Vor 20 Jahren hatten wir uns eine Auszeit genommen und sind einige Monate mit dem Rucksack durch Asien gereist.

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Nach einem eindrucksvollen, aber zum Teil auch ziemlich anstrengenden und chaotischen Trip mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch Thailand, Laos, Vietnam, Indonesien, Singapur und Kambodscha war es uns danach, Weihnachten ein paar ganz ruhige und entspannte Tage am Strand zu verbringen. Heiligabend waren wir in Malaysia eingetroffen. Der Reiseführer "Lonely Planet" empfahl uns den Küstenort Batu Ferringhi auf der Insel Penang.

Dort hatten ein Zimmer in "Alis Guesthouse" bezogen, das nur einen Steinwurf vom Meer entfernt war. Was am zweiten Weihnachtstag geschah, ist in einer E-Mail überliefert, die unter "Gesendet" in meinem Postfach archiviert ist. Darin berichten wir unseren Familien, dass wir in Sicherheit waren.

Hier einige Auszüge aus der E-Mail vom 26.12.2004, 16.43 Uhr:
"Es war heute gegen neun Uhr morgens. Wir lagen noch im Bett und haben nur ein Erdbeben gespürt. Nach dem Frühstück sind wir zum Strand gegangen. Alles war ruhig und friedlich, bis plötzlich auf der gesamten Breite des Horizonts ein weißer Streifen zu sehen war. Da uns nichts Gutes schwante, sind wir sofort weggerannt. Tatsächlich kam dann, als wir schon in sicherer Entfernung waren, ein großes Ding an."

In einer weiteren Nachricht heißt es: "Auf der Insel Penang ist die Küste eher steil als flach. Nur wenige Häuser standen so ungeschützt am Wasser, dass sie weggespült wurden. Für die Menschen wurden die steilen Hänge allerdings zur tödlichen Falle. Wer den Tsunami nicht – wie wir zum Glück – rechtzeitig gesehen hat, konnte sich nicht schnell genug in Sicherheit bringen. An unserem Strandabschnitt sind 36 Menschen ertrunken. Die meisten Opfer sind Kinder.

Die Kinder haben Schulferien, viele Familien aus der Umgebung waren an jenem Sonntag zum Picknick an den Strand gekommen. Viele Menschen, die mit uns dort waren, haben die Gefahr völlig unterschätzt. Als wir schon gerannt sind, standen manche Familien noch immer am Wasser, um das Naturschauspiel zu beobachten. Die Einheimischen hatten so ein Phänomen, wie sie später beteuert haben - noch nie zuvor gesehen. Wir kannten das Szenario zumindest aus dem Kino. Plötzlich wird der Horrorfilm zur Realität. Unfassbar."

Es hat etwas gedauert, aber mittlerweile reise ich regelmäßig wieder nach Asien. Die Kinder sind ganz begeistert von der zauberhaften Atmosphäre. Sie können sich nicht vorstellen, was sich dort vor zwanzig Jahren zugetragen hat.

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Für viele Menschen ist es ein Traum, in einem Hotel direkt am Strand Urlaub zu machen. Das kommt für mich nicht mehr in Frage. Wir bevorzugen Unterkünfte, die nicht in der ersten Reihe liegen, und buchen Zimmer in den oberen Etagen. Da bin ich wie "Monk". Wenn ich an den Tsunami denke, höre ich die verzweifelten Eltern, die nach ihren Kindern rufen. Die große Welle, die alles mit sich reißt, kann ich nicht vergessen.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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