Mindestens 508.000 Euro will die Bezirksregierung Köln im Auftrag des NRW-Kultusministeriums bei der Förderung der regionalen Kultur in der Nordeifel einsparen.
Betroffen sind von diesen Sparmaßnahmen auch die Lit.Eifel, "Kunst im Fluss", das Musik-Festival "Transient" und das Projekt "Steinfeld Calling", das 2025 Premiere feiern soll.
Für viele Kulturmanager in der Nordeifel ist das ein herber Schlag. Die Liste der Streichung von Fördermitteln hat die Bezirksregierung Köln vor wenigen Tagen allen zehn Büros des Regionalen Kulturprogramms (RKP) des Landes zugeschickt. Auch dem in Aachen, das unter anderem für den Kreis Euskirchen zuständig ist. Zuvor hatte eine Fachjury nach einer Bewertungssitzung und anhand eines Rankings ihre vorgeschlagenen Kulturprojekte aufgelistet. Im Fall des Region Aachen Zweckverbands fand die Sitzung am 30. Oktober statt und auf der Liste, die der Bezirksregierung zugeschickt wurde, sind 31 Förderprojekte zu finden.
508.000 Euro will die Kölner Bezirksregierung bei 23 Projekten einsparen
Die Veranstalter warteten danach auf das Votum der im Auftrag des Kultusministeriums entscheidenden Aufsichtsbehörde in Köln, um im positiven Fall den jeweiligen Förderantrag zu stellen. In den vergangenen Jahren wurden für das Aachener Büro des Regionalen Kulturprogramms NRW 27 von rund 30 Anträgen bewilligt.
Am 5. Dezember erhielten die Veranstalter Post. Doch die Förderrunde 2025 beschert den meisten von ihnen eine Enttäuschung. Denn auf der Vorschlagsliste, die die Bezirksregierung abgesegnet hat, fällt die Antwort nur in acht Fällen positiv aus. In 23 Fällen wird eine Landesförderung verneint. Rund 508.000 Euro will die Bezirksregierung so bei 23 Kulturprojekten einsparen.
Susanne Ladwein, die Leiterin des Kulturbüros Region Aachen und damit zuständig auch für das RKP-Programm, wirkt angesichts der vorgeschlagenen Förderungen ratlos. Aus dem Umfeld des RKP-Büros heißt es, man habe so vermutlich bei den Antragstellern Vertrauen verspielt. Jedenfalls bei denjenigen, die ehrenamtliche Kulturarbeit auf dem Land leisten und die von Ladwein und ihrem Team bei der Beantragung von Fördergeldern beraten werden. Die muss sie jetzt enttäuschen. Ein Förderantrag, der zudem für das kommende Jahr denkbar knapp bis zum 22. Dezember gestellt sein muss – scheint jetzt für viele der Kulturprojekte, die auf der Liste der Fachjury stehen, sinnlos zu sein.
Der Grund für die sich abzeichnende Misere: Der Kulturetat des Landes soll um 1,47 Prozent gekürzt werden. Das entspricht 5,5 Millionen Euro. Bei den zehn Regionalbüros im Land machen die Kürzungen rund 30 Prozent ihres Budgets aus. Auch deshalb fand am Dienstag dieser Woche eine Demonstration vor dem NRW-Landtag statt.
"Jetzt laufen die Drähte heiß", so Martin Reinicke, Vorsitzender der Stiftung Kloster Steinfeld. Kulturveranstalter aktivierten ihr Netzwerk, versuchen Landespolitiker, die die Region Eifel vertreten, zu mobilisieren, um so zu retten, was zu retten ist. Reinicke selbst will 2025 erstmals "Steinfeld Calling" anbieten.
Das neue Veranstaltungsformat soll das Hermann-Josef-Fest und das Eifeler Musikfest zusammenführen, um so eine noch attraktivere Veranstaltung zu haben. Auf eine Landesförderung von 10 700 Euro hatte er gehofft. Das Ergebnis: Die Förderung ist gestrichen. "Wir werden, wenn es so bleibt, eben alles lassen wie bisher", sagt Reinicke ernüchtert.
Kunst im Fluss soll trotzdem stattfinden, aber mit gekürztem Programm
"Wir machen es trotzdem!" Rainer Martens vom Förderverein Maler der Eifel, dem Veranstalter von "Kunst im Fluss" in Gemünd, gibt sich kämpferisch. 2023 hatte das Kunstprojekt entlang der Olefufer in Gemünd und Schleiden 6000 Euro aus dem RKP-Fördertopf erhalten. In 2024, als das Programm um Live-Musik und Theater ergänzt wurde, waren es sogar 15.000 Euro. 2025 fällt die Förderung des Landes aus. Für das kommende Jahr wollte der Verein 14.800 Euro beantragen.
"Hinter den Kulissen war zwar zu hören, dass es in diesem Jahr schwierig werden würde", so Martens. Es müssten ja alle Ministerien des Landes in ihren Haushalten sparen: "Aber mit einer so drastischen Komplettabsage haben wir nicht gerechnet." Bleibt es dabei, wollen Martens und seine Kollegen des Fördervereins Maler der Eifel 2025 das Programm von "Kunst im Fluss" kürzen. Es soll aber wie geplant am 14. und 15. Juni stattfinden.
