• Das 16. Saisonrennen in Monza steuerte nach dem Aus von Daniel Ricciardo auf ein Finale furioso zu.
  • Doch dann ging ziemlich viel schief – und die Autos zuckelten hinter dem Safety Car ins Ziel.
  • Das ernüchternde Ende sorgte im Fahrerlager für hitzige Diskussionen.

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Als Bernd Mayländer das Feld in die letzte Runde führte, wurden die Pfiffe immer lauter. Das leidenschaftliche Publikum in Monza realisierte, dass das 16. Saisonrennen hinter Mayländers Safety Car beendet werden würde. Die über 100.000 Tifosi waren sauer, sie schimpften, pfiffen und buhten. Denn sie fühlten sich um ein Finale furioso, um eine spektakuläre letzte Runde mit einem möglichen Ferrari-Sieg beim Heimspiel betrogen. Die Chance, sie lag kurz auf dem Silbertablett, löste sich dann aber doch in Luft auf. Bitter.

Deshalb legte sich eine bleierne Schwere über die zuvor noch so euphorische Stimmung, und selbst Sieger Max Verstappen fehlte etwas. Dass Ferrari-Topstar Charles Leclerc mit Platz zwei nicht zufrieden und enttäuscht war, verwundert nicht. Es war so, als hätte man einem Rennen, das noch einmal auf einen Höhepunkt zusteuerte, den Stecker gezogen. Ein Coitus interruptus, wenn man so will. "Wir hätten uns gewünscht, dass wir noch mal Rennen fahren können. Ich habe alles gegeben und ich hätte natürlich gerne gewonnen vor den fantastischen Tifosi. Das ging halt nicht", sagte Leclerc bei Sky.

Chaotische Safety-Car-Phase

Was war passiert? In der 47. von 53 Runden musste McLaren-Pilot Daniel Ricciardo seinen Wagen zwischen den beiden Lesmo-Kurven an den Rand der Rennstrecke stellen und löste damit eine Safety-Car-Phase aus. Doch die verlief chaotisch.

So konnten die Streckenposten das Fahrzeug nicht in den neutralen Gang stellen, um es durch eine Öffnung in der Leitschiene zu schieben. Der Bergungskran war in dem Moment auch nicht der Schnellste. "Bei einer solchen Aktion steht die Sicherheit des Personals im Mittelpunkt. Die Situation war nicht gravierend genug für eine rote Flagge, also ging das Rennen unter Gelb zu Ende, so wie dieses Vorgehen bei dieser Situation zwischen der FIA und allen Wettbewerbern vereinbart worden war", stellte der Automobil-Weltverband FIA in einer Stellungnahme klar: "Das Timing der Safety-Car-Phase im Rennen spielt dabei keine Rolle." Eine rote Flagge hätte einen Abbruch und einen Restart zur Folge gehabt. Stattdessen dauerte die Bergung per Kran vier Runden lang.

Zunächst hatte sich zudem Mayländer im Safety-Car fälschlicherweise vor dem drittplatzierten George Russell eingefädelt, was Zeit kostete. Hinzu kam, dass zwischen dem führenden Verstappen und dem zweitplatzierten Leclerc noch zwei Fahrer unterwegs waren, die sich hätten zurückrunden müssen, um den Weg für einen Angriff freizumachen. Warum das nicht geschah, blieb zunächst unklar. Eine Freigabe des Rennens erfolgte daher nicht mehr.

"Kein würdiges Ende dieses Rennens"

"Das war sicher nicht die richtige Entscheidung", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko bei Sky. "Man muss auch aufhören, dass die Überrundeten durchgewunken werden. Das spielt überhaupt keine Rolle und wir hätten ein tolles Finish gesehen. Man muss den Sport in den Vordergrund stellen", sagte Marko: "Das war kein würdiges Ende dieses Rennens."

Auch bei Ferrari war man entsprechend sauer. "Es ist schon ziemlich enttäuschend, wie es gelaufen ist. Es war genug Zeit, die Autos zwischen Max und Charles da wegzubekommen. Ich weiß nicht, warum das nicht passiert ist, man hätte das alles viel schneller machen können", sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto: "Für die Show und für die Formel 1, die das eigentlich verdient hätte, dass man das Rennen nicht hinter dem Safety-Car zu Ende fährt. Die FIA hat da viel verändert, aber ich denke, sie brauchen mehr Erfahrung, und sie müssen einen besseren Job machen, denn die Formel 1 verdient das."

Haas-Teamchef Günther Steiner fühlte sich um mögliche Punkte für Mick Schumacher gebracht, der am Ende als Zwölfter durch das Ziel zuckelte. "Im Prinzip haben uns die Verantwortlichen erledigt", wetterte Steiner, weil Schumacher keinen finalen Angriff mehr starten konnte. "Wir hatten die Pace, wir hatten frische Reifen", sagte auch Schumacher.

Erinnerungen an Abu Dhabi

Bei allem Ärger: Nicht nur bei Mercedes-Teamchef Toto Wolff wurden Erinnerungen wach an das umstrittene WM-Finale 2021. In Abu Dhabi wurde das Rennen in einer ähnlichen Situation in der letzten Runde noch einmal gestartet, was zu jeder Menge Ärger und Diskussionen geführt und die Formel 1 an den Rand einer massiven Krise gebracht hatte.

Denn Verstappen hatte seinen Mercedes-Rivalen Lewis Hamilton damals in der letzten Runde noch überholt und so den WM-Titel gewonnen. Mercedes zog einen Einspruch erst Tage nach dem Finale zurück, Hamilton dachte lange über einen Rücktritt nach, Rennleiter Michael Masi erhielt Morddrohungen und hat die FIA inzwischen verlassen. Als Folge des Skandals wurde unter dem neuen Präsidenten Mohammed Ben Sulayem einiges umgekrempelt.

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"Sicherheit ist das Wichtigste"

"Der Renndirektor wird kritisiert. Aber sie haben diesmal die Regeln befolgt", brachte es Wolff auf den Punkt: "Sie haben akzeptiert, dass das Rennen hinter dem Safety-Car beendet wird. Und genau das schreiben auch die Regeln vor", ergänzte der Wiener. Das Problem ist daher nicht neu, und in den Wochen und Monaten nach Abu Dhabi wurde intensiv zwischen Teamchefs, der FIA und der Formel 1 diskutiert, ohne eine Lösung zu finden. "Daher: Deckel drauf, das passiert manchmal. Sicherheit ist das Wichtigste", sagte McLaren-Teamchef Andreas Seidl. Auch wenn die Tifosi das am Sonntag anders sahen.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenzen
  • TV-Übertragung Sky

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