"Ich vertrete die Interessen der Kinder und nehme ihre Perspektive ein. Mir ist es wichtig, herauszufinden, warum sie etwa nicht gerne in die Schule gehen, keine Hausaufgaben machen oder gemobbt werden.Ich versuche, den Hilfe suchenden Eltern zu erklären, dass Druck ausüben meist nicht hilfreich ist", sagt Anna Hollay.
Die Diplomsozialpädagogin ist Kinderlotsin bei "Stark in die Zukunft", einer bundesweiten Initiative mit insgesamt 55 Projekten. Zwei davon werden seit einem Jahr von der Stadt Köln angeboten – in Kooperation mit der Volkshochschule, dem Verein "Frauen gegen Erwerbslosigkeit" und dem Bürgerzentrum "Vingster Treff".
43 Kölner Familien werden stark für die Zukunft gemacht
Das Programm richtet sich an Familien, insbesondere an alleinerziehende Elternteile, und bietet eine umfassende Unterstützung, die Eltern und Kinder gleichermaßen miteinbezieht. Die Beratungen finden in Einzel- und Gruppengesprächen statt, bei Themen wie Mobbing, Aggression oder Schulfrust werden Expertinnen und Experten hinzugezogen. Die Bürgervereine in Nippes und Vingst bieten regelmäßig offene Sprechstunden an.
"Die Zusammenarbeit ist für unser Projekt eine wichtige Säule. Die beiden Vereine kümmern sich seit Jahrzehnten in den Veedeln um sozial schwache Familien und genießen dadurch bei den Menschen viel Vertrauen. Davon profitieren wir, indem wir dadurch schneller an unsere Zielgruppe herankommen", sagt Projektleiterin Ewa Palusiak. Aktuell haben 43 Familien, überwiegend alleinerziehende Elternteile, im Rahmen von "Stark in die Zukunft" eine individuelle Beratung in Anspruch genommen.
Kölner Kinderlotsin versteht sich als Anwältin der Kinder
Kinderlotsin Hollay ist eine von drei Beraterinnen des Projekts, die im direkten Kontakt mit den Eltern stehen und versuchen herauszufinden, weshalb ihr Kind etwa nicht gerne in die Schule geht oder aggressiv reagiert. Hollay ist davon überzeugt, dass die Schuld in den wenigsten Fällen bei den Kindern liegt. Vielmehr stünden viele Alleinerziehende Alltagsprobleme völlig hilflos gegenüber und die wenigsten – so zeigten die Erfahrungen – könnten die Probleme alleine bewältigen.
"Ganz bewusst gebe ich keine Tipps und ich biete keine fertigen Lösungen, sondern erarbeite mit den Eltern Alternativen.Wenn der Sohn schlecht in Mathe ist, hilft kein Schimpfen, dann braucht er Nachhilfe. Gemeinsam suchen wir dann nach Angeboten", sagt Hollay, die sich als Anwältin der Kinder und als Schnittstelle zwischen den Familien und den Unterstützungsangeboten, die ihnen meist unbekannt sind, versteht.
Familien unterstützen und stabilisieren
Ziel sei es, betroffene Familien zu befähigen, langfristig eigenständige Lösungen zu finden und ein persönliches Hilfsnetzwerk aufzubauen. Das Angebot ist kostenlos und erstreckt sich je nach Fall einer Sitzung über mehrere Monate. Das Projekt wird zunächst für vier Jahre vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und der Europäischen Union mit 1,1 Millionen Euro gefördert.
Neben der Unterstützung und Stabilisierung der Familiensituation legt "Stark in die Zukunft" großen Wert auf den Wiedereinstieg der Eltern in die Arbeitswelt, während die Mitarbeitenden mit dem Kölner Jobcenter zusammenarbeiten. "Mit dem Mix aus ganzheitlicher Betreuung, individueller Beratung und beruflicher Perspektive möchten wir sozial schwache Familien für die Zukunft stärken, denn nur selbstständige Eltern sind in der Lage, ihren Kindern gute Zukunftsperspektiven zu ermöglichen", sagt Palusiak. © Kölner Stadt-Anzeiger
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