Saarbrücken/Kirkel - Noch bei der Kriminalitätsstatistik 2023 musste der saarländische Innenminister Reinhold Jost (SPD) einen Anstieg bei den Straftaten um knapp sechs Prozent verzeichnen.

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Ein Jahr später sprach er nun von einem "guten Tag mit Blick auf die Arbeit der Sicherheitsbehörden, insbesondere der saarländischen Polizei". Denn laut Polizeilicher Kriminalstatistik konnte der Trend des Vorjahres gestoppt und sogar umgekehrt werden: So sank die Zahl der registrierten Straftaten 2024 um 9,1 Prozent auf 65.607 Fälle. Das entspricht 6.548 weniger Delikte als 2023.

"Die Zahlen zeigen: Unser Kurs stimmt. Wir setzen auf Präsenz, Prävention und entschlossenes Handeln – und das zahlt sich offensichtlich aus", sagte Jost, als er die Statistik mit Vize-Polizeipräsidentin Natalie Grandjean und LKA-Chef Carsten Dewes im Polizeizentrum in Kirkel vorstellte.

Aufklärungsquote auf Rekordniveau

Besonders erfreulich sei, dass auch schwere Delikte zurückgegangen seien. So nahmen Gewaltkriminalität um 4,1 Prozent, Straftaten gegen das Leben um 4,9 Prozent und Sexualdelikte sogar um 13,6 Prozent ab. Zugleich liege die Aufklärungsquote mit 61,2 Prozent (plus 0,8 Punkte) auf Rekordniveau.

Dass erst am Tag zuvor ein Täter nach einem versuchten Enkeltrickbetrug in Bexbach-Frankenholz festgenommen werden konnte, sei laut Jost kein Zufall: Eine entsprechende Aufklärungskampagne zeige, wie wirksam Prävention sein könnte. 2024 seien etwa 93 Prozent der gemeldeten Betrugstaten im Versuchsstadium geblieben, die Zahl der Fälle um 34,6 Prozent gesunken.

Als besorgniserregend schätzte der Innenminister die Zunahme bei der politisch motivierten Kriminalität (PMK) ein: Sie stieg um 40 Prozent auf 987 Fälle an. Vor allem bei der "PMK rechts" sei ein deutlicher Zuwachs um 548 antisemitische und propagandistische Delikte zu beobachten gewesen.

Die Zahl der Messerangriffe hat sich auf 319 Fälle verdoppelt, besonders betroffen waren Saarbrücken und Neunkirchen. Bei den Tätern handelte es sich laut Grandjean um 166 Deutsche und 134 Nicht-Deutsche.

Dass vor vier Wochen in den beiden Städten Waffenverbotszonen eingerichtet worden, sei richtig gewesen, so der Minister. Bei 180 überprüften Personen seien 15 Verstöße festgestellt worden.

Hohe Fallzahlen bei Kinderpornografie

Einen besonderen Schwerpunkt setzt das Landeskriminalamt auf die Bekämpfung von Kinderpornografie. Laut LKA-Chef Dewes seien in einem mittlerweile eigenen Sachgebiet inzwischen 19 Mitarbeiter eingesetzt. Im vergangenen Jahr bearbeiteten sie 1.160 Anzeigen (minus 6 Prozent), zudem wurden 283 Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt. Auch in der Zukunft erwarte Dewes "weiterhin hohe Fallzahlen".

Positiv verzeichnete er, dass es auch im Bereich politisch motivierter Kriminalität eine personelle Verstärkung gegeben habe - speziell durch andere Disziplinen wie Islamwissenschaftler und Psychologen. Ziel sei es, Risiken durch psychisch auffällige Personen deutlich früher zu erkennen und rechtzeitig zu handeln. Auch dank besonderer Sprachkenntnisse sei es nun möglich, Quellen etwa im Internet gezielt auszuwerten und dadurch passgenauere Einschätzungen möglicher Täter abgeben zu können.

GdP fordert weitere Waffenverbotszonen

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Saarland mahnte in Zeiten angespannter Sicherheitslage nochmals "den hohen Stellenwert der Polizei" als Garant der Inneren Sicherheit an. "Polizei und Innere Sicherheit müssen eine Top-Priorität sein", so der Vorsitzende Andreas Rinnert.

Sorgen bereitet ihm neben Widerstand gegen und Angriffe auf Vollstreckungsbeamte auch die Verdopplung bei der Zahl der Messerangriffe. Spätestens die tödliche Messerattacke auf einen Kollegen in Mannheim habe einmal mehr gezeigt, "wie real diese Lebensgefahr ist". Vor diesem Hintergrund forderte die GdP erneut, auch außerhalb der neuen Waffenverbotszonen das Mitführen von Messern wesentlich stärker zu beschränken und zu ahnden.  © Deutsche Presse-Agentur

Waffenverbotszonen im Saarland
In Saarbrücken und Neunkirchen gelten seit einem Monat Waffenverbotszonen. (Archivbild) © dpa / Katja Sponholz/dpa
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