Dresden - Der Sächsische Lehrerverband (SLV) fordert besseren Schutz von Lehrerinnen und Lehrern vor Gewalt in der Schule.

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"Es ist nicht hinnehmbar, dass Lehrkräfte tagtäglich Gewalt ausgesetzt sind, ohne ausreichend Schutz und Unterstützung zu erfahren", erklärte SLV-Chef Michael Jung. "Die Politik muss endlich Verantwortung übernehmen, statt weiterhin abzutauchen." Gewalt an Schulen sei kein individuelles Problem, sondern ein gesellschaftliches.

Auch Cybermobbing gilt als ernstes Problem

Jung berief sich auf eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) mit einer bundesweiten Erhebung. Demnach kam es in den vergangenen fünf Jahren an 65 Prozent der Schulen zu psychischer und an 35 Prozent der Schulen zu physischer Gewalt gegen Lehrkräfte. Auch Cybermobbing gilt als ernstes Problem: 36 Prozent der Schulleitungen berichten von Lehrkräften, die im digitalen Raum angegriffen wurden.

Nur 58 Prozent der Schulleitungen fühlten sich in der Lage, betroffene Lehrer ausreichend zu unterstützen. Als Hinderungsgründe wurden mangelnde Einsicht bei Tätern, unkooperative Eltern sowie eine Vielzahl anderer Aufgaben genannt. Knapp jede zwei befragte Lehrkraft gab an, dass die Meldung von Gewaltvorfällen zu bürokratisch und zeitaufwendig organisiert ist. Das größte Hindernis für eine erfolgreiche Prävention wird im Personalmangel gesehen.

Verband fordert mehr Unterstützung und Prävention

"Unsere Lehrkräfte stehen im Regen – und das, obwohl ihre Arbeitsbedingungen immer schwieriger werden. Es braucht dringend verbindliche Schutzkonzepte, mehr Unterstützung für Prävention und weniger bürokratische Hürden bei der Meldung und Bearbeitung von Gewaltvorfällen", forderte Jung. Konkrete Zahlen nannte der Verband mit Verweis auf den Datenschutz nicht. Aber auch in Sachsen sei das ein Problem, hieß es.

Auch vor der Corona-Pandemie sei das bereits ein Thema gewesen, sagte Jung auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Aber mit Corona und den Schulschließungen hat das richtig Fahrt aufgenommen." Der Verbandschef führt das auch auf eine zunehmende Verrohung in der Gesellschaft zurück. Der ganze öffentliche Dienst sei ein großer Angriffspunkt. Das betreffe nicht bloß die Schule, sondern auch Feuerwehr, Rettungskräfte oder Arbeitsämter.

Laut Kultusministerium gibt es keine Statistik zu Vorfällen dieser Art. "Wir nehmen das Thema ernst", sagte Pressesprecherin Susann Meerheim und verwies auf mehrere Präventionsmaßnahmen in der Lehrer-Fortbildung. Zudem habe jede Schule hat ein Krisenteam und Notfallpläne. Die Schulen würden regelmäßig zu verschiedenen Notfällen geschult. Bei Krisenlagen stelle das Landesamt für Bildung und Schule Schulpsychologen ab.

Für die Forsa-Analyse wurden bundesweit 1.311 Schulleitungen befragt. Die Erhebung fand vom 11. September bis 9. Oktober 2024 statt. Die Schulleitungen konnten die Fragen telefonisch oder online über einen individuellen Befragungslink beantworten.  © Deutsche Presse-Agentur

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