Die gute Nachricht zuerst: Köln wächst. Im Jahr 2023 zählte die Stadt 1,09 Millionen Kölnerinnen und Kölner, das sind rund 3400 mehr als im Jahr zuvor und 16.000 mehr als 2021.

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Dass Köln wächst, liegt vor allem an Menschen aus dem Ausland, die zu uns kommen, vor allem Ukrainer haben hier in den vergangenen Jahren ein Zuhause gefunden. Gleichzeitig wandern auffällig viele "ökonomisch aktive Menschen im Alter von 30 bis 50 Jahren" ab, wie es das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ausdrückt.

Im Vergleich mit 400 Städten deutschlandweit landet Köln im IW-Ranking auf Platz 391 – eine Konsequenz aus hohen Immobilienpreisen, wenigen Baugenehmigungen und geringeren Gehältern als in München oder Frankfurt. IW-Geschäftsführer Hanno Kempermann macht dafür vor allem die Wirtschaftsstruktur der Stadt: "Köln ist in vielen Bereichen Durchschnitt. Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist: Reicht uns das?"

Rund 4000 "ökonomisch aktive Menschen" weniger

Im Jahr 2023 sind rund 15.200 Menschen im Alter zwischen 30 und 45 Jahren nach Köln gezogen, rund 17.900 haben die Stadt verlassen – macht ein Minus von rund 2700. Knapp ein Drittel ist in die angrenzende Wohnungsmarktregion gezogen, ein weiteres Drittel ins übrige Nordrhein-Westfalen. Bei den 45- bis 60-Jährigen sieht es ähnlich aus, hier beträgt der Saldo rund minus 1250. Ein Viertel dieser Altersgruppe zieht es in die angrenzende Wohnungsmarktregion. Unterm Strich heißt das: Köln hat fast 4000 "ökonomisch aktive Menschen" verloren.

Die Einkommenssteuer geht dahin, wo die Menschen wohnen, auch wenn sie das Geld in Köln erwirtschaften. Köln hinkt mit der Finanzkraft eh schon hinterher. Unabhängig von der Steuerzahlung hat der Wegzug von wirtschaftlichen Leistungsträgern nachteilige Folgen für Köln. Denn privater Konsum wird in großen Teilen nicht am Arbeitsort, sondern am Wohnort erbracht.

Wer also, um günstigere Mieten zu haben, ins Umland zieht, sagen wir nach Dormagen oder Euskirchen, und anschließend zur Arbeit nach Köln pendelt, der wird auch seine privaten Ausgaben überwiegend im Umland tätigen. Der Dormagener geht mit hoher Wahrscheinlichkeit häufiger in Dormagen Pizza essen. Der Euskirchener geht in Euskirchen in den Baumarkt oder den Discounter. Entsprechend zahlen die Gastronomen und Händler ihre Gewerbe und Grundsteuer in ihren Heimatgemeinden. Die Abwanderung gerade der Gut-Verdiener ins Umland lässt also direkt und indirekt die Kölner Steuereinnahmen sinken. Gleichzeitig verteilt sich die Last der Kölner Infrastrukur-Einrichtungen auf eine kleinere Zahl von solventen Kölnern. Die Zahl der Kölner wächst zwar insgesamt, aber eben verstärkt in Schichten mit (oft altersbedingt) niedrigem Einkommen.

Köln ist bei Jüngeren beliebt, bei Familien und Langzeit-Kölnern weniger

Die Stadt Köln hat zumindest Anhaltspunkte dafür, warum Menschen die Stadt verlassen. Im Frühsommer 2023 hat das Amt für Stadtentwicklung und Statistik 127.000 Kölnerinnen und Kölner befragt, wie gerne sie hier leben und womit sie besonders zufrieden beziehungsweise unzufrieden sind. Auffällig ist laut der Erhebung, dass Köln besonders bei Jüngeren zwischen 18 und 34 Jahren beliebt ist, dass die Zufriedenheit aber mit steigendem Alter abnimmt. Während in der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen noch 67 Prozent der Befragten zufrieden sind, sind es bei den 35- bis 59-Jährigen nur noch 57 Prozent. Ebenfalls auffällig: Je länger die Menschen in Köln wohnen, desto unzufriedener werden sie.

Auch höhere Einkommensniveaus sind mit tendenziell niedrigerer Zufriedenheit mit der Stadt verknüpft. Zwei Drittel der Befragten, die monatlich weniger als 2000 Euro netto im Haushalt zur Verfügung haben, sind zufrieden in Köln. In Haushalten, die mehr als 4000 Euro netto verdienen, ist nur noch knapp jeder Zweite zufrieden. Genau hier sind die 35- bis 60-Jährigen, also die "ökonomisch Aktiven", überproportional vertreten: Sie machen fast zwei Drittel der Spitzenverdiener in Köln aus.

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Angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt

Als einer der Hauptgründe für Unzufriedenheit gaben die Befragten die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt an: zu wenig Wohnraum, zu hohe Mieten. In der Gruppe der 18- bis 34-Jährigen wird der Wohnungsmarkt etwa doppelt so häufig als eines der größten Probleme in Köln genannt wie bei den Über-60-Jährigen. Auch der bauliche Zustand und die Situation an Schulen durch Lehrermangel und mangelnde digitale Ausstattung drücken die Zufriedenheit, ebenso fehlende Kinderbetreuungsplätze. 43 Prozent der Befragten mit Kindern sind unzufrieden über das mangelnde Angebot an Schul- und Kitaplätzen, auch für Unter-Dreijährige, das Vergabesystem der Plätze sowie den baulichen Zustand der Gebäude. Auch die hohen Kita-Gebühren werden bemängelt.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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