Die SPD in der Gemeinde Dahlem schickt zur Kommunalwahl am 14. September eine Bürgermeisterkandidatin ins Rennen – nach zehn Jahren ohne Kandidaten. Iris Guder ist Herausforderin von Amtsinhaber Jan Lembach von der CDU.

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Die 63 Jahre alte gelernte Industriekauffrau, die seit mehr als 30 Jahren in der Stadtverwaltung Gelsenkirchen arbeitet, bringt als größtes Plus ihre langjährige kommunalpolitische Erfahrung und "ein großes Netzwerk" mit, wie sie betont. Unter anderem war Guder Referentin der heutigen Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die bis 2010 Beigeordnete der Stadt Gelsenkirchen war. In der Ruhrgebietsstadt ist Iris Guder seit mehr als 30 Jahren angestellt, zuletzt viele Jahre im Bereich Jugend und Familie.

Iris Guder und ihren Mann zog es von Gelsenkirchen "richtig" in die Eifel

Der Bezug zur Eifelregion kommt nicht von ungefähr. Die gebürtige Gelsenkirchenerin ist im Westerwald aufgewachsen und hat Verwandtschaft in Antweiler. 2019 haben Iris Guder und ihr Ehemann Ralf, er ist Polizeibeamter in Gelsenkirchen, in Schmidtheim gebaut. "Wir wollten in die Eifel hinein, Antweiler wäre uns noch zu wenig Eifel gewesen", so Guder. Das Ehepaar hat zwei erwachsene Söhne.

Kommunalpolitik ist der direkte Draht zwischen den Menschen und der Politik.

Iris Guder

Nach dem Umzug nach Schmidtheim hat Guder sofort Kontakt zum Dahlemer Ortsverein und deren Vorsitzender Marion Freyaldenhoven aufgenommen, die mit Johannes Fahling, Verena Brandenburg und Manfred Raspe die SPD-Fraktion im Gemeinderat bildet. Guder ist der Interessengemeinschaft Schmidtheim beigetreten und engagiert sich bei den Soroptimisten International, einem Netzwerk berufstätiger Frauen, das sich weltweit für Bildung und Gleichberechtigung für Frauen einsetzt. Initiativen, die Guder auch als Teil ihres Politikverständnisses sieht: "Kommunalpolitik ist der direkte Draht zwischen den Menschen und der Politik."

Doch wie unterscheidet sich das Kommunale zwischen der Großstadt im Ruhrgebiet und der zweitkleinsten Gemeinde in Nordrhein-Westfalen? Drei Dinge fallen Iris Guder sofort auf. Der öffentliche Raum sei schlicht sauberer, zudem vermutlich für die Menschen auch sicherer als im Ballungsgebiet. Und der Verwaltungsapparat sei nicht der eines großen mittelständischen Unternehmens, sondern eher familiär, mit flachen Hierarchien und kurzen Wegen.

Für die SPD-Frau funktioniert Kommunalpolitik über Parteigrenzen hinweg

Eines ihrer Wahlversprechen ist, dass gute Kommunalpolitik nur gemeinsam und über Parteigrenzen hinweg funktionieren könne. Zudem: "Ich will als Bürgermeisterin eine neue Form des Dialogs zwischen der Gemeindeverwaltung und den Bürgerinnen und Bürgern etablieren." Es gehe ihr um eine neue Kultur der transparenten Kommunikation und gesellschaftliche Partizipation.

Beispiel dafür seien kommunale Bauvorhaben, bei deren Planung sie die Bürgerschaft frühzeitig im Planungsprozess einbeziehen möchte. Etwa beim Bau von Spielplätzen in allen Ortsteilen der Gemeinde. Zudem sollen die Parzellen etwa mit Boule-Bahnen ausgestattet werden, da Guder Spielplätze vergleichbar dem Mehrgenerationenpark in Schmidtheim eher als Treffpunkt aller versteht.

Welche Gemeinde hat schon einen eigenen Flugplatz?

Iris Guder

Der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien – die Gemeinde Dahlem zählt bezogen auf die Einwohnerzahl zu den Spitzenreitern in NRW – wird von ihr befürwortet, allerdings im Einvernehmen mit den Menschen vor Ort und mit Rücksicht auf Naturschutzbelange. Guder spricht sich für verstärkte Werbemaßnahmen zur Ansiedlung von Gewerbe- und Industriebetrieben aus. Um den Flugplatz Dahlemer Binz attraktiver zu machen, will sie neue Nutzungskonzepte erstellen lassen und spricht sich trotz des Jahreszuschusses der Gemeinde in Höhe von 100.000 Euro für den Fortbestand aus: "Welche Gemeinde hat schon einen eigenen Flugplatz?"

Iris Guder will den Tourismus fördern und das Ehrenamt stärken

Guder würde zur Förderung des Tourismus in Zusammenarbeit mit der Nordeifel Tourismus GmbH oder zur Regelung der Verkehrslenkung am Kronenburger See Experten von außerhalb zur Gutachtenerstellung zurate ziehen. Ein Anliegen ist ihr zudem die Stärkung des Ehrenamtes. Guder bringt die nach ihren Angaben andernorts in Deutschland schon umgesetzte "Feuerwehrrente" ins Spiel. Die Finanzierungsmodelle seien unterschiedlich. So sei etwa eine Beteiligung der Gemeinde an den Beiträgen denkbar.

"Wir hatten sie schon länger auf dem Zettel", so Marion Freyaldenhoven, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Dahlem, zur Gegenkandidatin für Amtsinhaber Lembach, mit dessen Politik die Sozialdemokraten offenkundig unzufrieden sind. Guder wurde in der Nominierungsversammlung der SPD einstimmig gewählt.

Iris Guder will sich nun in den kommenden Monaten bei den Einwohnern in Baasem, Berk, Dahlem, Frauenkron, Kronenburg und Schmidtheim bekannt machen und einen Haustürwahlkampf beginnen. Sie werde "wirklich zu jeder Tür gehen", verspricht die Sozialdemokratin. Flyer und Plakate sollen ihren Wahlkampf unterstützen.

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Und wenn es am Ende doch nicht für den Sesselwechsel im Schmidtheimer Rathaus reichen sollte? Dann will Guder wenigstens ein Mandat für den nächsten Gemeinderat gewonnen haben, um mit den Fraktionskollegen und Fraktionskolleginnen ihre Ziele in die kommunalparlamentarische Diskussion einzubringen.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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