- In einem Taktik-Krimi macht Max Verstappen alles richtig.
- Der Red-Bull-Pilot bezwingt beim Grand Prix in Frankreich nach langer Aufholjagd kurz vor Schluss Lewis Hamilton.
In der irren Hatz von Frankreich hat
Nach einem taktischen Geniestreich schnappte sich der Niederländer im Red Bull am Sonntag in Le Castellet mit einem Überholmanöver in der vorletzten Runde noch den Sieg.
Verstappen verschenkte Start
Bei den zwei Rennen nach der Rückkehr der Formel 1 auf den Circuit Paul Ricard hatte Mercedes nach Belieben dominiert. Hamilton gewann 2018 und 2019 jeweils von der Pole Position. Im Vorjahr war der französische Grand Prix wegen der Corona-Pandemie ausgefallen. Diesmal durften sogar pro Tag 15.000 Zuschauer dabei sein - und die sahen, dass vor allem Hamilton in Training und Qualifikation nicht mit Verstappen mithalten konnte. "Ein blaues Auge", nannte Teamchef Toto Wolff den zweiten Startplatz für Hamilton, der nur dank eines Komplett-Umbaus des Silberpfeils noch gelang.
Kurz nach dem Start aber verschenkte Verstappen seinen hart erarbeiteten Vorteil auf der Strecke, die Red Bull traditionell weniger liegt. In der ersten Kurve verlor der 23-Jährige die Kontrolle über sein Auto, schlingerte neben die Piste und musste Hamilton passieren lassen. Entsetzt ließ die Red-Bull-Crew in der Garage die zum Klatschen erhobenen Hände wieder sinken.
Dahinter änderte sich nicht viel. Bottas setzte als Dritter zur Verfolgung an, Sergio Perez mühte sich im zweiten Red Bull als Vierter um Anschluss an das Spitzentrio. Angesichts der geringen Überholmöglichkeiten auf der ungewöhnlichen bunten Strecke unweit des Mittelmeers hielt sich die Renn-Action zunächst in Grenzen.
Schumacher vom Teamkollegen überrundet
Vettel konnte sich gleich zu Beginn immerhin um einen Platz auf Rang elf verbessern. Nach den starken Auftritten in Monaco und Baku musste der Hesse diesmal wieder im Mittelfeld um Pünktchen kämpfen. Dafür hatte der viermalige Weltmeister eine andere Reifentaktik gewählt, startete auf den härtesten Gummiwalzen, um seinen Stopp länger hinauszögern zu können. So arbeitete er sich sogar bis auf Platz fünf hinter den Mercedes und Red Bull vor, ehe er zur Garage abbog.
Neuling Mick Schumacher kreiste da schon länger am Ende des Feldes. Die Freude über Startplatz 15 war schon durch einen Unfall in der Qualifikation getrübt worden. Im Rennen fiel er dann im unterlegenen Haas schon auf den ersten Kilometern zurück und wurde zwischendurch sogar von seinem russischen Teamkollegen Nikita Masepin überholt.
Mercedes wählte falsche Strategie
Auch an der Spitze kam es zum Platzwechsel. Mercedes verzockte sich bei der Strategie. So konnte Verstappen durch einen früheren Wechsel und eine schnelle Runde danach Hamilton passieren, als dieser aus der Boxengasse kam. "Wir wissen auch nicht genau, was da schief gelaufen ist", funkte der Kommandostand an den verdutzten Hamilton. Wütend versuchte der Serien-Champion zu attackieren, dicht gefolgt von Helfer Bottas.
Angetrieben von einer frischen Motoreneinheit aber behauptete Verstappen sich vor dem Mercedes-Duo. Rundenlang verteidigte er sich nervenstark gegen den drängelnden Hamilton, reifenschonend war das nicht. "Das können wir so nicht bis zum Ende durchhalten, das ist mal sicher", ließ der Niederländer seine Ingenieure wissen. Prompt änderte Red Bull die Taktik, holte Verstappen erneut zum Reifenwechsel.
Nun jagte der Jungstar die beiden Mercedes-Fahrer. Auf den frischen Pneus war Verstappen deutlich schneller, aber der Weg nach vorn war weit. Dann half Bottas mit einem Fehler. Verstappen griff zu, in der 45. Runde hatte er nur noch Hamilton vor sich. Und tatsächlich, die Taktik ging auf. Kurz vor Schluss konnte sich Hamilton nicht mehr wehren, Verstappen zog auf und davon und triumphierte. © dpa
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