Der Anschlag von Magdeburg kurz vor Weihnachten hat Auswirkungen auf den Rosenmontagszug in Euskirchen.

Mehr News aus Nordrhein-Westfalen finden Sie hier

Der Grund: Die Stadtverwaltung will die Sicherheit der Zuschauer und Zugteilnehmer erhöhen. "Das eingebrachte Sicherheitskonzept wurde mit Blick auf die tragischen Ereignisse in Magdeburg und die damit verbundene mediale Diskussion einer kritischen Prüfung unterzogen", heißt es von Stadtsprecher Tim Nolden.

Nach Informationen dieser Zeitung umfasst das eingereichte Sicherheitskonzept des Festausschusses Euskirchener Karneval (Feuka) als Veranstalter des Rosenmontagszugs nun nicht mehr sechs, sondern etwa 30 Seiten. Inwieweit das Sicherheitskonzept konkret erweitert worden ist, darüber hüllt sich die Stadt in Schweigen. "Es werden an neuralgischen Stellen ergänzende notwendige Maßnahmen ergriffen und Mitarbeiter der Ordnungsbehörde im Einsatz sein", sagt Nolden. Mehr könne man aus sicherheitsrelevanten Aspekten zum Konzept nicht sagen.

Betonblöcke auf der Straße sind beim Rosenmontagszug keine Option

Aus gut unterrichteten Quellen heißt es, dass der Feuka mit der Stadt mehr als 30 mögliche Gefahrenpunkte ausgemacht hat. An mindestens fünf dieser Stellen soll während des Rosenmontagszugs Hindernisse für potenzielle Attentäter errichtet werden. Das Problem: Das Hindernis muss mobil sein. Einen oder mehrere Betonblöcke auf die Straße zu stellen, kommt nicht infrage, weil dann der Bereich für Feuerwehr oder Rettungsdienst ebenfalls unpassierbar wäre. Also hat man sich wohl für Fahrzeuge des Ordnungsamts entschieden.

Das größte Gefahrenpotenzial haben die Behörden im Bereich der ehemaligen Posthalterei ausgemacht. An der Kölner Straße, Ecke Wilhelmstraße und Gansweide, soll deshalb ein größeres Fahrzeug, denkbar ist beispielsweise ein Lkw der Technischen Dienste der Stadt Euskirchen, platziert werden, um den Zugweg zu schützen.

Die Bewertung der Sicherheit obliegt den Behörden. Der Einschätzung vertrauen wir, der Einschätzung folgen wir.

Christian Ziegler, Zugleiter

Nach den Diskussionen über den neuen Zugweg, der erstmal am Charleviller Platz endet, und über die benötigte Anzahl von Wagenengel pro Gruppe ist das neue Sicherheitskonzept die nächste bittere Kamelle, die der Feuka schlucken muss. Zugleiter Christian Ziegler sagt aber: "Die Bewertung der Sicherheit obliegt den Behörden. Der Einschätzung vertrauen wir, der Einschätzung folgen wir. Wir selbst können so etwas nicht bewerten."

Für den Feuka bedeutet das modifizierte Konzept laut Ziegler sowohl leicht gestiegene Kosten als auch einen leicht gestiegenen Aufwand vor und während des Zugs. "Dass es nur geringfügig ist, liegt vor allem daran, dass uns die Stadt maßgeblich unterstützt", so der Zugleiter.

Die Unterstützung der Stadt wurde nach Informationen dieser Zeitung am Montag zugesichert. Da fand das obligatorische Gespräch zwischen Verwaltung, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Feuka statt, bei dem in diesem Jahr nicht nur über die Standorte der Müllcontainer und den Zugweg gesprochen wurde, sondern auch über verschärfte Sicherheitsmaßnahmen. Zwei Stunden soll das Gespräch gedauert haben.

Im Bereich der Aufstellung sollen Festwagen ein Hindernis bilden

Der Feuka will, so heißt es aus Reihen des Organisationsteams, im Bereich der Aufstellung an der Frauenberger Straße selbst für mehr Sicherheit sorgen – beispielsweise, in dem in die Aufstellung eingegriffen wird. So könnten große Festwagen im Bereich der Kreuzung Frauenberger Straße/Rüdesheimer Ring so positioniert werden, dass sie ein schweres Hindernis für mögliche Amokfahrer darstellten.

