Was hätte man angesichts der Forderungen nach Aufklärung aus der Opposition, dem Kopfschütteln aus der schwarz-grünen Koalition und der vielen offenen Fragen, wie das Feuerwehrwesen in der Kreisverwaltung angesiedelt ist und sein wird, alles von dieser Sitzung des Ausschusses für Gesundheit, Rettungswesen und Verbraucherschutz erwarten können?

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Doch es gab: Nichts. Keine Nachfrage aus der Politik in öffentlicher Sitzung, keine weitere Philippika der Kreisverwaltung – und keinen Vorgesetzten, der das Wort ergriff, um den im Oktober zur Bezirksregierung wechselnden Kreisbrandmeister Martin Müller-Saidowski zu verabschieden.

Allein die Politik verabschiedet den scheidenden Kreisbrandmeister

Diese Rolle fiel dem Ausschussvorsitzenden Ulrich Heutz (CDU) zu. Der nahm wohl war, dass einige Vertreter der Feuerwehren im Kreis zur Sitzung gekommen waren, darunter auch Teile des Vorstands des – ohne den Kreisbrandmeister an der Spitze – neu aufgestellten Kreisfeuerwehrverbands.

Auf schwelende Konflikte zwischen Kreis und Feuerwehren ging auch Heutz nicht ein. Dem Vernehmen nach soll unter anderem die Eingruppierung des mit Müller-Saidowski erstmals hauptamtlich beim Kreis angestellten Kreisbrandmeisters noch unter der Ebene von zwei Amtsleitern später im nichtöffentlichen Teil der Sitzung Thema gewesen sein. Offizielle Anfragen zum nichtöffentlichen Tagesordnungspunkt "Personalangelegenheit" blieben unbeantwortet.

Gefahrenabwehr geht nur gemeinsam: Wir müssen alle gemeinsam arbeiten über alle Ebenen hinweg.

Martin Müller Saidowski, scheidender Kreisbrandmeister

Öffentlich dankte Ausschussvorsitzender Ulrich Heutz dem nach gut zwei Jahren schon wieder scheidenden Kreisbrandmeister für seinen Einsatz: Noch in der ausgehenden Corona-Krise ins Amt gekommen, habe er sofort die Krise durch den russischen Angriff auf die Ukraine und die dadurch drohende Energiemangellage sowie ein Umdenken im Bevölkerungsschutz und der zivilen Verteidigung zu bearbeiten gehabt. "Sie wurden gleich ins kalte Wasser geworfen", so Heutz.

"Sie haben wertvolle Impulse gegeben", würdigte Heutz und nannte die Einführung von Notfallinformationspunkten sowie Kraftstoffversorgungspunkten für den Krisenfall – gleichwohl beides Projekte, die auf einer engen Zuarbeit der Feuerwehren aus den Kommunen fußten.

Ich habe immer gerne mit Ihnen zusammengearbeitet. Und Sie wissen, dass ich das ehrlich meine.

Ulrich Heutz, Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit, Rettungswesen und Verbraucherschutz

"Gute Arbeit scheint sich aber auch leider außerhalb des Kreises schnell herumzusprechen", erklärte Ulrich Heutz sich und den Zuhörern den Weggang von Martin Müller-Saidowski zur Bezirksregierung. Die Stelle sei eben höher dotiert, so der Politiker. Gleichwohl freue es auch die Beteiligten in Rhein-Berg sehr, dass Martin Müller-Saidowski sein Knowhow nun künftig bei der Aufsichtsbehörde unter Beweis stellen könne.

Immerhin gelte da, was Trude Herr einst vor ihrer Auswanderung auf die Fidschi-Inseln gesungen hatte: "Niemals geht man so ganz . . .", befand Heutz im Hinblick auf die neue Koordinationsfunktion, die Müller-Saidowski bei der Bezirksregierung in Köln wahrnehmen werde. Auch bei Großeinsatzlagen und Katastrophen sei das eine wertvolle Hilfe – auch für den Rheinisch-Bergischen Kreis, so Heutz.

Der scheidende Kreisbrandmeister dankt demonstrativ der Politik

"Für mich als Ausschussvorsitzenden waren Sie immer ansprechbar und konnten mir jede Frage beantworten", dankte Heutz. "Und ich habe immer gerne mit Ihnen zusammengearbeitet. Und Sie wissen, dass ich das ehrlich meine."

Müller-Saidowski selbst dankte neben seinen Stellvertretern den Feuerwehren, dem Kreisfeuerwehrverband und seiner Frau demonstrativ vor allem der Politik: "Es ist gut und wichtig, dass wir die Politik hinter uns wissen", so der scheidende Kreisbrandmeister. "Ich weiß, dass in diesem Ausschuss das Thema nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr ein sehr wichtiges und präsentes Thema war."

Dabei, so Müller-Saidowski, gehe Gefahrenabwehr "nur gemeinsam: Wir müssen alle gemeinsam arbeiten über alle Ebenen hinweg. Die Feuerwehren müssen zusammenstehen, gemeinsam mit dem Rettungsdienst, mit den Katastrophenschutzeinheiten der Hilfsorganisationen, dem THW, der Bundeswehr." Das gehe nur, wenn man Planungen vorher gemeinsam angehe, partnerschaftlich auf gleicher Ebene, mahnte Müller-Saidowski. "Dass wir die Pläne, die wir uns zurechtlegen, auch nachts um drei aktivieren können – und es funktionieren wird. Und das funktioniert nur, wenn wir uns vertrauen."

Wie es jetzt weitergeht

Zum 1. Oktober fängt Rhein-Bergs bisheriger Kreisbrandmeister Martin Müller-Saidowski als Dezernent bei der Bezirksregierung an. Wer sein Nachfolger wird? "Bezüglich der Neubesetzung der Kreisbrandmeister-Stelle läuft derzeit das Bewerberverfahren", hieß es gestern auf Nachfrage aus der Pressestelle der Kreisverwaltung.

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Nach Informationen der Redaktion fanden gestern bereits Auswahlgespräche statt. Über die Einordnung des neuen Kreisbrandmeisters in die Kreishaushierarchie müsse man dann noch einmal sprechen, hieß es gestern aus der Politik. Wichtig sei nun erst einmal, dass wieder Ruhe in die Sache komme. Dass über die Neubesetzung der Stelle nur nichtöffentlich gesprochen worden sei, sei im Übrigen nicht ungewöhnlich. "Personalangelegenheiten sind immer nichtöffentlich." (wg)  © Kölner Stadt-Anzeiger

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