Gelöster kann eine Wahlleiterin in diesen Tagen nicht sein. "Das hat so gut wie nie zuvor bei den Wahlhelfern geklappt", sagt Sabine Ley, in Rösrath für die Bundestagswahl am 23. Februar zuständig.
Offenbar haben die Ehrenamtler der Verwaltung buchstäblich die "Bude eingerannt". Ley: "Bitte nicht noch mehr melden, wir bekommen die Anfragen gar nicht mehr abgearbeitet."
Schließlich wolle die Kommune auch allen eine Mitteilung zurückschicken, ein paar nette Worte, für das Angebot. Aber leider auch die Absage. Wahlhelfer oder Wahlhelferin – das ist ein ziemlich begehrtes Ehrenamt in diesen Tagen. Wer Deutscher ist und mindestens 18 Jahre alt, kann Wahlhelfer werden.
Volle Listen überall in Rhein-Berg
Auch in Kürten, Overath, Odenthal und Bergisch Gladbach sind die Listen schon voll gefüllt mit den Namen der Wahlhelfenden. "Das Interesse an dieser Wahl scheint sehr hoch zu sein", meint die Rösrather Wahlleiterin, auch in den sozialen Medien sei sehr erstmals offensiv nach Wahlhelfern gesucht worden. An einen derart starken Andrang könne sie sich gar nicht erinnern.
Seit vergangener Woche haben auch die Odenthaler die "Mannschaften" beisammen. Dabei ist die Zahl der Wahlhelfer gar nicht mal gering. Pro Wahllokal sind sechs Personen erforderlich, Vorstand und Stellvertreter, Schriftführer und Stellvertreter und zwei Beisitzer.
In Kürten werden 160 dieser Wahlhelfer gesucht, in Rösrath sind es 240, in Bergisch Gladbach rund 1000, im Zwei-Schichtdienst ab dem frühen Morgen, 8 Uhr, bis Mittags oder ab dem späten Mittag. Nach Wahlende ab 18 Uhr wird gemeinsam ausgezählt. Selbst Reservelisten gibt es in den Kommunen, für Wahlhelfer, die am Wahlsonntag kurzfristig einspringen, falls irgendwo im Wahllokal jemand wegen Krankheit ausfällt.
Symbolische Entschädigung für Hilfe bei Bundestagswahl
Auch dann muss ja der Ablauf des Wahltages gesichert sein. Und auch diese Listen sind bereits ausgebucht. Wer den Wahlsonntag ehrenamtlich unterstützt, soll auch nicht ohne Entschädigung bleiben. Dafür hat der Gesetzgeber das Wort "Erfrischungsgeld" erfunden, eine Art symbolische Entschädigung für den Demokratie-Einsatz.
Ob in diesem steuerfreien Erfrischungsgeld der Grund für den Ansturm ist, muss hier offen bleiben. Aber das Mitmachen am Wahltag ist in den letzten Jahren attraktiver geworden. Städte und Gemeinde sind nämlich frei in der Höhe der "Erfrischungsgelder", als Erstattung erhalten sie vom Bund lediglich 35 oder 25 Euro je nach Funktion.
Kommunen, die mehr geben, müssen den Rest aus eigener Tasche finanzieren. In den vergangenen Jahren sind diese Erfrischungsgelder deutlich gestiegen, manche Kommunen in Deutschland gehen schon auf 100 und mehr Euro, die gewährt werden. Auch in Rhein-Berg ist das bei der Bundestagswahl so.
Generöses Odenthal
Hier zeigen sich die Odenthaler deutlich am freigiebigsten, sie liegen mit Abstand beim Erfrischungsgeld vorne. Ein Wahlvorsteher erhält in Odenthal 100 Euro, der stellvertretende Wahlvorstand und der Schriftführer 75 Euro, der stellvertretende Schriftführer und die Beisitzer 50 Euro. Wahlvorsteher tragen mehr Verantwortung als "normale " Wahlhelfer, das ist die offizielle Linie.
Ihr Engagement wird andernorts mit 70 Euro belohnt, so ist es in Bergisch Gladbach und Rösrath. In Kürten und Overath erhalten die Vorsteher lediglich 60 Euro. Die normalen Wahlhelfenden, die Beisitzer, die ihren Sonntag "opfern", bekommen rundherum 50 Euro.
"Wir haben zuletzt den Betrag für die Wahlvorsteher um 10 Euro erhöht", sagt Gladbachs Wahlleiter Frank Bodengesser. Schließlich müssten diese Wahlvorsteher am Wahltag vor 8 Uhr die Wahlkoffer mit allen wichtigen Dokumenten in der Verwaltung abholen und in ihr Wahllokal transportieren. Übrigens: Auch wer im Briefwahllokal im Einsatz ist, erhält die Erfrischungsgelder in dieser Höher. Nicht ganz einheitlich halten es die Kommunen mit denjenigen, die am Wahlsonntag auf Abruf bereit stehen.
Auch Springer erhalten Geld
Sie müssen, eigentlich wie bei der Feuerwehr, schnell los, wenn in einem Wahllokal jemand fehlt. Andernfalls könnte das Wahlergebnis angefochten werden. Für Wahlhelfer, die tatsächlich einspringen müssen, gibt es in Bergisch Gladbach ein Erfrischungsgeld von 50 , in Kürten aber nur 25 oder 30 Euro.
In der Kreisstadt gehen 25 Euro pauschal auch an alle Reservisten- Wahlhelfer, die am Wahltag nicht benötigt werden, in Kürten geht dieser Personenkreis leer aus.Hingegen gibt es für die Bereitschaft in Odenthal 50 Euro. Die Nachbarstadt Köln zahlt übrigens noch mehr, zwischen 80 und 60 Euro je Funktion plus 40 Euro für die Teilnahme an einem Wahlhelferseminar. Und wer in Köln einen neuen Wahlhelfer wirbt, erhält 30 Euro Belohnung.
Zusätzlich lockt für viele Wahlhelfer auch ein freier Arbeitstag als Entschädigung. Auch dies könnte ein Grund für den Einsatz sein. In vielen Verwaltungen ist es seit langem üblich, dass Beamte oder Angestellte beim Sonntags-Wahleinsatz einen Urlaubstag zusätzlich erhalten. In der freien Wirtschaft finden sich solche Regelungen überwiegend nicht, trotz mancher Appelle der Länder an Unternehmen.
Wer dann auch noch Mitte September bei Kommunal- und Bürgermeisterwahl im Einsatz ist sowie gegebenenfalls am Stichwahltermin kann idealerweise auf drei freie Tage extra und über 200 Euro Erfrischungsgeld steuerfrei kommen. Andersherum geht es auch. Wer trotz Zusage unentschuldigt am Wahltag fehlt, riskiert ein Bußgeld von bis zu 1000 Euro. © Kölner Stadt-Anzeiger
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.