Eine interfraktionelle Initiative möchte prüfen, ob die Wiehler Stadtwerke der Aggerenergie Konkurrenz machen und sich als Erzeuger und Vermarkter von erneuerbarer Energie betätigen sollten.

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Vorbild sind hier offenbar die Nachbarkommune Nümbrecht und ihre Gemeindewerke. Ende November hat der Verein Bürgerenergie Wiehl einen entsprechenden Bürgerantrag vorgelegt – eigentlich zu spät, um noch auf die Tagesordnung der letzten Hauptausschusssitzung des Jahres zu kommen.

Um das Anliegen voranzubringen, haben die Fraktionen von CDU, SPD, FDP und Grünen daraufhin per eigenem Antrag eine Beratung im Rat am Dienstag erzwungen.

Wiehl: Bürgerenergie-Verein ist gut verankert in der lokalen Politik

Dazu muss man wissen, dass der Bürgerenergie-Verein ohnehin gut verankert ist in der lokalen Politik. Dessen Vorsitzender Stefan Rossner ist Vorsitzender des CDU-Ortsverbands, der zweite Vorsitzende Ingo Kötter ist Chef der örtlichen SPD. Beantragt haben diese Beiden eine "ergebnisoffene Prüfung zur Erweiterung der Aufgabenfelder der Wiehler Stadtwerke".

Konkret geht es um die Übernahme der Versorgung der Stadt Wiehl und seiner Bewohner mit Wasser, Gas, Elektrizität und Wärme. Dazu gehört zum ersten die Übernahme der öffentlichen Versorgungsnetze. Dazu kommen zum anderen die Erzeugung, Beschaffung und Vermarktung der Energieträger sowie der Wasser- und Abwasserversorgung. Zum Geschäft der Stadtwerke soll der Betrieb von Batteriespeichern gehören. Ein Konzept zu einer finanziellen Beteiligung der Wiehler Bürger wäre wünschenswert.

Der Verein fordert die Stadt auf, ein Konzept zur Umsetzung dieses Plans zu erarbeiten. In seinem Antrag schränkt er ein, dass es zunächst nur ein Prüfauftrag beantragt ist, "nicht eine Vorentscheidung über die zukünftige Geschäftstätigkeit der Stadtwerke Wiehl".

Pikant ist, dass die Stadt Wiehl Gesellschafterin der Aggerenergie ist

Pikant: Die Stadt Wiehl ist Gesellschafterin der Aggerenergie, und zwar mit knapp sechs Prozent die drittgrößte hinter der Stadt Gummersbach (15,4 Prozent) und der Rheinischen Energie AG (61,7 Prozent) und profitiert davon, dass sie ihr die Versorgung per Konzessionsvertrag übertragen hat (siehe Kasten). Der Aufbau einer eigenen Wiehler Personalstamms mit dem erforderlichen Know-how wäre zudem eine große Herausforderung.

Bürgermeister Ulrich Stücker warb denn auch für ein wohl überlegtes Vorgehen und fand dafür schließlich auch eine Mehrheit. Selbst die "ergebnisoffene Prüfung" wurde noch nicht beschlossen, sondern soll erst noch inhaltlich vorbereitet werden. In einem Gespräch mit dem Verein habe er sich bereits darauf verständigt, dass der Prüfauftrag konkretisiert werden müsse, sagte Stücker.

Allein Grünen-Fraktionssprecher Jürgen Körber hätte den Prüfauftrag schon beschlossen. Angesichts der Wirkungen des Klimawandels sieht er zeitlichen Druck, zugleich große Chancen und keine unüberwindbaren Probleme. Er warb für ein mutiges Zeichen. Mit der Aggerenergie habe das Projekt wenig zu tun, man werde weiterhin aufeinander angewiesen sein.

Carlo Riegert (SPD) hingegen warnte vor der "Komplexität des Themas". Der selbstständigen Energieversorgung müsse man sich in kleinen Schritten nähern. Larissa Gebser (CDU) will zumindest wissen, mit welchen Kosten das Konzept verbunden ist. Hans-Peter Stinner (UWG) sieht in dem Projekt einen Wunsch realisiert, den seine Fraktion schon vor längerer Zeit eingebracht habe.

Bürgermeister Stücker kündigte an, in der ersten Hauptausschusssitzung im kommenden Jahr über den Sachstand zu berichten.

Konzessionen

Die Aggerenergie versteht sich als "Gemeinschaftsstadtwerk der Kommunen" und wirbt selbst damit, ein Motor des Klimaschutzes und der Wertschöpfung in der Region zu sein.

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Die neun Kommunen im Netzgebiet haben ihre Verpflichtungen zur Daseinsvorsorge in der Energieversorgung in den Sparten Strom- und Gasversorgung durch langlaufende Konzessionsverträge an die Aggerenergie weitergegeben. Diese ist Eigentümer der Strom- und Gasinfrastruktur. In der Stadt Wiehl hat die Aggerenergie zudem die Wasserversorgung auf Basis eines Betriebsführungsvertrags übernommen.   © Kölner Stadt-Anzeiger

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