Zudem macht Not erfinderisch: Um die voraussichtlich gestrichenen Fördermittel wenigstens teilweise aufzufangen, will Martens "Kunst im Fluss" im Januar auf dem Kulturprojektförderportal betterplace.org vorstellen. "Vielleicht können wir so noch 4000 bis 5000 Euro zusammenbekommen. Wir haben mit dem Portal bei der Fluthilfe sehr gute Erfahrungen gemacht", so Martens.
Die Lit.Eifel hatte sich 40.000 Euro vom Land erhofft
Eines der renommiertesten Opfer der Streichlisten wird die Lit.Eifel sein, obwohl sie seitens der Fachjury als eines von nur drei Dauerförderprojekten des Regionalen Kulturprogramms für den Raum Aachen hervorgehoben wird. Das Literaturfestival hat eine Leuchtturmfunktion für die Kulturarbeit in der Region. Auf eine Landesförderung – beantragt werden sollten 40.000 Euro – muss die Lit.Eifel 2025 aber verzichten. Was das für das Festival bedeutet, ist noch unklar.
Es gibt weitere Streichkandidaten. Das Musik-Festival "Transient" etwa, das im kommenden Jahr in Steinfeld, Nettersheim, Blankenheim und Bad Münstereifel stattfinden soll. Für die Umsetzung der Pläne werden jetzt 38.100 Euro fehlen. "Fonte Vivace", das erste Festival für Alte Musik in der Kulturregion Aachen, das auch im Kloster Steinfeld gastieren will, muss ohne die erhofften 29.900 Euro auskommen. 30.700 Euro werden im kommenden Jahr dem von der Nordeifel Tourismus GmbH (NET) in Kall organisierten Mundartfestival "Mir kalle Platt" fehlen. Solche Fehlbeträge können durchaus das Ende regionaler Kulturprojekte bedeuten. Und im Fall von "Mir kalle Platt"?
"Dieses Ergebnis ist in Gänze sowohl überraschend als auch enttäuschend. Es entspricht nicht dem Votum der regionalen RKP-Jury", so NET-Geschäftsführerin Iris Poth auf Anfrage: "Es ist nun unsere Aufgabe und Ziel, mit den kommunalen Partnern, den Sponsoren und Hauptakteuren zu klären, wie die Finanzierungslücke geschlossen werden kann." Gedacht werde etwa an die Gewinnung weiterer Sponsoren. Alternativ könne "Mir kalle Platt" in abgespeckter Form stattfinden. Eine Aufstockung der Mittel über den Wirtschaftsplan der Nordeifel Tourismus GmbH stehe derzeit nicht in Aussicht, so Poth.
Die Premiere von "Mit der Gambe durch die Eifel" will die Musikerin Sabine Weber 2025 länderüberschreitend in der Eifel anbieten. Nach Informationen der Redaktion liegt eine Bewilligung des rheinland-pfälzischen Zuschusses schon vor. Doch die Förderung aus NRW entfällt – vorgeschlagen waren von der RKP-Jury 29.400 Euro. Geplant ist Ungewöhnliches. In alten Kirchen soll Live-Musik auf alten Instrumenten zu hören sein, auf NRW-Seite etwa in Ripsdorf, Billig und Kronenburg oder in der Ahekapelle bei Engelgau.
Möglicherweise wird die Klang-Kulturreise nun eben "nur" ins Nachbarbundesland führen: etwa zur sehenswerten Alten Kirche von Wiesbaum aus dem 14. Jahrhundert, der Klosterkirche in Niederehe und ihrer König-Orgel, oder ins Islek nach Eschfeld, wo die Kirche einst von einem kunstsinnigen Pfarrer komplett mit Bibelszenen ausgemalt wurde.
Acht Kulturprojekte werden gemäß der von der Bezirksregierung bestätigten Vorschlagsliste für die Region Aachen befürwortet. Dazu zählt als einziges im Kreis Euskirchen "Future-Code" in Mechernich, veranstaltet vom Verein speGTRa. Dem Digitalbildungsprojekt für Schüler sollen 10.000 Euro bewilligt werden – wenn der Förderantrag vorliegt. "Future Code" ist auf der Streichliste knapp über einer roten Linie platziert: Die acht Kulturprojekte über dieser Linie sind die, die eine Förderung erhalten sollen. Von den 23 darunter Aufgeführten wahrscheinlich keines.
Getrennt sind sie nach dem von der Jury des Kulturbüros festgelegten Bewertungsmodus: Es geht um Noten von 1 bis 6 – und zwar bis auf hundertstel Punkte. 6,00 ist das Maximum. "Future Code" kommt auf 5,50 Punkte. Die Lit.Eifel aber nur auf 5,38 und fällt so als bestes der geschlagenen Angebote durchs Raster. © Kölner Stadt-Anzeiger
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