Es ist mit Kosten von voraussichtlich rund 90 Millionen Euro das größte Bauprojekt in der Geschichte der Stadt Niederkassel, und es ist gerade wegen der Kosten auch das wohl umstrittenste: Am Donnerstagnachmittag ist im Beisein zahlreicher Gäste der Grundstein für die Erweiterung des Schulzentrums Nord gelegt worden.

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Auf dem Gelände an der Kopernikusstraße sollen zu Beginn des Schuljahres 2026/2027 die dringend benötigten zusätzlichen Räume für die Niederkasseler Gesamtschule ebenso zur Verfügung stehen wie eine neue Mensa sowie eine Dreifach-Sport- und Mehrzweck-Halle. Letztere sollen von Gymnasium und Gesamtschule gleichermaßen genutzt werden.

Erweiterung des Niederkasseler Schulzentrums ist überfällig

"Wir investieren hier in die Zukunft unserer Stadt", sagte Bürgermeister Matthias Großgarten bei dem Festakt. Er bedauere, dass in der öffentlichen Diskussion der vergangenen Monate vor allem über die negativen Aspekte des Projektes gesprochen worden sei. Großgarten bezog sich dabei auf die Kritik an den Baukosten, die mit zur erheblichen Erhöhung der Grundsteuer B in Niederkassel auf derzeit 1010 Prozentpunkte beigetragen hatten. Er wünsche sich, dass mehr über den großen Nutzen der Schulerweiterung gesprochen werde.

Unterstützung erhielt Großgarten von Catrin Albrecht, der Leiterin der Gesamtschule, und von der stellvertretenden Leiterin des Kopernikus-Gymnasiums, Christine Richter-Hellenschmidt. "Eine Stadt hat nur Zukunft, wenn die Bedürfnisse der Kinder beachtet werden", sagte Albrecht. Richter-Hellenschmidt betonte, dass eine Erweiterung des Schulzentrums angesichts beengten Verhältnisse schon seit Jahren überfällig sei.

Überschattet wird die Grundsteinlegung von immer neuen Hiobsbotschaften über den baulichen Zustand des Kopernikus-Gymnasiums. In dieser Woche hatte die Stadtverwaltung die Mitglieder des Bauausschusses darüber informiert, dass nicht nur die Dachflächen des Gymnasiums saniert werden müssen. Demnach ist die gesamte Gebäudehülle inklusive Fassaden, Fenstern und Außentüren ebenso dringend sanierungsbedürftig wie die Aufzugsanlage und die Heizungstechnik des aus den 1970er Jahren stammenden Schulgebäudes.

Wie viel Geld die finanziell angeschlagene Stadt dafür in die Hand nehmen muss, ist aber noch unklar, auch weil die zuständigen Experten im Rathaus davon ausgehen, dass sich der tatsächliche Sanierungsaufwand erst beziffern lässt, wenn die Bausubstanz durch Fachleute eingehend untersucht wird. Nicht auszuschließen ist demnach, dass der Stadtrat vor die Frage gestellt wird, ob ein Abriss und Neubau des Kopernikus-Gymnasiums nicht wirtschaftlicher sein könnte als eine aufwendige Sanierung.

SPD-Fraktionschef Friedrich Reusch räumte in der Sitzung des Bauausschusses ein, dass die Politik von der Nachricht über den schlechten baulichen Zustand des Gymnasiums "mit voller Wucht getroffen" werde. "Es zeigt sich, dass wir über Jahre zugelassen haben, dass sich ein großer Sanierungsbedarf an den städtischen Gebäuden aufstaut", sagte Reusch. "Welche Hiobsbotschaften wir bei diesem Thema noch bekommen werden, mag ich mir gar nicht vorstellen."

Erheblichen Sanierungsbedarf dürfte es auch bei anderen Schulgebäuden geben. "Vom Hallenbad will ich gar nicht reden", sagte der SPD-Fraktionschef, der der Politik eine Mitschuld an dem Dilemma gab. Die Hauptverantwortung liege allerdings bei der Stadtverwaltung, die die den Rat bereits vor Jahren im Unklaren über das konkrete Ausmaß des Sanierungsstaus im Unklaren gelassen habe.

Sanierungsfahrplan für städtische Gebäude in Niederkassel

Besorgt zeigte sich auch Jürgen Bergmann (FDP). Er sehe angesichts der erforderlichen Investitionen in die Sanierung oder gegebenenfalls sogar des Neubaus des Gymnasiums neue finanzielle Belastungen auf die Bürgerinnen und Bürger zukommen. Schon jetzt sei im Rahmen des Haushaltssicherungskonzepts für 2027 eine weitere Erhöhung des Hebesatzes für die Grundsteuer B geplant. Der Sanierungsstau am Gymnasium und anderen städtischen Gebäuden könne zu weiteren Erhöhungen führen, so Bergmann.

Ernst-Georg Witt (CDU) machte klar, dass der Stadtrat vor einer Entscheidung über das Gymnasium einen Sanierungsfahrplan für alle städtischen Gebäude benötige. Dieser dürfte allerdings noch einige Zeit auf sich warten lassen. Wie der Erste Beigeordnete Stephan Smith erläuterte, hat die Stadt bislang kein externes Planungsbüro finden können, das einen solchen Fahrplan erarbeitet. Er müsse deshalb in Eigenleistung von der Stadtverwaltung erstellt werden.

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Eine Entscheidung des Bauausschusses über das weitere Vorgehen beim Kopernikus-Gymnasium wurde auf Antrag der CDU in die Sitzung des Stadtrates am 25. Februar vertagt. Bis dahin soll die Stadtverwaltung berechnen, mit welchem finanziellen Aufwand zumindest die mittlerweile aus Sicherheitsgründen gesperrte Aula des Gymnasiums so weit saniert werden kann, dass sie dem Schulbetrieb wieder zur Verfügung steht.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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