Protest und Widerspruch kann sich lohnen, dies haben die Kindertagesmütter und -väter in Bergisch Gladbach bewiesen.

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Zwar haben sie es immer noch nicht schwarz auf weiß: Aber der Weg für einen beratenden Sitz im Jugendhilfeausschuss ist geebnet. In der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses soll die entsprechend geänderte neue Satzung zur Förderung der Kindertagespflege endlich zum Beschluss vorgelegt werden.

Es ist fast geschafft. Erleichtert verlässt Sarah Heller, Vorsitzende der IG-Kindertagespflege, die Sitzung des Jugendhilfeausschusses (JHA): "Das war ein echter Kampf", sagt sie. Mit dem Sitz im JHA verbinden die Tageseltern in Bergisch Gladbach einen wichtigen Schritt zur Anerkennung ihrer wertvollen Arbeit. "Wenn wir bei den Beratungen nicht präsent sind, werden wir von der Politik nicht wahrgenommen und können unsere Interessen nicht vertreten", sagt Heller.

Nach zähem Ringen gibt es jetzt einen Kompromiss

Aus formalrechtlichen Gründen konnte der IG Kindertagespflege nicht einfach so ein Sitz im Ausschuss zugesprochen werden. Nach zähem Ringen gibt es jetzt einen Kompromiss: Die AG Jugendhilfe mit Vertretern der Freien Träger der Jugendhilfe bekommt einen zusätzlichen Sitz, den sie einer Sprecherin der IG zur Verfügung stellt, die dann ebenfalls in der AG mitarbeiten wird.

Ungeklärt sind aber noch drei weitere Themen der Satzung, die den Tageseltern wichtig sind: Urlaub, Fortschreibungsrate und stundengenaue Abrechnung. "Eine finale Einigung konnte noch nicht erzielt werden", berichtet Heller. Bis zur Februar-Sitzung laufen dazu noch Gespräche.

Unser Arbeitstag beginnt schon, bevor das erste Kind kommt, etwa mit einkaufen oder Mittagessen vorbereiten

Sarah Heller, IG-Kindertagespflege Bergisch Gladbach

Der bestehende Urlaubsanspruch der Tageseltern beläuft sich derzeit auf fünf Wochen. "Wir hätten gerne eine sechste Woche", sagt Heller. Denn Tageseltern erfüllen laut Kinderbildungsgesetz NRW (KiBiz) den gleichen Bildungs- und Erziehungsauftrag wie Fachkräfte in Kitas. "Für uns ist es im Rahmen der Gleichwertigkeit wichtig, ausreichend Zeit für Erholung zu haben und in Hinsicht auf den momentanen Druck in der U3-Betreuung finanziell auf sicherem Boden zu stehen." Beides sei unverzichtbar, um die Arbeit mit voller Kraft leisten zu können.

Deshalb kritisieren die Tagespflegepersonen in Bergisch Gladbach zudem, dass sie - anders als Kitas - nicht von der jährlichen Erhöhung der KiBiz-Kindpauschalen profitieren. Auch die neue Satzung sieht dies nicht vor. Obwohl die Kosten der offiziell selbstständig arbeitenden Tageseltern für Miete, Lebensmittel in den vergangenen Jahren gestiegen sind. Dritter Kritikpunkt ist, dass pro Betreuungsstunde abgerechnet wird. "Dabei beginnt unser Arbeitstag schon, bevor das erste Kind kommt, etwa mit einkaufen oder Mittagessen vorbereiten", sagt Heller.

Die meisten Kinder in Bergisch Gladbach werden in Kitas betreut

Die meisten Kinder in Bergisch Gladbach werden in Kitas betreut, 4312 sind es im Januar 2025. Aktuell arbeiten 84 Tagesmütter und Tagesväter in der Stadt. Sie betreuen 332 Kinder. "Die Kindertagespflege ist keine Ergänzung des Systems, beileibe nicht", betont Petra Liebmann, Leiterin der Abteilung Soziales, "sondern ein wichtiger Bestandteil der Kinder- und Jugendpflege in Bergisch Gladbach."

Die meisten Tagespflegepersonen betreuen bis zu fünf Kinder im Krippenalter, also bis sie drei Jahre alt sind, in ihrer Wohnung. Im Unterschied zur sogenannten Großtagespflege – da mieten mehrere Tagesmütter und -väter Räume für die Betreuung von bis zu neun Kindern an.

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Claudia Werker, Leiterin des Fachbereichs Jugend und Soziales, kündigt für den 25. Februar die Beschlussvorlage an über die Betreuungsplätze für das im August startende Kita-Jahr. Darin listet die Stadt auf, wie viele Plätze für welche Altersklasse und in welchem Betreuungsumfang an den einzelnen Standorten zur Verfügung stehen. Und wie viele aufgrund der selbst festgelegten Ziele fehlen.

Viele Eltern warten bereits jetzt mit Spannung darauf, eine Zusage für einen Betreuungsplatz zu erhalten. Im aktuell laufenden Kindergarten-Jahr beläuft sich das Defizit auf rund 400 Plätze.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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