofort danach aufgeben. Das Siegerinterview mit Mbumba fiel deutlich länger aus als der Kampf selbst, hier musste wohl etwas Zeit vor dem Main Event um den WBO-Junioren-Weltmeisterschaftstitel im Supermittelgewicht gewonnen werden.
Das Warten aber lohnte sich. Der 18-jährige Leverkusener Hoffnungsträger Steven Nduka lieferte sich einen Schlagabtausch sondergleichen mit dem Niederländer Bas Oosterweghel. Ndukas Trainer Hoxhaj sollte nach dem Kampf von den "schwersten zehn Runden seines Lebens" sprechen, auch das Publikum konnte sich kaum noch in den Sitzen halten.
Für Laienaugen war es kaum möglich, aus dieser bis nach Mitternacht andauernden "Schlacht" einen Sieger erkennen zu können. Nduka aber darf mit makelloser Bilanz von neun Siegen in neun Kämpfen weiter von der ganz großen Karriere träumen. So wie er das Publikum schon beim Walk-In begeisterte und im Ring dann über zehn Runden elektrisierte, könnte Nduka wohl einer für die ganz großen Arenen der Welt sein. © Kölner Stadt-Anzeiger
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