Wie Franz Küpper, Pressesprecher der Euskirchener Polizei, auf Anfrage bestätigt, werde die Polizei beim Rosenmontagszug in Euskirchen mit mehr Kräften als in den vergangenen Jahren im Einsatz sein. Wie viele es sein werden – dazu schweigt sich die Euskirchener Polizei aus. Es geht aber ja nicht nur in Euskirchen am 3. März der Rosenmontagszug. Auch in Blankenheim, Iversheim, Kommern oder Zülpich ziehen die Jecken durch die Straßen, werden die Zuschauer am Rand dicht gedrängt stehen.

Polizei steht im Austausch mit dem Innenministerium

Zwar ist die Personaldecke der Polizei in den vergangenen Jahren größer geworden, aber um alle Züge, die oft gleichzeitig gehen, mit mehr Beamten zu bestücken – dafür dürfte die Decke dann doch nicht dick genug sein. Wie die Polizei das stemmen will? Dazu könne man wahrscheinlich erst am Donnerstag etwas sagen. "Wir befinden uns hierzu noch in Abstimmungen mit dem Innenministerium", so der Pressesprecher.

Fest steht nach Angaben des Feuka, dass vor der ersten Gruppe im Euskirchener Rosenmontagszug nicht mehr nur ein Polizeiwagen fahren wird. Der Feuka wird ein weiteres Fahrzeug stellen, das im Ernstfall als Pkw- oder Lkw-Prellbock fungieren kann.

Ziel ist es, zugunsten der jeweiligen Veranstalter hier möglichst flexibel zu bleiben und wenn möglich nicht mit allzu starren Fristen zu arbeiten.

Tim Nolden, Pressesprecher der Stadt Euskirchen

Doch was ist mit den anderen Zügen im Bereich der Kernstadt? Gut eine Woche vor dem Rosenmontagszug zieht der Kinderzug durch die Innenstadt. Am Samstag, 1. März, dürfte der Südstadtzug wieder Tausende Jecke an die Münstereifeler Straße locken. "Orientiert an Größe und Umfang aller Züge im Stadtgebiet, werden Gefährdungsbeurteilungen durchgeführt und diesbezüglich mit den Veranstaltern Gespräche geführt", sagt Pressesprecher Nolden auf Anfrage.

Die Gefährdungsbeurteilungen seien "mit ausreichendem Abstand zu den jeweiligen Veranstaltungen fertigzustellen". Die konkrete Frist hänge von der jeweiligen Veranstaltung ab. "Ziel ist es, zugunsten der jeweiligen Veranstalter hier möglichst flexibel zu bleiben und, wenn möglich, nicht mit allzu starren Fristen zu arbeiten", so Nolden.

Ob die Diskussionen für so viel Frust gesorgt haben, dass manchen die Lust auf Karneval in Euskirchen vergangen ist? Nach Informationen dieser Zeitung gibt es bisher nur knapp 30 Anmeldungen für den Zoch in der Kreisstadt – im Verhältnis zu den vergangenen Jahren ist das wenig, auch wenn drei Euskirchener Karnevalsgesellschaften sich noch nicht geäußert haben, wie viele Gruppen sie anmelden werden. Hochgerechnet dürften es letztlich aber kaum mehr als 60 Gruppen beim Euskirchener Rosenmontagszug werden.

Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr zogen 78 Gruppen durch die Straßen. Anmelden kann man sich aber noch bis zum 12. Februar. Dann findet die zweite und letzte Zugversammlung statt.

Vielen Dank für Ihr Interesse
Um Zugang zu allen exklusiven Artikeln des Kölner Stadt-Anzeigers zu erhalten, können Sie hier ein Abo abschließen.

Mehr Müllcontainer beim Rosenmontagszug

Beim Euskirchener Rosenmontagszug wird es mehr Müllcontainer geben. Bereits bei der Aufstellung im Bereich der Frauenberger Straße sollen zwei Container aufgestellt werden. Zudem werden nach Angaben des Festausschusses an folgenden Standorten Container platziert: an der Gansweide zwei, auf der Jahnstraße und am Charleviller Platz, dem neuen Zugende, sogar drei.  © Kölner Stadt-Anzeiger

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.