Neun Kölner Schulhöfe, einer in jedem Stadtbezirk, standen der Öffentlichkeit seit Ende 2021 auch an den Nachmittagen und Abenden als Fläche für Sport und Spiel zur Verfügung.
Die aktuell besonders knappen Kassen veranlassten die Stadtverwaltung jedoch, das gut angenommene und allseits beliebte Projekt seit dem 19. Dezember nicht fortzuführen (wir haben darüber berichtet). Rund 500.000 Euro pro Jahr habe das Auf- und Abschließen und die zusätzliche Reinigung gekostet, eine Summe, die aktuell nicht mehr zur Verfügung stehe.
500.000 Euro? Auf Nachfrage hat die Stadt das nun aufgeschlüsselt: Demnach setzen sich die Gesamtkosten aus zusätzlichen Reinigungskosten und Kosten für die Leistungen des Schließdienstes zusammen. Die Stadt rechnet vor: Im Musterjahr 2024, einem Schaltjahr mit 366 Tagen, seien durch die Schulhoföffnungen an 362 Tagen (geschlossen an Karfreitag, Allerheiligen, Totensonntag und Volkstrauertag) an neun Standorten insgesamt Reinigungskosten von 232.235,64 Euro und Schließdienstkosten von 265.499,14 Euro zusammenkommen. Das macht: 497.734,78 Euro.
Die AWB und W.I.S. übernahmen Reinigung und Schließdienst
Die Reinigung übernahm mit den Abfallwirtschaftsbetrieben (AWB) Köln ein städtisches Unternehmen. Mit dem Schließdienst war 2024 die Firma W.I.S. beauftragt. Die W.I.S.-Unternehmensgruppe mit Sitz in Köln verfügt nach eigenen Angaben über 33 Standorte in Deutschland und Österreich und beschäftigt mehr als 4000 Mitarbeiter.
Die AWB habe die Schulhöfe an drei Tagen pro Woche vor der morgendlichen Öffnung der Schulen angefahren und deren Sauberkeit kontrolliert, teilte die Stadtverwaltung mit. Man habe zum Beispiel Scherben, Zigaretten, Pizzakartons oder Hundekot beseitigen müssen, alles zusätzlicher Abfall, der bei einer Schließung der Schulhöfe nach dem Ende des Schulunterrichts nicht anfalle. Bis Mai 2024 sei das an fünf Tagen pro Woche erfolgt, danach habe man den Reinigungsrhythmus aus Kostengründen auf drei Tage reduziert. So seien für 2024 Reinigungskosten in Höhe von 245.815,92 Euro zusammengekommen.
165,41 Euro pro Tag für die Reinigung, 107,27 für das Auf- und Abschließen
Die 232.235,64 Euro in der Musterrechnung bezögen sich auf einen ganzjährigen Drei-Tages-Reinigungsrhythmus, so die Stadt. Demnach kostet die zusätzliche Reinigung an neun Standorten an 156 Tagen pro Tag jeweils 165,41 Euro. Dazu, wie umfänglich die zusätzliche Verschmutzung tatsächlich war, machte die Stadt keine Angaben. Der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Volker Spelthann (Grüne) sagte, dass es auch auf geschlossenen Schulhöfen regelmäßig Vandalismus gebe. Unbezwingbar sind die Zäune drumherum ja selten. In Ehrenfeld war der Schulhof der Grund- und Hauptschule Baadenberger Straße Teil des Projekts "Offene Schulhöfe". "Dort wurde das Vandalismusproblem durch die soziale Kontrolle geschmälert", betonte Spelthann.
Der Sicherheitsdienst habe, so die Stadt, bei der Schließung der Modellprojekt-Schulen jeweils bei einem Kontrollgang überprüft, ob der Schulhof wirklich leer ist. In ihrer Musterrechnung setzte die Stadt 46 Wochen an, in denen von Montag bis Freitag (fünf Tage) nur abgeschlossen werden musste. Dazu kamen sechs Ferienwochen (Montag bis Freitag), 52 Wochenenden und elf Feiertage, an denen auch das Aufschließen vom Sicherheitsdienst übernommen wurde (abzüglich der vier Tage, an denen die Schulhöfe komplett geschlossen waren). Für das Zuschließen veranschlagte die Stadt 53,64 Euro pro Tag und Schule, für das Auf- und Zuschließen 107,27 Euro und für das Auf- und Zuschließen an Sonntagen 147,53 Euro.
Rat der Stadt Köln hat Schilder für 800 Euro pro Stück durchgewunken
Das Kölner Ratsbündnis kündigte am Freitag an, aktuell einen Antrag zu erarbeiten, um das Offene-Schulhöfe-Projekt auch im laufenden Jahr fortzusetzen. Christiane Martin, die Vorsitzende der Ratsfraktion der Kölner Grünen, kritisierte die hohen Kosten. "Es ist die Frage, warum das überhaupt so viel Geld kosten soll", sagte sie. Ihr Parteikollege Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister in der Innenstadt, ärgerte sich ebenfalls über die Summen und brachte die Möglichkeit ins Spiel, Langzeitarbeitslosen über das Projekt Arbeit zu verschaffen.
Der einstimmig getroffene Beschluss des Kölner Rates, das Modellprojekt "Offene Schulhöfe" durchzuführen, stammt aus dem Sommer 2021. Darin sind für das Jahr 2021 (Öffnung ab Oktober) Kosten von 144.763,13 Euro, für 2022 von 566.542 Euro und für 2023 von 429.281 Euro aufgeführt. Wegen der insgesamt positiven Rückmeldungen hatte die Stadtverwaltung die Öffnung auch von Ende 2023 bis Ende 2024 aufrechterhalten. Überrascht von den Kosten dürften die Politiker aber eigentlich nicht sein, sie entsprechen im Mittel den Ausgaben in den beiden Vorjahren. Der Rat hatte zu Beginn auch eine Beschilderung der Schulhöfe durchgewunken. Kostenpunkt pro Schild: 800 Euro. © Kölner Stadt-Anzeiger
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