Er ist Musiker und Moderator, arbeitet als Schauspieler und Model, hat eine Fortbildung zum Trauredner gemacht – und jetzt hat er auch noch ein Buch geschrieben: Dass er beruflich nicht vielseitig genug aufgestellt sei, kann man Jan Michels nun wirklich nicht vorwerfen.

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Der 28-Jährige, der aktuell in Köln lebt, ist in der Eifel aufgewachsen, genauer gesagt in Engelgau. Wie viele andere junge Leute hat auch er nach dem erfolgreich abgelegten Abitur am Bad Münstereifeler St.-Michael-Gymnasium jedoch zunächst einmal das Weite gesucht. "Zuerst ging es zum Studium der Medienwissenschaften nach Siegen", erzählt Michels.

Zum Schreiben seiner Bachelorarbeit kehrte er dann noch einmal in den Schoß der Familie nach Engelgau zurück – wo ihm allerdings ziemlich bald die Decke auf den Kopf fiel. "Damals habe ich fast einen richtigen Hass auf das Dorfleben entwickelt", so Michels weiter: "Früher wollte ich überall dabei sein, ich war zum Beispiel im Musikverein aktiv, wo ich Schlagzeug gespielt habe. Aber das Dorfleben war mir dann plötzlich zu eng." Ihm habe damals der Raum für die persönliche Entfaltung gefehlt, sagt er rückblickend.

Mit dem Auto bis nach Portugal und zu Fuß über die Alpen

Heute weiß Michels, dass es für ihn ein wichtiger Schritt gewesen ist, die Eifel zu verlassen. "Ich bin schon während des Studiums gerne gereist, bin über die Alpen gewandert und mit einem alten Auto bis nach Portugal gefahren und habe Auslandsaufenthalte in Ungarn und auf Zypern absolviert." Als er der Heimat zum zweiten Mal den Rücken gekehrt hat, hat er sich zunächst ganz aufs Unterwegssein verlegt.

"Ich habe damals komplett in einem Van gelebt und bin als Musiker durchs Land gezogen, bin von Hamburg nach Oslo ganze 1000 Kilometer per Anhalter gefahren und habe das Couchsurfing in den USA ausprobiert", zählt Michels einige seiner Stationen auf.

Dabei sei es ihm weniger um den Besuch bestimmter touristisch interessanter Orte und Städte gegangen: "Irgendwo ankommen wollte ich am liebsten gar nicht. Die Begegnungen mit den verschiedensten Menschen – das hat für mich den Reiz des Reisens ausgemacht." Seinen Lebensunterhalt hat Michels in dieser Zeit als Straßen- und Eventmusiker verdient. "Die Musik begleitet mich schon fast mein ganzes Leben", berichtet das Multitalent: Im Alter von sechs Jahren begann er mit dem Schlagzeugunterricht, ab 13 kamen Gitarre und Gesang dazu. Auch in der Casting-Show "The Voice of Germany" hat er sich in jungen Jahren versucht, wo er aber nach der ersten Runde ausgeschieden sei.

Als Straßenmusiker den Lebensunterhalt verdient

Als Musiker in den Fußgängerzonen Deutschlands und Österreichs, wo er auch zur Zeit der Corona-Pandemie unterwegs war, hat er im direkten Kontakt mit den Zuhörern weiter an seiner "Bühnenpräsenz" gearbeitet, was ihm auch aktuell zugute kommt, wenn er mit seinem Liveprogramm auftritt.

Dabei geht es inzwischen nicht mehr um Musik allein, denn neben eigenen Songs präsentiert Michels inzwischen auch Texte aus seinem Reisebuch "Über's Feld in die Welt": "Diesen Prozess vom kleinen Jungen, der in einem beschaulichen Ort aufgewachsen ist und in der Welt nach sich selbst suchen musste, das habe ich in diesem Reisebuch verarbeitet", sagt Michels: "Es geht letztlich um die Suche nach Heimat und die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit."

Ich habe mich irgendwann dabei ertappt, dass ich ständig kölsche Karnevalslieder gehört habe – obwohl die Karnevalszeit schon lange vorbei war. Da habe ich gemerkt, dass mir das Rheinland fehlt und bin nach Köln gezogen.

Jan Michels, Wahl-Kölner mit Eifeler Wurzeln

Entstanden ist das Buch in seinem neuen Zuhause am Kölner Sachsenring, wo er seit einiger Zeit lebt – nach einem Zwischenstopp in Berlin. "Ich habe mich in der Hauptstadt irgendwann dabei ertappt, dass ich ständig kölsche Karnevalslieder gehört habe – obwohl die Karnevalszeit schon lange vorbei war", sagt Michels im Video-Interview mit einem Lachen: "Da habe ich gemerkt, dass mir das Rheinland fehlt und bin nach Köln gezogen." Dort ist er nach fünf rastlosen Jahren endlich bei sich selbst angekommen. "Hier in Köln fühle ich mich bislang am wohlsten", sagt Michels. "Ich habe ja auch lange genug gesucht."

Zur Buchvorstellung kehrt Jan Michels nach Nettersheim zurück

Ein gutes Stück näher ist er damit auch wieder seiner Nordeifeler Heimat gekommen. "Ich habe schon vor ein paar Jahren mal bei einem der Donnerstags-Konzerte im Nettersheimer Kloster gespielt, da waren 120 Leute da, womit ich nie im Leben gerechnet hätte." Bei seinem nächsten Eifel-Besuch wird Michels aber nicht nur die Gitarre im Gepäck haben: Am Donnerstag, 23. Januar, stellt Michels sein Buch (Untertitel: "Vom Dorfjungen zum Reisejunkie") im Literaturhaus Nettersheim vor.

Trotzdem: Sesshaft geworden zu sein bedeutet für Michels nicht, ganz aufs Reisen zu verzichten: "Das Unterwegssein gehört nach wie vor für mich dazu – es hat sich wirklich zu einer Art Sucht entwickelt." Um weiterhin möglichst nah an fremden Kulturen zu leben, sucht Michels beispielsweise Möglichkeiten zum "Housesitting", während die eigentlichen Bewohner ebenfalls unterwegs sind und es zum Beispiel gilt, einen Garten oder Haustiere zu versorgen. Mittelfristig will sich der Wahl-Kölner mit Eifeler Wurzeln auch wieder ein eigenes Wohnmobil ausbauen.

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Eintrittskarten für die Buchvorstellung von Jan Michels im Nettersheimer Literaturhaus, Steinfelder Straße 12, am Donnerstag, 23. Januar, 19.30 Uhr, können unter Tel. 02486/17 70 oder per E-Mail reserviert werden. Der Eintritt kostet zehn, ermäßigt acht Euro.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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