Rostock - Die benötigten Proben für eine Studie zum Einfluss von Kormoranen auf den Dorschschwund zu sammeln "ist gar nicht so einfach".
Das sagt Uwe Krumme, stellvertretender Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei, das an der Studie beteiligt ist. Kormorane wechseln häufig ihre Rast- und Jagdplätze. Und die Forscher dementsprechend die Standorte, an denen sie Ausscheidungen der Tiere als Proben für ihre Untersuchungen entnehmen. Seit einem Jahr läuft das Forschungsprojekt.
Der Einfluss der Kormorane auf den Rückgang des Dorsches in der westlichen Ostsee lasse sich durch Untersuchungen an einem einzelnen Standort nur schwer ableiten, sagt Krumme. Dorsche seien ebenfalls sehr mobil. Daher sei es schwierig, aus kurzzeitig beobachteten Standorten allgemeine Aussagen abzuleiten.
Eine Voruntersuchung im Gebiet der Travemündung am Dassower See hatte nahegelegt, dass dort Kormorane so viele Dorsche fraßen, wie der gesamtdeutschen Berufsfischerei 2022 zugestanden hatte. Allerdings seien dort in diesem Jahr laut Krumme viel weniger Kormorane gewesen.
Studie soll generelle Rückschlüsse ermöglichen
Das laufende Forschungsprojekt untersucht deswegen zahlreiche küstennahe Standorte der Ostsee in Deutschland und Dänemark über einen Zeitraum von vier Jahren. "Diese Studie hat das Potenzial, erstmals ein vernünftiges Fundament für allgemeine Aussagen zu bilden", sagte Krumme.
Deswegen wollen die Forschenden auch erst Ergebnisse herausgeben, wenn ein Großteil der untersuchten Standorte ausgewertet ist. Das Forschungsprojekt ist bis 2027 angesetzt und wird vom Landwirtschaftsministerium mit 758.000 Euro aus der Fischereiabgabe des Landes Schleswig-Holstein gefördert.
Uneinigkeit im Umgang mit Kormoranen
Vergangene Studien hatten mögliche Auswirkungen von Kormoranen auf Fischbestände entlang der Ostseeküste nahegelegt, Fischer sehen ihre Existenzgrundlage durch den Kormoran bedroht. Der Landesverband der Binnenfischer MV forderte Anfang des Jahres eine Abschussprämie für Kormorane.
Tierschützer hingegen lehnen verschärfte Maßnahmen gegen Kormorane ab. Laut dem Nabu seien Rückgänge von Fischbeständen mehr auf Gewässerverschmutzung als auf den Kormoran zurückzuführen. Die Naturschützer fordern, "den Kormoran als Bestandteil unser Gewässerökosystem zu akzeptieren", heißt es auf der Nabu-Webseite zum Schutz des Kormorans.
Fast ausgerottet, nun wieder erholt
Der Kormoran ist EU-weit geschützt. Nachdem die Vogelart fast ausgerottet war, erholte sich die Population wieder. Die Zahl der Kormorane an der südwestlichen Ostsee im Raum Dänemark, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern liegt etwas unter 50.000 Brutpaaren. © Deutsche Presse-Agentur
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