Der ehemalige Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma hat sich in den Streit um die OB-Kandidatur in der Kölner CDU eingeschaltet.

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"Die Debatte der letzten Tage innerhalb der Partei, sorry, kotzt mich an", schreibt Schramma in einem Offenen Brief an den Vorstand der Kölner CDU. Er schreibt, eine Verschiebung der Nominierung des OB-Kandidaten würde "der CDU Köln großen Schaden zufügen. Das Ergebnis wäre eine auf Dauer verunsicherte Partei, in der ohne Grund und Anlass eine Entscheidung in die Länge gezogen wird".

Schramma gehörte zur CDU-Vorschlagskommission

Fritz Schramma gehörte zur achtköpfigen Vorschlagskommission, die für die Kölner CDU eine Kandidatin oder einen Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl am 14. September 2025 finden sollte. Nach einem Dreivierteljahr hatte die Kommission ihre Arbeit Ende Oktober erfolglos beendet, sie konnte keine geeignete Person finden. Daraufhin hatte Parteichef Karl Mandl erklärt, für das Amt des Oberbürgermeisters kandidieren zu wollen. Der erweiterte Parteivorstand nominierte ihn kurz darauf auch, allerdings erhielt Mandl nur 60,7 Prozent der Stimmen.

Unruhe hatte Mandl schließlich ausgelöst, als er ohne Absprache mit Parteivorstand oder Ratsfraktion vergangene Woche Freitag erklärt hatte, die CDU solle das Ratsbündnis mit Grünen und Volt vorzeitig verlassen, Gemeinsamkeiten, vor allem mit den Grünen, seien "mittlerweile abgearbeitet". In Partei und Fraktion hatte das Vorgehen für Unverständnis und Ärger gesorgt. Nach einer gemeinsamen Sitzung der Fraktion versendeten deren Vorsitzender Bernd Petelkau und Karl Mandl am frühen Abend ein gemeinsames Statement, mit Blick auf das Bündnis gebe es "keinen Handlungsbedarf".

Daraufhin mehrten sich die Stimmen, die für diesen Samstag, 30. November, geplante Nominierung des OB-Kandidaten zu verschieben. Zunächst hatte Ex-Fraktionschef Rolf Bietmann die Verschiebung vorgeschlagen. "Es macht so keinen Sinn, einen Kandidaten aufzustellen. Die Partei muss sich doch erstmal beruhigen", sagte Bietmann. Zudem solle der Bundestagswahlkampf nicht durch das "klein-klein" der Kölner CDU belastet werden, Bietmann bezeichnete die Situation als sehr gefährlich für die Kölner CDU.

Bietmanns Vorstoß hatten sich zunächst der langjährige Kölner Bundestagsabgeordnete Karsten Möring und das frühere Ratsmitglied Lothar Lemper angeschlossen. Am Dienstag bekam die Debatte dann weiteren Antrieb: Mit Serap Güler und Florian Braun wandten sich zwei Mitglieder des geschäftsführenden Vorstands der CDU Köln von Parteichef Mandl ab. "Die aktuelle öffentliche Wahrnehmung der CDU Köln besorgt mich massiv", sagte Güler, einzige Kölner CDU-Bundestagsabgeordnete. "Die Äußerungen der letzten Tage, die Frage des Umgangs mit dem Bündnis und mit unserer Fraktion haben starke Verwirrung und Verstimmung ausgelöst." Der NRW-Landtagsabgeordnete Florian Braun sprach sich wie Güler für eine Vertagung der Entscheidung aus.

Ex-OB Fritz Schramma schreibt nun, Befürworter einer Verschiebung spalteten die CDU, nicht Parteichef Mandl. "Als Vorsitzender und OB-Kandidat hat er das Recht und ich glaube auch die Pflicht, offen zu sagen, wofür er eintritt. Das hat er gemacht", so Schramma, der dabei verschweigt, dass es bei der Aufstellungsversammlung mit Hendrik Biergans noch einen Gegenkandidaten für Mandl gibt – auch wenn diesem geringe Chancen auf Erfolg zugeschrieben werden. Schramma weiter: "Die überwiegende, schweigende Mehrheit begrüßt eine klare Kante gegen die Grünen und drängt auf eine zeitnahe Entscheidung in der Kandidatenfrage. Statt Karl Alexander Mandl zu blockieren, sollte der Vorstand ihm öffentlich den Rücken stärken."

Es reicht jetzt mit den Grünen

Fritz Schramma, ehemaliger Kölner Oberbürgermeister

Das ehemalige Stadtoberhaupt wirft den Kritikern zudem "Ränkespielchen" vor, statt dem Stimmungsbild in der Kölner CDU zu entsprechen, das eindeutig sei: "Es reicht jetzt mit den Grünen."

Auf die Kritik an Mandls Umgang mit der eigenen Fraktion im Stadtrat geht Schramma in seinem zweiseitigen Schreiben mit keinem Wort ein. Viel mehr kritisiert Schramma die Fraktion: Diese solle "nicht so tun, als würde Arm in Arm im Rathaus mit den Grünen über die Flure getanzt. Bitte auch dort ehrlich machen und zugeben, dass dieses Bündnis zwar im Sinne der Verantwortung für Köln einst eingegangen wurde, heute aber Köln nicht mehr weiterbringt."

Wer sich dabei in den Weg stelle, erwecke einen "verheerenden Eindruck", setzt Schramma zu einem erneuten Angriff an: "Da oben wollen Leute über unsere Köpfe hinweg entscheiden. Eine abgehobene Partei-Elite, die aus taktischem Kalkül Sand ins Getriebe streut." Er maße sich diese Beschreibung an, weil er fortlaufend mit den CDU-Mitgliedern spreche und ihnen zuhöre.

Er, Schramma, wolle "mit diesem Brief ein Chaos vermeiden", das anstehe, wenn diesen Samstag nicht über den OB-Kandidaten entschieden werde. Das würde "unseren Vorteil zerschießen", argumentiert Schramma: "Bisher waren wir vorneweg, um uns früh für den Kommunalwahlkampf zu rüsten. Sollen wir wirklich auf die Bremse treten, während die anderen schon ihre Runden drehen?"

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"Karl Alexander Mandl hat mit seiner ausgleichenden Art in den letzten anderthalb Jahren wieder Ruhe in die CDU gebracht", schreibt Schramma. "Von Lagerdenken hat man bis zuletzt nichts mehr gemerkt. Jetzt wollen einige die alten Gräben wieder ausheben. Das ist Gift für die Partei, die unter Mandl auf einem guten Weg ist."

Aus 40-jähriger Erfahrung mit Kölner Kommunalpolitik wisse er, schreibt Schramma: "Nur als wir zusammen standen und kämpften" sei die CDU in der Vergangenheit erfolgreich gewesen.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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